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Der Bernstein-Mensch

Der Bernstein-Mensch

Titel: Der Bernstein-Mensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford & Gordon Eklund
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nicht.“
    „Ich habe nicht gesagt, daß es Ihnen gefallen soll.“
     
    Das Langstrecken-Shuttle, die Lieber nicht, hatte seinen ständigen Liegeplatz im hohlen Zentrum des Orb. Ein vierbeiniges Gerüst sicherte es gegen den sanften Zug der Zentrifugalkraft, so daß es fest an seinem Platz über der Reparaturbay blieb. Mara hakte sich an eines der Haltetaue, die zur Lieber nicht hinüberführten, und stieß sich gewandt an der Innenwand des Orb ab. Tsubata beobachtete ihre Bewegungen mit kritischem Blick. Als sie ein Stück weit geglitten war, krümmte sie sich und drehte sich so, daß ihre Füße auf das Shuttle wiesen. Sie zündete kurz ihre Düsen und bremste merklich ab. Um dem Ganzen einen größeren Reiz zu verleihen, hakte sie sich ein paar Meter vor ihrem Ziel von dem Haltetau los und landete wie eine Katze auf dem hinteren Teil der Fähre.
    „Das reicht. Nicht bewegen, bis ich dort bin“, sagte Tsubata über Sprechfunk.
    „Okay.“ Mara sah zu, wie er mühelos die zwanzig Meter zu ihr zurücklegte. Wahrscheinlich wollte er, daß sie das Manöver vermasselte; es wäre leicht zu dokumentieren, wenn er einen Freund an einem 3-D zusehen ließe, und es würde einen guten ersten Eintrag in ihre Akte abgeben. Sie wußte genug über die Struktur von Organisationen, um sich darüber klar zu sein, daß Tsubata eine dicke Akte mit Beweisen ihrer Inkompetenz würde zusammentragen müssen, wenn er sie loswerden wollte.
    Während Tsubata auf sie zukam, sah Mara sich um und befestigte die Sicherungsleine ihres Anzugs am nächsten Stahlrohr. Die meisten Shuttles, die sie gesehen hatte, sahen anders aus; sie waren aus zusammengeklaubten Einzelteilen gebaut, wie es sich gerade ergab. Die Lieber nicht hatte auch ein paar speziell angefertigte Teile, und die magnetischen Abschirmspulen waren beträchtlich größer, aber im wesentlichen war sie wie alle – nur Knochen und keine Haut. Der Pilotensitz lag genau im Schwerpunkt in der Mitte des Gefährts, umgeben von Streben, Tanks, Rohren, Tragschlaufen und Ladekammern, alles so angelegt, daß es die Sicht so wenig wie möglich behinderte. Hinter dem Sitz befand sich in einem grauen Gehäuse der Ionenantrieb. Die Fähre war klobig, aber gut ausbalanciert. Sie würde nicht ins Trudeln geraten, wenn der Pilot eine falsche Bewegung machte.
    Als Tsubata ankam, wich sie zurück auf die Rückenlehne des Pilotensitzes.
    „Ich sagte: Nicht bewegen!“ Tsubata schob sich hinter ihr her.
    „Sie werden mir ein wenig mehr Bewegungsfreiheit lassen müssen. Ich weiß, daß Sie nicht gerade rasend vor Freude sind, mich hier draußen zu sehen, aber so ist es nun einmal.“
    Wortlos beendete Tsubata das Thema mit einer Handbewegung. „Als erstes werde ich dafür sorgen, daß Sie wissen, wozu jeder einzelne Ausrüstungsgegenstand auf diesem Shuttle dient.“
    Mara hatte geglaubt, das meiste zu wissen, aber es gab doch eine verwirrende Vielfalt von Details. Da waren Treibstoffleitungssysteme, ein Röhrenkomplex für die Regulierung der Positionsdüsen, drei verschiedene supraleitfähige Magnetkonfigurationen zur Abschirmung gegen Partikel aus dem Van-Allen-Gürtel, zwei einander überlappende elektrische Systeme, ein Navigationsindex, ein Vektorenintegrator, diverse Funkanlagen, eine Notfall-Hochleistungsantenne für den Fall, daß das Orb und das Shuttle sich nicht in einer Sichtlinie befanden, Gyros, Radio, eine Schleppvorrichtung, Ersatzteile und die Sauerstoffversorgung – alles das mußte so integriert werden, daß eine Veränderung in einem System keine Fehlfunktion bei einem anderen hervorrief. In den nächsten drei Stunden vergrößerte sich Maras Respekt für Tsubata und seine Arbeit erheblich. Er machte ihr klar, daß man mit einem Shuttle nicht stur nach dem Buch verfahren konnte. Wie die meisten menschlichen Schöpfungen erforderte es Intuition, Geschick und eine gewisse hartnäckige Gerissenheit.
    Erst zwei Tage später fand Tsubata, daß sie nun kompetent genug sei, um mit der Lieber nicht auf einen Routineflug zu gehen.
     
    Sie arbeitete jetzt draußen, weit weg von mir. In den Stunden, während die anderen schlafen, denke ich darüber nach. Sie glauben nicht, daß hier in diesem Kasten eine Person ist, richtige menschliche Dinge wie Hände, ein Gesicht, Beine und Haare und ein zwinkerndes Auge. In ihren Vorstellungen sitze ich nie mit ihnen in einer Kneipe und erzähle lustige Geschichten. Auf die Schultern klopfen, ich ihnen, sie mir, hallo, Kamerad, nett, dich zu sehen,

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