Der Bernstein-Mensch
hielt den Schneidelaser gegen das Anschlußstück und schaltete ihn ein. Ein dünner gelber Strahl schoß hervor und durchschnitt den Schlauch. Mit einem Luftstoß flog das amputierte Stück davon. Sie konnte das Gas sehen; die kleinen Lichter kräuselten sich in ihm. Seltsam – ein angeblich unsichtbares Gas. Purpurrote Flecken erschienen in ihren Augenwinkeln und bildeten verrückte, beinahe sinnvolle Muster. Sie versuchte, sich auf die Farben zu konzentrieren, aber …
Nein. Sie zog den Schlauch, der an der Rückseite ihres Helmes hing, nach vorn und kappte ihn auf Armeslänge. Dann warf sie sich nach vorn, preßte den Stummel ihres Helmschlauches gegen den Anschluß, der aus der Hülle des Orb hervorragte, und zwängte ihn, gegen die herausströmende Luft ankämpfend, über den Stutzen. Es gab einen Grund dafür, dies zu tun. Es war wichtig. Es war etwas, das weit, weit zurücklag. Es …
Es knackte in ihren Ohren. Die purpurne Finsternis verlor sich und wehte davon. Mit beiden Händen hielt sie den Schlauch auf den Stutzen gepreßt und atmete keuchend in kurzen, schnellen Zügen. Sie schwebte, fest am Luftstutzen verankert.
Sobald sie konnte, sagte sie Bradley, er solle still sein. „Ich bin okay. Siehst du das nicht? Jetzt schick mir jemanden heraus – bitte. Rette mich.“
Bradley Reynolds war überzeugt, daß Tolstoi recht hatte – die Ereignisse formen den Menschen, nicht das Universum. Eine Zeit lang hatte er geglaubt, diese enervierenden Sternenanbeter seien der Vektor seines Lebens gewesen, die seine Geschichte besiegelten, als sie auf ihrer Diamantenkette von Explosionen aus dem Sonnensystem hinausritten. Dann war er überzeugt gewesen, das Kloster sei der wichtigste Faktor. Und jetzt war er hier, fünfundneunzig Jahre alt und eingeschlossen in einem künstlichen Satelliten, einer Blechbüchse, die den Jupiter umkreiste. Und so hatte er schließlich aufgehört, an seine Selbstbestimmung zu glauben. Er machte die Geschichte nicht, wenngleich er weiß Gott genug davon mit angesehen hatte. Nein, er war ein unfreiwilliger Passagier im Strom der Zeit. Die einzige Wahl, die er mit Bewußtsein getroffen hatte, auf dem Mars und mit Jonathon und in Afrika, war gewesen, zu schwimmen und nicht zu versinken. Es war töricht, so sich abzukämpfen und ein fernes Ufer erreichen zu wollen, irgendein Trugbild des Geistes. Der Strom selbst war das Ziel.
Er betrachtete sein Büro. Dünne Kiefernholztäfelung. Ein Leichtbautisch mit einem Rohrrahmen. Ein 3-D von der Brandung in Baja. Das leise Summen von Maschinen drang beständig herein. Niemals konnte er einen Gedankenvorgang vollenden.
Es war schon seltsam, daß Jonathon und sein Volk dafür verantwortlich waren, daß er sich jetzt hier an diesem ausgetrockneten Ort befand. Die Erde hatte ungeheure Antennensysteme errichtet, um noch einmal Verbindung mit Jonathon aufzunehmen, aber das hatte man schnell wieder aufgegeben, als es offensichtlich wurde, daß die Aliens nicht antworten wollten. Und so hatte man die gigantischen Antennen auf den Horchbetrieb umgeschaltet und nach Radiosignalen von ande ren nahegelegenen Zivilisationen gesucht. Der Besuch der Aliens bedeutete schließlich, daß das Leben wahrscheinlich im Universum verbreitet war. Es mußte noch andere geben.
Alte Argumente, neu verpackt und als Forschungsprojekt verkauft. Zum Glück klappte es. Beinahe sofort wurde das Alpha-Libra-Puzzle aufgefangen. Es brachte diverse Kräfte in Bewegung, die Bradley aus seiner afrikanischen Umgebung herausrissen und hierher schossen. Nun war er Commander des Orb, schickte Atmosphäresonden aus und untersuchte die eisigen
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