Der Bernstein-Mensch
bemerkte die große, grün-gelbe Abbildung des Puzzles. Stirnrunzelnd spielte sie mit einer losen Strähne ihres braunen Haars. Zu Beginn war das Ding von irritierender Einfachheit. Eine Übertragung von simplen Ein/Aus-Punkten, 29 zu 53. Wie ein Beispiel aus dem Lehrbuch: 29 und 53 waren Primzahlen, und so lag der Gedanke natürlich nahe, es in ein 29-zu-53-Raster zu fassen. Und schon hatte man das Puzzle. Ein großes Objekt an der oberen, rechten Seite, wahrscheinlich ein Stern, und darunter eine Kette von sieben Planeten. Die drei nächstgelegenen waren etwa so groß wie die Erde, und die äußeren vier gehörten wahrscheinlich zur Jupiterklasse. Vom Mittelpunkt des vierten und größten Planeten zog sich eine komische kleine Linie nach links und mündete in einen Halbkreis, der den Rest der Botschaft umrahmte. Die Botschaft selbst war ganz und gar unentzifferbar. Immerhin glaubte man zu wissen, was der Kringel bedeutete: Wer immer diese Botschaft gesandt hatte, lebte auf diesem Planeten. Und diese mysteriöse Welt dort war zweifellos vom Typ des Jupiter.
Deshalb das Orb. Begriff man das Leben auf dem Jupiter, würde man auch diese fremdartige Botschaft begreifen.
Die Idee klang vernünftig genug. Aber es gab Probleme: Bis jetzt war es noch niemandem gelungen, auf dem Jupiter Leben zu entdecken oder sich zu erklären, wie hypothetische Wesen dort in dieser wogenden Atmosphäre jemals ein Radio bauen sollten.
Aber es war ein Radiosignal. Es wurde in einem 16,3-Stunden-Zyklus stärker und schwächer, vermutlich mit der Rotation des Planeten. Also handelte es sich um eine lokal begrenzte Quelle auf der Oberfläche. Die Frequenz zeigte einen leichten Doppler-Effekt in einer Periode von 15,74 Jahren. Ein erklärliches Phänomen: Während der Planet seinen Newtonschen Walzer um seinen Stern tanzte, bewegte er sich in seinem Orbit progressiv auf uns zu und wieder von uns weg.
Mit Hilfe unserer Kenntnisse über die stellaren Spektren und der sauber durchgeführten Beobachtungen über die Leuchtkraft von Alpha Libra konnten die Astrophysiker eine ziemlich genaue Schätzung von Alpha Libras Masse abgeben. Die Anwendung der Keplerschen Gesetze auf den unsichtbaren Orbit des Planeten ergab, daß die Signalquelle sich etwa 7,2 Astronomische Einheiten vor dem Stern befand – genau richtig für einen Gasriesen vom Typ Jupiter oder Saturn.
Alles das, ohne das Signal jemals zu entziffern.
Was sich als unmöglich erwies.
„Irgendwelche neuen Ideen?“ fragte Bradley jetzt.
Arthur Vance, ein Linguistikexperte, hatte eine, aber bevor er noch ein Dutzend Worte gesprochen hatte, hatte Mara seine Idee erfaßt, begriffen, analysiert und verworfen – sie war nicht nur unzutreffend, sondern auch irreführend: ein Holzweg. Trotzdem redete Vance weiter. Ihre Gedanken schweiften ab.
An ihrer Zigarre paffend stand sie auf, ohne dabei zu versuchen, ihre störende Bewegung zu dämpfen, und ging dorthin, wo Corey in seinem Kasten am Boden stand. Mehr als eine wohlmeinende Seele hatte Corey schon für ein Möbelstück gehalten – ein Stahlkasten, auf zwei großen Rädern, mit einer Reihe von Tasten und Sensoren oben und an den Seiten. Ein lebender Stahlschrank. Eine abgeschaltete TV-Konsole. Aber Corey war der einzige andere Manip an Bord, ihr Bruder … oder ihre Schwester.
„Ich hatte vor, dich heute zu besuchen“, sagte Mara zu dem Kasten. Ihre Stimme klang mutwillig laut. Vance fuhr fort, eine syntaktische Strategie zu umreißen. „Ich hatte draußen ein paar Schwierigkeiten.“
Ein Lampenpaar oben auf dem Stahlkasten leuchtete auf. Eine Stimme murmelte, schnurrend wie eine
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