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Der Bernstein-Mensch

Der Bernstein-Mensch

Titel: Der Bernstein-Mensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Gregory & Eklund Benford
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Kat­ze. „Man sagt, du seist bei­na­he ge­stor­ben.“
    „Ein Un­fall.“ Sie zuck­te die Ach­seln.
    „Aber ei­ni­ge sa­gen mir, der Schlauch sei ab­sicht­lich durch­trennt wor­den.“
    „Wunsch­den­ken viel­leicht. Warum soll­te das je­mand tun?“
    „Sie mö­gen dich nicht, Ma­ra. Die En­ge des Orb läßt viel Feind­se­lig­keit ent­ste­hen. Du bist zu gut für sie.“
    „Könn­te sein.“ Sie lä­chel­te nicht.
    „Ist dir die Iden­ti­tät der be­tref­fen­den Per­son be­kannt?“
    „Nicht ge­nau. Ich ha­be sie auf fünf­hun­dert Mög­lich­kei­ten ein­schrän­ken kön­nen. Br­ad­ley sagt, er war’s nicht. Ich weiß, daß ich es nicht war und daß du es auch nicht warst. Ich neh­me an, es war ei­ner der an­de­ren.“
    „Wir müs­sen die­sen einen ent­lar­ven und …“
    „Ver­flucht noch mal!“ Das war Raw­lins. Of­fen­sicht­lich hat­te er, nach­dem Van­ce sei­ne ba­na­le Idee vor­ge­tra­gen hat­te, sel­ber ei­ne ge­habt. „Wenn Sie das hier nicht in­ter­es­siert, Ma­ra, wie­so ge­hen Sie dann nicht hin­aus und las­sen die an­dern un­ge­stört re­den?“
    Sie dreh­te sich lang­sam um und sah ihm ins Ge­sicht. „Ich ha­be Van­ces Idee be­reits ana­ly­siert. Er will das Si­gnal als co­dier­tes öko­lo­gi­sches Sche­ma in­ter­pre­tie­ren, das auf den ver­schie­de­nen Schich­ten in der At­mo­sphä­re ei­nes Pla­ne­ten vom Ju­pi­ter-Typ ba­siert. Okay, viel­leicht sind Amo­ni­ak-Strö­mungs­ra­ten al­les, was die­se Din­ge ken­nen. Aber Van­ce hat ver­sucht, ein Körn­chen Wahr­heit in ei­ne Art in­tel­lek­tu­el­len Puffreis zu wer­fen. Es wird nicht funk­tio­nie­ren. Ich weiß es. Ich ha­be es schon pro­biert.“
    „Ma­ra“, sag­te Br­ad­ley, „zu­min­dest könn­test du ihn aber …“
    „Er kann sei­ne ei­ge­ne Zeit ver­plem­pern, aber nicht mei­ne.“
    „Dann scher dich hier raus.“ Br­ad­leys Stim­me war bis­sig.
    „Ich wer­de nicht …“
    „Ma­ra“, sag­te er lei­se, „das ist mein Ernst.“
    Sie warf einen Blick auf Co­rey. Ein Licht an der Sei­te des Kas­tens tanz­te kurz in ei­nem ro­ten Mus­ter: ihr Pri­vat­co­de. Oh­ne sich noch ein­mal um­zu­se­hen, dreh­te sie sich um und ging durch die Tür. Der Kas­ten roll­te hin­ter ihr her.
    „Idio­ten“, sag­te sie, als sie im Gang wa­ren. „Gott­ver­damm­te Schwach­köp­fe.“
    „Br­ad­ley war sehr zor­nig.“
    „Oder er woll­te, daß es so aus­sah. Er ist ein ziem­lich gu­ter Po­li­ti­ker, wenn er dar­an denkt.“
    „Ich dach­te, er sei über sol­che ir­di­schen Din­ge hin­aus. Er scheint ein sehr mys­ti­scher, tie­fre­li­gi­öser Mann zu sein.“
    Mit sin­gen­der Stim­me und in ei­ner recht gu­ten Par­odie auf Br­ad­ley sag­te Ma­ra: „Wenn man oh­ne zu la­chen dar­über nach­den­ken kann, wird die Fra­ge der Exis­tenz zu ei­ner sehr rea­len.“
    Co­rey mach­te ein Ge­räusch, das wie La­chen klang, ein tro­ckenes, bel­len­des Ras­peln.
    „Das kannst du auch im­mer bes­ser“, sag­te Ma­ra.
    „Ja, die Os­zil­la­ti­on des Ver­bal-Out­puts be­sitzt in neura­ler Hin­sicht ei­ne recht an­ge­neh­me Wir­kung. Sie wirkt be­frei­end.“
    „Dann hast du’s. Komm, wir ge­hen in dein Zim­mer und spie­len Schach. Ich ha­be Lan­ge­wei­le.“
    „Du wirst mich schla­gen.“
    „Dies­mal viel­leicht nicht“, er­wi­der­te sie.
    Ich las­se sie Co­rey zu mir sa­gen, aber ich ver­ra­te ih­nen nicht, ob ich Mann oder Frau bin. Ma­ra al­lein weiß das, aber sie hat ge­schwo­ren, nie­mals dar­über zu spre­chen. Ich zie­he mei­nen Kö­nigs­sprin­ger vor, las­se ihn schran­ken­los durch den Raum sprin­gen und schla­ge ih­ren Bau­ern. Leicht und luf­tig sen­ke ich mich auf das Feld her­ab. Ein Wett­streit un­be­stech­li­cher Geo­me­trie, ein eu­kli­di­scher Ge­nuß. Er läßt al­le an­de­ren Er­in­ne­run­gen ver­sin­ken. Mei­ne ers­te Er­in­ne­rung, nach­dem ich in die­sem Kas­ten zur Welt kam, war das lei­se Wim­mern ei­ner wei­nen­den Frau. „Mein Gott, mein Gott, was, was …?“ Ich ver­stand so­fort – das heißt, ich ver­stand die Wor­te –, aber ih­re vol­le Be­deu­tung ha­be ich nie er­faßt. Wir set­zen mit ei­ner zeit­li­chen Be­gren­zung von zehn Se­kun­den, aber Ma­ra braucht we­ni­ger als

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