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Der Bernstein-Mensch

Der Bernstein-Mensch

Titel: Der Bernstein-Mensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Gregory & Eklund Benford
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Reynolds sein? Der ers­te Mensch auf dem Mars? Der Mann, der mit den Ali­ens sprach? Der Mann, den wir brau­chen, um die Welt zu ret­ten? Br­ad­ley er­in­ner­te sich mit Ver­gnü­gen an einen Tag vor zwölf Jah­ren, als Von­da Kel­ly ge­kom­men war. Ihr Be­such war ihm tiefer im Ge­dächt­nis ge­blie­ben als die der an­de­ren, denn sie hat­te ei­ne gan­ze Nacht lang ver­sucht, ihn zur Rück­kehr zu be­we­gen, und da­bei hat­te sie so­gar Sex ein­ge­setzt. Bru­der Ling hat­te ihn gründ­lich ge­züch­tigt, weil er nicht ver­mocht hat­te, ihr zu wi­der­ste­hen. Aber das Al­ter ließ einen Mann dort un­ten schließ­lich nicht ver­dor­ren. Es mach­te es höchs­tens leich­ter, sich auf die we­ni­ger kör­per­li­chen Aspek­te des Da­seins zu kon­zen­trie­ren.
    „Dr. Reynolds, ich …“
    „Sa­gen Sie ein­fach Br­ad­ley. Der an­de­re Na­me – es ist nicht mehr mei­ner.“
    „Sir, mein Na­me ist Carr, und man hat mich be­auf­tragt, Sie um Ih­re An­we­sen­heit …“
    „Nein. Ich bin nie­mals ir­gend­wo an­we­send au­ßer hier.“ Br­ad­ley sah, daß er das Spiel be­reits ge­won­nen hat­te. Die­ser Carr, so un­be­deu­tend wie al­le nie­de­ren Bü­ro­kra­ten, zö­ger­te. Weil er sich nir­gend­wo hin­set­zen konn­te, trat er ner­vös von ei­nem Fuß auf den an­de­ren. Vor sei­nen Au­gen saß Br­ad­ley wie an­ge­wur­zelt am Bo­den und hat­te die Si­tua­ti­on völ­lig in der Hand.
    Schließ­lich faß­te Carr sich ein Herz. „Ich ha­be ei­ne Vor­la­dung.“
    Br­ad­ley streck­te die Hän­de aus. „Ver­haf­ten Sie mich.“
    „Ich bin si­cher, das wird nicht not­wen­dig sein.“ Carr igno­rier­te die Hand­ge­len­ke, die sich ihm dar­bo­ten. „Wir brau­chen nur ei­ne Stel­lung­nah­me von Ih­nen. Da die gan­ze An­ge­le­gen­heit letzt­lich von Fra­gen der Zweck­mä­ßig­keit ab­hängt, könn­te Ih­re Au­to­ri­tät viel­leicht den Aus­schlag ge­ben.“
    Br­ad­ley, der seit fünf­und­drei­ßig Jah­ren kei­ne Nach­rich­ten mehr ge­hört hat­te, frag­te: „Wo­von re­den Sie?“
    „Na, von dem Al­pha-Li­bra-Si­gnal. Dem Puzz­le.“
    Br­ad­ley spür­te, daß ihm die Si­tua­ti­on zu ent­glei­ten droh­te. In dem, was Carr sag­te, lag et­was Be­un­ru­hi­gen­des. Sei­ne Wor­te schie­nen zu vi­brie­ren von ei­ner Be­deu­tung, die weit über ih­re ober­fläch­li­che Un­ver­ständ­lich­keit hin­aus­ging.
    Er schwank­te un­si­cher. Schließ­lich ge­wann sei­ne Neu­gier die Ober­hand. „Das müs­sen Sie mir er­klä­ren.“
    „Ich kann es Ih­nen zei­gen.“ Carr zog ein Pho­to aus der ge­räu­mi­gen Ta­sche sei­nes Man­tels. „Das ist es.“
    Wie­der wich Br­ad­ley zu­rück, aber schon lag das Pho­to kühl in sei­nen Hän­den, und er konn­te nicht um­hin, es zu be­trach­ten.
    „Ein Fun­kras­ter“, sag­te er, oh­ne zu zö­gern.

    „Sie mei­nen, Sie ha­ben es wirk­lich noch nicht ge­se­hen?“ frag­te Carr ver­blüfft.
    „Wann wur­de das auf­ge­fan­gen?“
    „Vor zwei Mo­na­ten.“
    „Und hat man es ent­zif­fert?“
    „Nur die­sen Teil.“ Carr wies in ei­ne Ecke des Pho­tos. „Wir glau­ben, dies ist ihr Pla­ne­ten­sys­tem. Und das dort – das muß ih­re Hei­mat­welt sein.“
    „Das ist ein Rie­se“, sag­te Br­ad­ley.
    „Das ist das Pro­blem.“
    „Dann müs­sen sie …“ Er zuck­te hef­tig die Ach­seln, als wer­fe er ein schwe­res Ge­wicht ab. „Wer weiß?“
    „Wir wol­len es her­aus­fin­den. Ih­re Stel­lung­nah­me … ei­ne Kon­fe­renz des Aus­schus­ses für Wis­sen­schaft und Astro­nau­tik … und viel­leicht sieht dann al­les an­ders aus.“
    Er brauch­te nicht zu fra­gen, wie. Sie hat­ten einen Feh­ler be­gan­gen, aber wie soll­te er das er­klä­ren? Carr woll­te ei­ne Stel­lung­nah­me von ihm, sei­ne Un­ter­stüt­zung, sein Ge­wicht, aber der Mann, den sie such­ten, war nicht mehr hier: Br­ad­ley Reynolds, die Le­gen­de, der Space­man, ein We­sen aus ei­ner an­de­ren Zeit. Wie soll­te er Carr bei­brin­gen, daß je­ner jün­ge­re Br­ad­ley für den äl­te­ren Br­ad­ley, den al­ten Mönch, der ihm jetzt ge­gen­über­saß, ge­nau dies war: ein un­deut­li­ches Ge­sicht in ei­nem wir­ren Strang ver­bli­che­ner Er­in­ne­run­gen, ein ver­gilb­tes

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