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Der Bernstein-Mensch

Der Bernstein-Mensch

Titel: Der Bernstein-Mensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Gregory & Eklund Benford
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Raum un­ter der Dop­pel­kup­pel der Sta­ti­on mensch­lich er­schei­nen und brach­te die vier nä­her zu­ein­an­der. Die Sta­ti­on glich an­nä­hernd ei­ner Ku­gel, um so einen größt­mög­li­chen In­nen­raum zu schaf­fen und gleich­zei­tig den peit­schen­den Ti­t­an­win­den ei­ne ge­rin­ge Ober­flä­che ent­ge­gen­zu­set­zen. Das obe­re (und wär­me­re) der bei­den Stock­wer­ke war den Quar­tie­ren vor­be­hal­ten. Auch hier hat­te das Be­dürf­nis nach Pri­vat­sphä­re Vor­rang; für je­de Per­son stand ei­ne ei­ge­ne, en­ge Zel­le zur Ver­fü­gung.
    Nach dem Es­sen schlief die Un­ter­hal­tung ein. Tsuba­ta such­te sich einen Le­se­film aus, Ma­ra nahm ein aus­gie­bi­ges Dampf­bad und Na­ji­ma streif­te durch die Sta­ti­on und über­prüf­te mü­ßig die Ge­rä­te. Die Ke­ra­mik­wän­de wa­ren be­hängt mit Schrau­ben­schlüs­seln, Eis­ha­ken und Meß­leh­ren, kleb­strei­fen­um­wi­ckel­ten Häm­mern, stump­fen Zan­gen und kom­pli­zier­ten Ge­rät­schaf­ten mit Räd­chen und Buch­sen, de­ren Funk­ti­on Na­ji­ma of­fen­bar be­kannt war, wäh­rend Br­ad­ley nur ra­ten konn­te. Die Ar­beits­be­rei­che wa­ren un­auf­ge­räumt, wie im­mer, wenn nie­mand di­rekt ver­ant­wort­lich ist. Rol­len von Mes­sing­draht, aus­ge­fräs­te, fas­ri­ge Me­tall­stücke, Split­ter und Spä­ne von glän­zen­dem Kup­fer, wir­re Draht­knäu­el, Mi­kro­schalt­kreis­plat­ten – al­les lag wild durch­ein­an­der in den Werk­stät­ten ver­streut. Na­ji­ma ord­ne­te, sor­tier­te, re­gis­trier­te, la­ger­te, und all­mäh­lich wich die chao­ti­sche Flut zu­rück.
    Dann be­gab sich Na­ji­ma mit klap­pern­den Stie­feln über die Trep­pe nach un­ten in die Ver­sor­gungs- und Kom­mu­ni­ka­ti­ons­ebe­ne. Br­ad­ley nag­te an sei­ner Un­ter­lip­pe. Er konn­te nur war­ten.
    Er er­hob sich aus sei­nem Ses­sel und schau­te auf die große, schim­mern­de Sichtschei­be. Das gleich­mä­ßi­ge Zwie­licht von Ti­tan reg­te sich mit dem Wind. Staub­fah­nen ver­hüll­ten den Ho­ri­zont.
    Er wand­te sich ab, ging in sei­ne win­zi­ge Kam­mer und schloß die Tür. Der Schrei­ter park­te im Erd­ge­schoß, wo Na­ji­ma jetzt her­um­stö­ber­te. Br­ad­ley über­dach­te noch ein­mal die An­la­ge der Sta­ti­on, aber es bot sich ihm nichts zu tun. Er dach­te dar­an, schla­fen­zu­ge­hen oder Ma­ra zu su­chen, um mit ihr zu plau­dern, oder noch et­was von den Le­bens­mit­tel­re­ser­ven der Sta­ti­on zu es­sen, um Ener­gie zu tan­ken. Doch dann leg­te er sich hin und stu­dier­te statt­des­sen ei­ne Kar­te von der Um­ge­bung der Sta­ti­on.
    Als Na­ji­ma klopf­te, stopf­te Br­ad­ley die Kar­te un­ter das Kis­sen, be­vor er ant­wor­te­te. Aus Grün­den der psy­cho­lo­gi­schen Gleich­heit woll­te er auf sei­nen Fü­ßen ste­hen.
    Mit um­wölk­ter Stirn trat Na­ji­ma ein. „Wir soll­ten un­ter vier Au­gen mit­ein­an­der re­den“, sag­te er ge­preßt.
    „Sie ha­ben Kui­per ge­ru­fen.“ Es war kei­ne Fra­ge.
    „Dort ist ei­ne Di­rek­ti­ve von der Er­de ein­ge­gan­gen“, sag­te Na­ji­ma for­mell. Br­ad­ley spür­te, daß der Mann ner­vös war, und sein stei­fes Ge­ha­be soll­te da­zu die­nen, Br­ad­ley auf si­che­re Di­stanz zu hal­ten.
    Br­ad­ley sag­te gar nichts.
    „Sie ha­ben mich be­lo­gen.“
    „Nein.“
    „Sie ha­ben ge­sagt, Sie be­fän­den sich auf ei­nem In­spek­ti­ons­be­such. Auf ei­ner of­fi­zi­el­len …“
    „Ich ha­be im­pli­ziert, es sei of­fi­zi­ell.“
    „Sie ha­ben die Im­pli­ka­ti­on im Raum ste­hen las­sen, oh­ne sie zu kor­ri­gie­ren.“
    „Das stimmt.“
    Na­ji­ma stemm­te die Hän­de in die Hüf­ten und fun­kel­te Br­ad­ley an. „Die Er­de wuß­te nicht, daß Sie ka­men, bis Sie schon kurz vor Ti­tan wa­ren. Als man Ih­nen be­fahl, zum Orb und dann zur Er­de zu­rück­zu­keh­ren, sand­ten Sie einen Funk­spruch und sag­ten dies zu.“
    „Ich wer­de es auch tun“, ant­wor­te­te Br­ad­ley sanft.
    „Die Er­de hat ei­ne Lan­dung auf Ti­tan nicht ge­neh­migt. Sie soll­ten im Or­bit blei­ben.“
    „Das ist wahr.“
    „Dann ge­he ich seit drei Ta­gen völ­lig un­nö­ti­ge Ri­si­ken ein. Wenn Sie hier

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