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Der Bernstein-Mensch

Der Bernstein-Mensch

Titel: Der Bernstein-Mensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Gregory & Eklund Benford
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be­reit. Nein, be­vor sie hin­ein­ging, woll­te sie noch ein­mal einen Blick auf den gi­gan­ti­schen Pla­ne­ten wer­fen. Sie ver­fluch­te Br­ad­ley, der sie in ih­rem Frie­den ge­stört hat­te. Sie war un­ru­hig, und ih­re Keh­le brann­te; in drei Ta­gen er­war­te­te sie ih­re Pe­ri­ode. Ei­nem Im­puls fol­gend, stieß sie sich sanft nach oben und schweb­te plötz­lich frei über der Bay. Der Ro­te Reck hing jetzt grö­ßer vor ihr, wie ei­ne of­fe­ne Wun­de, be­vor sich ei­ne Krus­te ge­bil­det hat­te. Bei dem An­blick fühl­te sie sich so­gleich bes­ser. Sie war wie­der frei. Sie zog die Knie an, so­weit ihr An­zug das ge­stat­te­te, und voll­führ­te ei­ne Rol­le im Raum. Sie lach­te laut. Und Br­ad­ley? Sie hör­te, wie er jam­mer­te. Was konn­te sie tun, um ihn auf­zu­mun­tern? Die Mög­lich­kei­ten wa­ren gren­zen­los. Sie könn­te ein Lied­chen sin­gen oder ei­ne klei­ne Step­tanz­vor­stel­lung bei null g ge­ben. Viel­leicht soll­te sie ihm auch ein­fach ei­ne lan­ge Na­se dre­hen und dann einen Über­schlag ma­chen. Oder sie könn­te …
    Et­was zerr­te an ihr und gab dann nach.
    Sie glitt nach links weg. Ein leich­ter Stoß hat­te …
    Der Luft­schlauch. Jetzt be­griff sie: Er war ge­ris­sen.
    Das be­deu­te­te – schlicht und ein­fach –, daß sie tot war.
    In ih­ren Oh­ren knack­te es. Au­to­ma­tisch griff sie hin­ter sich und er­wi­sch­te den wild hin und her we­deln­den Schlauch. Sie pack­te ihn mit ei­ner Hand und drück­te ihn zu­sam­men. Sie ver­such­te ein­zuat­men. Nichts. Ih­re Lun­gen woll­ten sich nicht fül­len.
    Sie be­rühr­te den Aus­lö­ser der Po­si­ti­ons­dü­sen, vi­sier­te Bay Sechs an und gab Feu­er. Schnell, zu schnell, kam das Orb her­auf­ge­schwom­men. Sie be­gann, sich zur Lan­dung zu dre­hen, und ver­such­te, mit ei­ner Hand zu ma­nö­vrie­ren, wäh­rend sie mit der an­de­ren den Schlauch um­klam­mert hielt. Ich bin tot, er­in­ner­te sie sich plötz­lich. Beim Lan­den stieß sie hef­tig mit ei­nem Fuß auf die Deck­plat­ten. Ein zu­cken­der Schmerz brann­te sich in ihr Bein. Sie wir­bel­te da­von, am Stoß­fän­ger der Fäh­re vor­über, und prall­te ge­gen die an­de­re Sei­te der Bay. Ein brül­len­des Rau­schen ström­te durch ih­ren Kopf. Bin ich jetzt tot? frag­te sie sich.
    Wo war die Sau­er­stoff­fla­sche ih­res An­zugs? Sie hat­te ver­ges­sen, sie in die Decks­hal­te­rung zu klem­men, und jetzt, da sie ver­zwei­felt su­chend um­her­schau­te, war sie nir­gends zu se­hen.
    Br­ad­ley brüll­te un­zu­sam­men­hän­gend in ih­ren tau­ben Oh­ren. Wenn sie ihn hö­ren könn­te, muß­te das wohl be­deu­ten, daß sie doch noch nicht tot war. Er wür­de al­les auf dem Vi­deo mit­an­se­hen. So war sie tat­säch­lich noch da­zu ge­kom­men, ih­re Vor­stel­lung zu ge­ben: der ab­ge­trenn­te Schlauch, der wild um­her­schlug und sich um sich selbst schlang, das Mäd­chen, das hilf­los durch die Bay flog …
    Die Sau­er­stoff­fla­sche war fort. Krampf­haft be­müh­te sie sich, klar zu den­ken. Es blieb ihr nur der Schlauch. Sie konn­te das En­de nicht er­wi­schen; der Schlauch peitsch­te um­her wie ei­ne wü­ten­de Schlan­ge. Sie such­te nach dem Schnei­de­la­ser. Er hing in sei­ner Hal­te­rung an der an­de­ren Sei­te der Bay. Sie stieß sich ab und roll­te her­um, um den Auf­prall mit dem Rücken auf­zu­fan­gen. Der La­ser war ein klei­nes Prä­zi­si­ons­in­stru­ment, das sie mit ei­ner Hand be­die­nen konn­te. Sie riß ihn aus der Auf­hän­gung und mach­te ihn be­triebs­be­reit. Ih­re Oh­ren poch­ten schmerz­haft. Sie stöhn­te lei­se.
    Jetzt der Schlauch. Wie­der stieß sie sich ab und trieb trä­ge zur An­schluß­stel­le des Luft­schlau­ches, wo die­ser mit dem Orb ver­bun­den war. Der Schlauch schlug und schnapp­te. Sie ach­te­te nicht dar­auf. Das Stamp­fen in ih­ren Oh­ren tos­te wie rie­si­ge Wo­gen in ei­nem Sturm. In ih­rer Brust brann­te es. Die Welt be­weg­te sich in war­mer, fau­ler Ge­mäch­lich­keit. Es war Zeit ge­nug für al­les – für ih­re Auf­ga­be, für einen Blick auf die tan­zen­den, ro­sa­far­be­nen Bän­der des Ju­pi­ter und für mehr.
    Un­ter Auf­bie­tung ih­res gan­zen Wil­lens er­griff sie den Schlauch,

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