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Der Bernstein-Mensch

Der Bernstein-Mensch

Titel: Der Bernstein-Mensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Gregory & Eklund Benford
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ge­mein­sam wei­ter. In dem schma­len Gang war kaum Platz für sie bei­de.
    Reynolds ver­such­te nicht zu re­den. So­viel er se­hen konn­te, gab es nichts mehr zu sa­gen, was sich in die­ser kur­z­en, noch ver­blei­ben­den Zeit wür­de sa­gen las­sen. Bes­ser, nichts zu sa­gen, dach­te er, als zu we­nig.
    Die Schleu­se stand of­fen. Da­hin­ter sah Reynolds den ge­drun­ge­nen Rumpf der Fäh­re, die an der Au­ßen­hül­le des Raum­schiffs hing.
    Er hat­te nichts mehr zu sa­gen. Er wand­te sich Jo­na­thon zu und mur­mel­te: „Le­ben Sie wohl“, und wäh­rend er es sag­te, frag­te er sich zum ers­ten Mal, wo­hin er ei­gent­lich zu­rück­kehr­te. Mit großer Wahr­schein­lich­keit wür­de er wie­der ein Held sein. Ei­ne ge­fei­er­te Per­sön­lich­keit. Aber das mach­te nichts: Ruhm war ver­gäng­lich, Ruhm war er­träg­lich. Zwei­hun­dert­vier­zig­tau­send Mei­len war im­mer noch ei­ne ziem­li­che Ent­fer­nung. Er wür­de schon zu­recht­kom­men.
    Als hät­te er sei­ne Ge­dan­ken ge­le­sen, sag­te Jo­na­thon: „Wer­den Sie hier­blei­ben, oder wer­den Sie auf Ih­ren Hei­mat­pla­ne­ten zu­rück­keh­ren?“
    Die Fra­ge über­rasch­te Reynolds; es war das ers­te Mal, daß der Ali­en ein per­sön­li­ches In­ter­es­se an ihm hat­te durch­bli­cken las­sen.
    „Ich blei­be hier. Hier füh­le ich mich woh­ler.“
    „Und es gibt einen neu­en Di­rek­tor?“
    „Ja. Wo­her wis­sen Sie das? Aber ich glau­be, ich wer­de wie­der be­rühmt sein. Ich kann Kel­ly zu­rück­ho­len.“
    „Sie könn­ten die Stel­le selbst be­kom­men“, sag­te Jo­na­thon.
    „Aber ich will sie nicht. Wo­her wis­sen Sie das al­les?“
    „Ich hö­re den Ster­nen zu“, sag­te Jo­na­thon.
    „Die Ster­ne le­ben, nicht wahr?“ sag­te Reynolds plötz­lich.
    „Na­tür­lich. Uns ist es er­laubt, sie als das zu se­hen, was sie sind. Ih­nen nicht. Aber Sie sind jung.“
    „Es sind Ku­geln aus io­ni­sier­tem Gas. Ther­mo­nu­klea­re Re­ak­tio­nen.“
    Der Ali­en be­weg­te den Hals, als ha­be er ein Ge­lenk dar­in. Reynolds ver­stand die­se Ges­te nicht, und er wür­de sie auch nie ver­ste­hen.
    „Wenn sie zu Ih­nen kom­men“, sag­te Jo­na­thon, „neh­men sie ei­ne Ge­stalt an, die Sie se­hen kön­nen. So ver­brin­gen sie ih­re Zeit in die­sem Uni­ver­sum. Be­trach­ten Sie sie als Tü­ren.“
    „Durch die ich nicht ge­hen kann.“
    „Ja.“
    Reynolds lä­chel­te, nick­te und trat in die Schleu­se. Hin­ter ihm zog sich der Ein­gang zu­sam­men und ver­schluck­te das Bild sei­nes Freun­des. Ein paar Au­gen­bli­cke in schwe­ben­der Stil­le, und das an­de­re En­de der Schleu­se öff­ne­te sich.
    Der Pi­lot war ein Frem­der. Reynolds igno­rier­te den Mann, zog sei­nen An­zug über, schnall­te sich fest und dach­te an Jo­na­thon. Was hat­te das We­sen ge­sagt? Ich hö­re den Ster­nen zu. Ja, und die Ster­ne hat­ten ihm auch ge­sagt, daß Kel­ly ge­feu­ert wor­den war?
    Das ge­fiel ihm nicht. Aber was ihm noch we­ni­ger ge­fiel: Als Jo­na­thon es sag­te, hat­te er nicht ge­zwin­kert.
    (a) Er hat­te die Wahr­heit ge­sagt, (b) Er konn­te lü­gen, oh­ne auch nur ein­mal mit der Wim­per zu zu­cken.
    Such dir eins aus.
    Reynolds such­te sich eins aus, und die Fäh­re fiel auf den Mond zu.

Drei
2052
Afrika

Hin­ter der ho­hen, von der rot bren­nen­den Win­ter­son­ne über­glüh­ten Klos­ter­mau­er saß Br­ad­ley Reynolds, mit nack­ten Bei­nen und oh­ne ein kör­per­li­ches Un­be­ha­gen zu füh­len. Der bren­nend hei­ße tu­ne­si­sche Sand ver­seng­te die Sei­ten sei­ner Schen­kel, aber Br­ad­ley zwang sei­nen Geist, im ton­lo­sen Rhyth­mus mit den an­de­ren braun­ge­klei­de­ten Mön­chen zu me­di­tie­ren, die mit ihm zu­sam­men einen Kreis bil­de­ten. Aber die an­de­ren wa­ren so jung. Es fiel ihm schwer, sein geis­ti­ges Au­ge auf die ewi­ge Lee­re zu kon­zen­trie­ren, wenn sein kör­per­li­cher Blick ihm im­mer wie­der Bil­der von ih­ren leuch­ten­den Ge­sich­tern zeig­te, mit glat­ter Haut, vol­len Lip­pen und kris­tall­kla­ren Au­gen. Ich war auch ein­mal wie sie, er­in­ner­te er sich lie­be­voll, aber da hat­te ich noch nicht ge­lernt, in mei­ner ju­gend­li­chen Maß­lo­sig­keit auch Sanft­mut zu

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