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Der Bernstein-Mensch

Der Bernstein-Mensch

Titel: Der Bernstein-Mensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Gregory & Eklund Benford
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3-D-Schir­men se­hen.“
    „Du lie­be Gü­te, Schir­me! Fünf Decks un­ter un­se­ren Fü­ßen liegt hoch­gra­di­ges Va­ku­um und da­hin­ter der Ju­pi­ter. Wenn du dein Bü­ro auf die Voll­gra­vi­ta­ti­ons­ebe­ne ver­le­gen und ein Loch in den Bo­den schnei­den wür­dest, könn­test du ihn se­hen.“
    „Voll­gra­vi­ta­ti­on ist nicht gut für mich.“ Wäh­rend er das sag­te, glaub­te Br­ad­ley zu spü­ren, wie die Teil­gra­vi­ta­ti­on sanft an sei­nen Ar­te­ri­en zerr­te und den loya­len Strom sei­nes Blu­tes ver­lang­sam­te. „Oh­ne­hin ist das kein be­son­ders ein­drucks­vol­ler An­blick, wenn er al­le acht­zehn Se­kun­den vor­bei­kommt und du stehst mit den Fü­ßen drauf.“
    „Dann soll­test du ihn di­rekt er­le­ben. Das ist es ja, was ich will. Die meis­te Zeit mei­nes Le­bens ha­be ich zwi­schen Wän­den von Com­pu­ter­leh­rern ver­bracht, zwi­schen Bü­chern und Bio­d­ap­tern, die mich stän­dig an­starr­ten. Ich wuß­te ja kaum, daß es noch et­was an­de­res gab. Es hat Jah­re ge­dau­ert, bis mir klar wur­de, daß ich auf­hö­ren muß­te, wie ei­ne ge­hor­sa­me Rat­te durch ein maß­ge­schnei­der­tes La­by­rinth zu ren­nen. Das Schwie­ri­ge am Da­sein ei­nes Ma­nip ist es, daß man nie ei­ne Chan­ce be­kommt, für die Welt die Bei­ne breitz­u­ma­chen.“
    „Ich ha­be im­mer ge­dacht, das hät­test du aus­rei­chend ge­tan?“
    „Das war nicht mehr, als mir zu­stand.“ Ma­ra lä­chel­te breit, ein un­er­war­te­ter Aus­bruch schie­ren Ver­gnü­gens. „Man hat mich ge­wo­gen und als wol­lüs­tig be­fun­den.“
    Br­ad­ley sah plötz­lich wie in ei­ner Traum­vi­si­on vor sich, wie sie sich paar­te, laut­los, ir­gend­wo, mit ge­spreiz­ten Bei­nen, ih­re glat­te Haut mit Schat­ten­tup­fen ge­spren­kelt. Der end­lo­se Beat der Bio­lo­gie. Der sal­zi­ge Mo­schus­duft ei­ner Frau stieg ihm in die Na­se, und das Tem­po be­schleu­nig­te sich. Das mensch­li­che We­sen als ei­ne be­son­ders ef­fi­zi­en­te Me­tho­de der RNS-Uber­tra­gung. Lan­ge Ket­ten­mo­le­kü­le, die sich wan­den und um­ein­an­der­schlan­gen, Phos­phor und Was­ser­stoff zu Spin­nen und Sa­la­man­dern preß­ten. Der end­lo­se, ver­schlun­ge­ne Pfad der Evo­lu­ti­on; um ihn zu ver­ste­hen, braucht man St. Pau­lus und Paul Til­lich, Pau­li und Paul Mc­Cart­ney. Gott er­fand den Or­gas­mus, da­mit wir wis­sen, wann wir auf­hö­ren müs­sen.
    Er merk­te, daß lan­ge Zeit Schwei­gen ge­herrscht hat­te. Als er et­was sa­gen woll­te, be­gann der Mo­ni­tor auf sei­nem Tisch zu fie­pen. Au­to­ma­tisch be­tä­tig­te er einen Schal­ter, und hin­ter Ma­ra öff­ne­te sich die Tür wie die Schwin­gen ei­nes Pte­ro­dak­ty­los. Ein Mann steck­te sei­nen Kopf her­ein. „Die Be­spre­chung hat schon an­ge­fan­gen, Br­ad­ley.“
    Ma­ra zog in al­ler See­len­ru­he ei­ne sechs Zoll lan­ge, schwar­ze Zi­gar­re aus ih­rer Hüft­ta­sche und schäl­te sorg­fäl­tig die Plas­tik­hül­le ab. Sie knüll­te sie zu ei­ner Ku­gel zu­sam­men und warf sie ziel­los ir­gend je­man­dem über die Schul­ter. Dann nahm sie die Zi­gar­re in bei­de Hän­de, leg­te sie der Län­ge nach zwi­schen ih­re Lip­pen und be­feuch­te­te be­hut­sam das Deck­blatt von ei­nem En­de zum an­dern. Lang­sam schob sie sich die Spit­ze in den Mund, biß das En­de ab und spuck­te aus.
    Dann riß sie ein Streich­holz an.
    Jetzt erst rea­gier­te Tom Raw­lins. „Br­ad­ley, ich pro­tes­tie­re. Kön­nen wir hier drin­nen nicht we­nigs­tens die Luft sau­ber­hal­ten?“ Tom Raw­lins war es, den Ma­ra ne­ben Br­ad­ley am liebs­ten aufs Korn nahm. Er war ein fet­ter, wich­tig­tue­ri­scher Mann und mehr oder we­ni­ger ver­ant­wort­lich für die Rück­ho­l­ag­gre­gat­sys­te­me. Ein oder zwei­mal hat­te es tat­säch­lich so aus­ge­se­hen, als ob er wüß­te, was er tat.
    Sie paff­te an ih­rer Zi­gar­re und un­ter­drück­te ein Be­dürf­nis zu hus­ten. „Ich möch­te mich ent­span­nen.“
    „Und das gan­ze Orb ver­gif­ten“, sag­te Raw­lins.
    „Be­wei­sen Sie mir das.“ Ma­ra schnipp­te die Asche ab.
    „Was?“
    „Ich sag­te, be­wei­sen Sie das. Das gan­ze Orb ver­gif­ten – zei­gen Sie mir,

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