Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Bernstein-Mensch

Der Bernstein-Mensch

Titel: Der Bernstein-Mensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Gregory & Eklund Benford
Vom Netzwerk:
Ju­pi­ter­mon­de, in­mit­ten sei­ner dün­nen Kie­fern­tä­fe­lung – kaum vor­stell­bar zwar, aber doch in mensch­li­chen Di­men­sio­nen. Und au­ßer­dem führ­te er den Haus­halt für ein ver­rück­tes Ge­nie, er­in­ner­te er sich, als sei­ne Bü­ro­tür auf­flog.
    „Br­ad­ley, du …“ be­gann sie.
    „Setz dich hin, Ma­ra.“ Er wies auf einen Stuhl vor sei­nem Schreib­tisch.
    Sie schüt­tel­te den Kopf und wei­ger­te sich wie im­mer, Platz zu neh­men. Na­tür­lich, Ma­ra war ver­flucht hübsch. Der Auf­wand an ge­ne­ti­schen Ma­ni­pu­la­tio­nen, der er­for­der­lich ge­we­sen war, sie her­vor­zu­brin­gen, hät­te sich auch kaum mit ei­ner häß­li­chen Schach­tel zu­frie­den ge­ge­ben. Aber manch­mal glaub­te er auch, ge­ra­de dies sei viel­leicht ihr ent­schei­den­der Feh­ler. Sie war all­zu voll­kom­men. Ei­ne An­deu­tung von Häß­lich­keit, ei­ne schlaf­fe Un­ter­lip­pe oder ein flie­hen­des Kinn, hät­te ihr viel­leicht schon et­was von ih­rer Schär­fe ge­nom­men.
    „Die­ser Raum ist un­glaub­lich“, sag­te sie und fuhr mit ei­ner Ges­te über sei­ne vie­len Kunst­ge­gen­stän­de hin­weg. Es war ein The­ma, auf das sie je­des­mal gleich zu spre­chen kam; fast schon war es zu ei­nem Ri­tu­al zwi­schen ih­nen ge­wor­den. Sie trat an den Schreib­tisch her­an, be­fin­ger­te ei­ne Krisch­na-Sta­tue und strei­chel­te über das Me­tall. „Bud­dha an ei­nem schlech­ten Tag?“ frag­te sie spöt­tisch lä­chelnd.
    „Du weißt ver­flucht ge­nau, was das ist.“ Im Zim­mer ver­teilt gab es ei­ne gan­ze Rei­he von Hin­wei­sen auf Bud­dha, und an der Wand über sei­nem Kopf hing ein sil­ber­nes Kru­zi­fix.
    „Ich fra­ge nur, weil ich dach­te, du seist so et­was. Ei­ne Art Bud­dhist.“
    „Ich bin ein Mensch. Je­de mög­li­che Ant­wort in­ter­es­siert mich.“
    „Aber was ist mit der Fra­ge?“
    „Die in­ter­es­siert mich auch.“
    „Mich nicht.“ Sie schüt­tel­te den Kopf, ließ die Sta­tue wie­der an ih­ren Platz im Nie­der­gra­vi­ta­ti­ons­feld fal­len und wand­te sich ab, um die Bü­cher­re­ga­le hin­ter ihr zu be­trach­ten, als woll­te sie sich einen Ti­tel aus­su­chen. Bei ei­ni­gen der Bü­cher konn­te sie sich ein Ki­chern nicht ver­knei­fen. Er frag­te sich, ob sie nun wohl da­zu über­ge­hen wür­de, ihn da­mit zu hän­seln, daß er so vie­le fik­ti­ve Bü­cher las, wo es doch so vie­le Fak­ten gab – und sie wür­de ein paar Bei­spie­le nen­nen –, von de­nen er nichts wuß­te.
    Aber sie dreh­te sich wort­los um. „Je­mand hat ver­sucht, mich um­zu­brin­gen“, sag­te sie gleich­mü­tig.
    Er ließ einen Au­gen­blick der Stil­le ver­strei­chen. „Bist du si­cher?“
    „Ich ma­che kei­ne Feh­ler. Be­vor ich zu­rück­kam, ha­be ich zwei­mal selbst ver­sucht, den Luft­schlauch durch­zu­schnei­den. Er ist nicht ge­ra­de aus Pa­pier. Ich ha­be den ab­ge­trenn­ten Teil ge­bor­gen. Er war aus­ge­lei­ert, als ob je­mand ver­sucht hät­te, ihn mür­be zu ma­chen.“
    „Du kannst nicht da­mit her­um­flie­gen und ihn un­be­grenzt lang­zie­hen. Das weißt du.“
    „Klar. Aber ich sa­ge dir, ich ha­be ihn nicht der­ma­ßen weit über­dehnt. Je­mand hat sich ab­sicht­lich an dem Schlauch zu schaf­fen ge­macht. Du mußt her­aus­fin­den, wer.“
    „Ir­gend­ein Ver­dacht?“
    „Nie­mand im be­son­de­ren.“ Sie schüt­tel­te den Kopf.
    Er konn­te nicht an­ders, er muß­te la­chen. Er schau­kel­te in sei­nem Ses­sel hin und her und schau­te sie an, wäh­rend sie im­mer wü­ten­der wur­de. End­lich be­ru­hig­te er sich wie­der und sag­te: „Ich könn­te dir fünf­hun­dert Ver­däch­ti­ge auf­zäh­len. Dich und mich kön­nen wir viel­leicht aus­schlie­ßen. Viel­leicht noch Co­rey. Soll ich den Rest ver­haf­ten?“
    Ih­re Na­sen­lö­cher bläh­ten sich. „Sei nicht ein sol­ches Arsch­loch!“
    „Ich könn­te mir vor­stel­len, daß die meis­ten von ih­nen ein Mo­tiv ha­ben, Ma­ra. Und ein ziem­lich gu­tes.“
    „Al­le?“ Jetzt schi­en sie wirk­lich ver­wirrt.
    Er nick­te. „Ja.“
    „Sie mö­gen mich nicht?“
    „Sa­gen wir, sie fin­den dich über­aus ir­ri­tie­rend.“
    „Nicht bloß ein oder zwei ver­irr­te Chris­ter? Ein paar

Weitere Kostenlose Bücher