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Der Bernstein-Mensch

Der Bernstein-Mensch

Titel: Der Bernstein-Mensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Gregory & Eklund Benford
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zu­rück.“
    „Nein.“ Sei­ne Stim­me blieb tro­cken und un­be­wegt. „Ich kom­me her­aus und zie­he dich selbst zu­rück.“
    „Br­ad­ley, dein Herz.“
    „Ich kom­me.“
    „Du willst mir dro­hen.“
    „So?“ Sie hät­te schwö­ren kön­nen, daß er eben ge­ki­chert hat­te. „Aber ich bluf­fe nicht.“
    Wenn er es doch tat – und das glaub­te sie –, dann ließ er es sich nicht an­mer­ken. „Al­so gut. Zum Teu­fel mit dir, Br­ad­ley. Ich kom­me.“
    „Dann be­eil dich.“ Kei­ne Spur von Tri­umph.
    „Mach ich.“ Sie sah nicht ein, wie­so die­se klein­ka­rier­ten Vor­schrif­ten auch für sie gel­ten soll­ten. Da sie nicht zur Or­bi­tal­be­sat­zung ge­hör­te, be­trach­te­te sie sich als frei. Br­ad­ley Reynolds? Com­man­der oder nicht, sie war ihm kei­ne Ge­folg­schaft schul­dig. Hier drau­ßen gab es nichts zu fürch­ten. Kei­ne Rie­sen­mons­ter ka­men vor­über­ge­schwom­men, um sie zwi­schen ih­ren großen, schäu­men­den Kie­fern zu zer­mal­men. Sie war zum Ju­pi­ter ge­kom­men, um frei von dem Asyl der Er­de zu le­ben. Was tat es, wenn sie starb? Ein Men­schen­le­ben un­ter vier Mil­li­ar­den. Selbst un­ter den fünf­hun­dert Be­woh­nern des Orb war ihr Le­ben kaum ein si­gni­fi­kan­ter Fak­tor.
    Trä­ge ließ sie sich trei­ben. Das Orb – was für ein al­ber­ner Na­me! Es war kei­ne Ku­gel, es war ei­ne Blech­büch­se, ein faul ro­tie­ren­der Zy­lin­der. Ein paar hun­dert Me­ter über ih­rem Kopf hing pfann­ku­chen­för­mig der Was­ser­vor­rat, der den Ha­gel der Hoch­ener­gie-Pro­to­nen aus dem Van-Al­len-Gür­tel blo­ckier­te. Orb kam von Or­bit. Ei­ne dum­me Art, einen Na­men aus­zu­su­chen …
    „Ma­ra. Du schin­dest Zeit.“
    „Nein. Ich sag­te doch, ich kom­me.“
    „Dann …“ – er war be­tont ge­dul­dig – „… wol­len wir auch kom­men.“
    „Ich ha­be nach­ge­dacht.“ Sie kal­ku­lier­te die Ent­fer­nung nach un­ten bis zu dem ro­tie­ren­den Ober­teil des Orb. Ih­re Fäh­re lag in Bay Sechs, im Au­gen­blick al­so ge­nau auf der ge­gen­über­lie­gen­den Sei­te des Orb. Sie zu er­rei­chen war fast ge­nau­so, wie ein Pferd auf ei­nem Ka­rus­sell zu fan­gen, nur daß sie nicht ne­ben­her­lau­fen und die Ge­schwin­dig­keit aus­glei­chen konn­te. Es war zu schwie­rig, nur mit Hil­fe der Po­si­ti­ons­dü­sen einen Kreis­bo­gen zu be­schrei­ben; sie muß­te ge­ra­de­wegs hin­un­ter­glei­ten und das Orb er­rei­chen, wenn Bay Sechs vor­über­kam. Wenn sie sie ver­fehl­te, gab es im­mer noch Hand­grif­fe, an de­nen sie sich ent­lang­zie­hen konn­te. Mit ei­ni­gem Ge­nuß maß sie Zei­ten und Ent­fer­nun­gen; es war ei­ne in­ter­essan­te Kal­ku­la­ti­on – es mach­te Spaß. Bes­ser als Squash bei null g.
    „Stellt mein Abendes­sen warm“, be­fahl sie Br­ad­ley. „Eu­er ver­irr­tes klei­nes Mäd­chen kommt nach Hau­se.“
    Mit ei­nem kur­z­en Stoß aus den Dü­sen schweb­te sie auf die graue Me­tal­l­ober­sei­te des Orb zu. Bay Sechs kam her­an, und als sie si­cher war, daß die Po­si­ti­on stimm­te, dreh­te sie sich um und stieß mit den Fü­ßen zu­erst ge­gen das Deck. Die Lan­dung war nicht schlecht; sie hat­te die Bay nur um ein paar Me­ter ver­fehlt. Mit den Hän­den über­ein­an­der­grei­fend, zog sie sich an den Rand der Bay und warf einen Blick hin­un­ter auf das Shutt­le, das si­cher ver­an­kert in sei­ner Ni­sche lag. Sie schwang sich über den Rand und sah sich nach dem An­schluß des Luft­schlau­ches um. Die Luft in ih­rem An­zug war in Ord­nung; sie be­saß einen me­tal­li­schen Öl­ge­schmack, der im Hals kratz­te. Sie ent­deck­te den Schlauch auf der an­de­ren Sei­te der Bay und sprang ge­schickt hin­über.
    Das Ma­nö­vrie­ren in der Schwe­re­lo­sig­keit mach­te Spaß. Es war ei­ne Her­aus­for­de­rung, mit Au­gen, die nor­ma­ler­wei­se par­al­lel zum Erd­bo­den blick­ten, drei Di­men­sio­nen ab­zu­schät­zen. Man muß­te sich stän­dig dar­an er­in­nern, daß Oben und Un­ten eben­so wich­tig wa­ren wie die Ho­ri­zon­ta­le. Es war ei­ne grö­ße­re Welt hier, und in ge­wis­ser Wei­se ei­ne rea­le­re.
    Sie pack­te den Schlauch und stell­te die Ver­bin­dung zur Schiffs­luft her. Aber noch war sie nicht

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