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Der Bernstein-Mensch

Der Bernstein-Mensch

Titel: Der Bernstein-Mensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford & Gordon Eklund
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verärgerte: damit, daß sie so fix, so phantasiebegabt und so jung war, oder damit, daß sie eine Frau war. Einen vollkommenen Mann hätten sie vielleicht akzeptiert. Andererseits, wie weit mochte es auch an ihrer eigenen Befangenheit liegen, die sie dazu verleitete, die Männer mißzuverstehen? Sie lächelte innerlich über diesen subtilen Stich der Selbsterkenntnis; die Welt war subjektiv, und selbst innere Visionen waren verschwommen.
    Sie spuckte aus. Selbst wenn man sie in gutem Bourbon tränkte, schmeckten diese Zigarren drei Jahre, nachdem sie Havanna verlassen hatten, wie Rattenpisse.
    „Gehen wir der Reihe nach vor“, sagte Bradley. „Informieren Sie uns über Ihre gegenwärtigen Fortschritte und über das, was Sie möglicherweise in der letzten Zeit herausgefunden haben. Wenn wir damit fertig sind, werden wir versuchen, es in einen Zusammenhang zu bringen. Tom, Sie fangen an: die Aggregatsysteme.“ Bradley saß in der Mitte. In einem weitgehend fruchtlosen Versuch, Gemütlichkeit hervorzurufen, hatte man den Raum in einem Spiralwirbel von Regenbogenfarben gestrichen. Dieser Stil war auf der Erde längst aus der Mode gekommen. Dennoch war es ein willkommener Kontrast zu dem klinischen Weiß, das den größten Teil des Orb beherrschte. Hier trafen sie sich einmal pro Erdenwoche, um ihre Mission mit Sinn zu erfüllen. Eine ganze Zeitlang hatte Mara an den Sitzungen nicht teilgenommen; es passierte nie etwas hier. Erst kürzlich hatte das Vergnügen, Tom Rawlins aufzuziehen, sie wieder hergebracht.
    Mara achtete nicht auf Rawlins’ Erörterung, bis plötzlich mehrere Stimmen aufgeregt durcheinanderredeten. Sie hörte ein paar Augenblicke lang zu.
    „Ein guter Ingenieur sollte vernünftig genug sein, nicht mit Dingen herumzupfuschen, von denen er nichts versteht.“
    „Aber er mußte die Sache erledigen!“
    „Immerhin mußte doch der Stickstoffverschluß doppelt isoliert werden.“
    Aber es war nichts. Mara schrieb die plötzlich in der Luft liegende Elektrizität dem allmählich steigenden Barometerdruck zu. Seltsam, dachte sie, die andern konnten das nicht spüren. Sie waren so sensible Lebewesen, daß sie auf die leichteste Druckveränderung reagierten, aber sie konnten sie nicht direkt wahrnehmen. Der Druck im Orb wechselte während eines Arbeitstages, um die Produktivität zu fördern: Stimmungsmusik der Atmosphäre.
    Gelangweilt schaute sie im Raum herum und bemerkte die große, grün-gelbe Abbildung des Puzzles. Stirnrunzelnd spielte sie mit einer losen Strähne ihres braunen Haars. Zu Beginn war das Ding von irritierender Einfachheit. Eine Übertragung von simplen Ein/Aus-Punkten, 29 zu 53. Wie ein Beispiel aus dem Lehrbuch: 29 und 53 waren Primzahlen, und so lag der Gedanke natürlich nahe, es in ein 29-zu-53-Raster zu fassen. Und schon hatte man das Puzzle. Ein großes Objekt an der oberen, rechten Seite, wahrscheinlich ein Stern, und darunter eine Kette von sieben Planeten. Die drei nächstgelegenen waren etwa so groß wie die Erde, und die äußeren vier gehörten wahrscheinlich zur Jupiterklasse. Vom Mittelpunkt des vierten und größten Planeten zog sich eine komische kleine Linie nach links und mündete in einen Halbkreis, der den Rest der Botschaft umrahmte. Die Botschaft selbst war ganz und gar unentzifferbar. Immerhin glaubte man zu wissen, was der Kringel bedeutete: Wer immer diese Botschaft gesandt hatte, lebte auf diesem Planeten. Und diese mysteriöse Welt dort war zweifellos vom Typ des Jupiter.
    Deshalb das Orb. Begriff man das Leben auf dem Jupiter, würde man auch diese fremdartige Botschaft begreifen.
    Die Idee klang vernünftig genug. Aber es gab Probleme: Bis jetzt war es noch niemandem gelungen, auf dem Jupiter Leben zu entdecken oder sich zu erklären, wie hypothetische Wesen dort in dieser wogenden Atmosphäre jemals ein Radio bauen sollten.
    Aber es war ein Radiosignal. Es wurde in einem 16,3-Stunden-Zyklus stärker und schwächer, vermutlich mit der Rotation des Planeten. Also handelte es sich um eine lokal begrenzte Quelle auf der Oberfläche. Die Frequenz zeigte einen leichten Doppler-Effekt in einer Periode von 15,74 Jahren. Ein erklärliches Phänomen: Während der Planet seinen Newtonschen Walzer um seinen Stern tanzte, bewegte er sich in seinem Orbit progressiv auf uns zu und wieder von uns weg.
    Mit Hilfe unserer Kenntnisse über die stellaren Spektren und der sauber durchgeführten Beobachtungen über die Leuchtkraft von Alpha Libra konnten die Astrophysiker

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