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Der Bernstein-Mensch

Der Bernstein-Mensch

Titel: Der Bernstein-Mensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Gregory & Eklund Benford
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wie.“
    „Aber ich könn­te doch kaum … Ich kann doch nicht ein­fach …“
    „Ich kann.“ Ma­ra mach­te ihm ei­ne schnel­le Rech­nung auf: Luft­vo­lu­men des Orb, Zy­klus­ra­te, mensch­li­che Durch­schnitt­sex­ha­la­ti­on, Luft­strom im Sit­zungs­raum. „Selbst wenn wir al­le rauch­ten, wür­de nie­mand ver­gif­tet wer­den.“ Sie blies ei­ne di­cke, blau­graue Rauch­wol­ke zu Raw­lins hin­über.
    Er wur­de rot wie ein Ra­dies­chen; es sah nicht gut aus. Br­ad­ley sprang in die Bre­sche. „Tom, wir wis­sen al­le, wie sie ist. Las­sen Sie ihr ein paar von ih­ren Über­spannt­hei­ten. Wir wer­den’s über­le­ben.“
    „Wenn wir nicht er­sti­cken.“
    Ma­ra wie­der­hol­te das End­er­geb­nis ih­rer Rech­nung und ließ ei­ne zwei­te Rauch­wol­ke los.
    Al­le wa­ren zu­ge­gen: ein Dut­zend Män­ner und sie, die ein­zi­ge Frau. Und auch Co­rey, was im­mer es war. Sie fand es amüsant, daß man, bei al­lem Ge­re­de auf der Er­de über die end­lich er­reich­te Gleich­heit der Ge­schlech­ter, wenn man in die obe­ren Be­rei­che ei­ner be­lie­bi­gen Grup­pe oder ei­nes Be­ru­fes vor­drang, un­wei­ger­lich auf bär­ti­ge Ge­sich­ter stieß. Die ein­zi­ge Aus­nah­me bil­de­ten wahr­schein­lich die Hu­ren, und auch das, glaub­te sie, könn­te sich noch än­dern.
    Mit­un­ter frag­te sie sich, wo­mit sie sie wohl am meis­ten ver­är­ger­te: da­mit, daß sie so fix, so phan­ta­sie­be­gabt und so jung war, oder da­mit, daß sie ei­ne Frau war. Einen voll­kom­me­nen Mann hät­ten sie viel­leicht ak­zep­tiert. An­de­rer­seits, wie weit moch­te es auch an ih­rer ei­ge­nen Be­fan­gen­heit lie­gen, die sie da­zu ver­lei­te­te, die Män­ner miß­zu­ver­ste­hen? Sie lä­chel­te in­ner­lich über die­sen sub­ti­len Stich der Selbs­t­er­kennt­nis; die Welt war sub­jek­tiv, und selbst in­ne­re Vi­sio­nen wa­ren ver­schwom­men.
    Sie spuck­te aus. Selbst wenn man sie in gu­tem Bour­bon tränk­te, schmeck­ten die­se Zi­gar­ren drei Jah­re, nach­dem sie Ha­van­na ver­las­sen hat­ten, wie Rat­ten­pis­se.
    „Ge­hen wir der Rei­he nach vor“, sag­te Br­ad­ley. „In­for­mie­ren Sie uns über Ih­re ge­gen­wär­ti­gen Fort­schrit­te und über das, was Sie mög­li­cher­wei­se in der letz­ten Zeit her­aus­ge­fun­den ha­ben. Wenn wir da­mit fer­tig sind, wer­den wir ver­su­chen, es in einen Zu­sam­men­hang zu brin­gen. Tom, Sie fan­gen an: die Ag­gre­gat­sys­te­me.“ Br­ad­ley saß in der Mit­te. In ei­nem weit­ge­hend frucht­lo­sen Ver­such, Ge­müt­lich­keit her­vor­zu­ru­fen, hat­te man den Raum in ei­nem Spi­ral­wir­bel von Re­gen­bo­gen­far­ben ge­stri­chen. Die­ser Stil war auf der Er­de längst aus der Mo­de ge­kom­men. Den­noch war es ein will­kom­me­ner Kon­trast zu dem kli­ni­schen Weiß, das den größ­ten Teil des Orb be­herrsch­te. Hier tra­fen sie sich ein­mal pro Er­den­wo­che, um ih­re Missi­on mit Sinn zu er­fül­len. Ei­ne gan­ze Zeit­lang hat­te Ma­ra an den Sit­zun­gen nicht teil­ge­nom­men; es pas­sier­te nie et­was hier. Erst kürz­lich hat­te das Ver­gnü­gen, Tom Raw­lins auf­zu­zie­hen, sie wie­der her­ge­bracht.
    Ma­ra ach­te­te nicht auf Raw­lins’ Er­ör­te­rung, bis plötz­lich meh­re­re Stim­men auf­ge­regt durch­ein­an­der­re­de­ten. Sie hör­te ein paar Au­gen­bli­cke lang zu.
    „Ein gu­ter In­ge­nieur soll­te ver­nünf­tig ge­nug sein, nicht mit Din­gen her­um­zup­fu­schen, von de­nen er nichts ver­steht.“
    „Aber er muß­te die Sa­che er­le­di­gen!“
    „Im­mer­hin muß­te doch der Stick­stoff­ver­schluß dop­pelt iso­liert wer­den.“
    Aber es war nichts. Ma­ra schrieb die plötz­lich in der Luft lie­gen­de Elek­tri­zi­tät dem all­mäh­lich stei­gen­den Ba­ro­me­ter­druck zu. Selt­sam, dach­te sie, die an­dern konn­ten das nicht spü­ren. Sie wa­ren so sen­si­ble Le­be­we­sen, daß sie auf die leich­tes­te Druck­ver­än­de­rung rea­gier­ten, aber sie konn­ten sie nicht di­rekt wahr­neh­men. Der Druck im Orb wech­sel­te wäh­rend ei­nes Ar­beits­ta­ges, um die Pro­duk­ti­vi­tät zu för­dern: Stim­mungs­mu­sik der At­mo­sphä­re.
    Ge­lang­weilt schau­te sie im Raum her­um und

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