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Der Bernstein-Mensch

Der Bernstein-Mensch

Titel: Der Bernstein-Mensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Gregory & Eklund Benford
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das. Ich bin mir be­wußt, daß sie die Er­geb­nis­se des letz­ten Spiels fest in ih­re Ge­dan­ken ein­ge­gra­ben hat, wenn sie ein neu­es be­ginnt. Je­den Zug, den ich ma­chen kann – in­tel­li­gent oder nicht, ra­tio­nal oder ver­rückt –, hat sie be­reits ge­dacht. Den­noch ge­hen wir sehr lie­be­voll mit­ein­an­der um, denn wir sind uns nur all­zu ähn­lich. Ich ar­bei­te für mei­ne Re­gie­rung, und mei­ne Exis­tenz ist ge­heim­ni­sum­wo­ben. Das fehl­ge­schla­ge­ne Ex­pe­ri­ment heißt Co­rey. Ich ar­bei­te mit den Del­phi­nen. Ih­re In­tel­li­genz, so sagt man mir, ist der mei­nen zu­gäng­lich, aber sie sind größ­ten­teils dumm. Ei­ni­ge Wa­le schei­nen klü­ger zu sein, aber sie wer­den bald aus­ster­ben, und wer weiß? Ma­ra zieht ih­re Da­me glatt und sau­ber über das gan­ze Brett hin­weg und stürzt sich auf mei­nen schutz­lo­sen Läu­fer. Ich könn­te sie küs­sen. Nein, das könn­te ich nicht. Sol­che Tak­ti­ken sind mei­nem Le­ben nicht ge­ge­ben. Mei­ne Lie­be zer­schmilzt. Acht Se­kun­den sind ver­gan­gen – al­so zie­he ich. Ein­ge­wo­ben in die vor­über­glei­ten­den Au­gen­bli­cke taucht ein Bild vor mir auf; ich ha­be ih­ren un­be­klei­de­ten Kör­per vie­le Ma­le wahr­ge­nom­men, denn nie­mand ver­birgt et­was vor ei­nem Stahl­kas­ten. Wir sind ver­wandt. „Schach“, sagt sie, und so zie­he ich. Ei­ne Pas­cal-Ver­tei­di­gung. „Schach­matt.“

2

    „Herr­gott, Dr. Reynolds. Ich will es ein­fach nicht tun.“
    „Ich fürch­te, wir ha­ben kaum ei­ne an­de­re Wahl.“
    Kurt Tsuba­ta schüt­telt hef­tig den Kopf. „Sie weiß doch nicht ein­mal, an wel­chem En­de man ein glü­hen­des Ei­sen an­faßt. Sie in ei­nem Shutt­le hin­aus­zu­las­sen …“
    Br­ad­ley schüt­tel­te den Kopf. „Es ist nicht ei­ne Fra­ge von ‚las­sen’. Ma­ra ver­fügt lei­der über einen be­trächt­li­chen Ein­fluß. Wir müs­sen da wohl oder übel mit­spie­len.“
    „Aber es ist ge­fähr­lich. Es ist …“
    „Sie hat ge­übt.“ Br­ad­ley sah, daß die­ser Trost nicht an­kam. Der ar­me Tsuba­ta sah noch elen­der aus als zu­vor. „Und sie be­herrscht die Me­cha­nik der Din­ger zu­min­dest teil­wei­se. Sie ist kräf­tig und ge­len­kig. Sie ist ziem­lich gut bei der Schwe­re­lo­sig­keits­gym­nas­tik.“
    „Und sie will drau­ßen ar­bei­ten.“
    „Ja, aber ich fürch­te, das ist noch nicht al­les.“ Er senk­te sei­ne Stim­me. „Sie will nicht bloß in ei­ner der Re­pa­ra­tur­buch­ten ar­bei­ten.“
    „Oh nein!“
    „Ja, sie will bei der Sa­tel­li­ten­war­tung da­bei­sein.“
    „Gott im Him­mel!“ Tsuba­ta schi­en kurz vor ei­ner Ex­plo­si­on zu ste­hen.
    „Von Elek­tro­nik ver­steht sie was.“ Selbst in Br­ad­leys ei­ge­nen Oh­ren klang das ziem­lich lahm.
    Tsuba­ta ver­zog das Ge­sicht, müh­sam die Fas­sung be­wah­rend. „Ich ha­be al­ler­dings um Hil­fe ge­be­ten.“
    „Ich woll­te Ih­nen je­mand an­de­ren zu­tei­len, je­man­den, der Ih­nen hel­fen kann. Viel­leicht spä­ter.“
    „Die­se Stür­me kom­men jetzt im­mer öf­ter. Die meis­ten von de­nen, die wirk­lich großen, schei­nen sich haupt­säch­lich auf die Um­ge­bung der Po­le zu be­schrän­ken. Die­se Flü­ge neh­men mehr Zeit in An­spruch. Die schaf­fen mich all­mäh­lich.“
    Br­ad­ley war klug ge­nug, dar­auf nichts zu ant­wor­ten. Tsuba­ta war da­bei, sich selbst zu über­re­den. Nach kur­z­em Schwei­gen sah Tsuba­ta auf und sag­te: „Und sie wird auch nicht durch­dre­hen?“
    „Oh nein. Sie ist viel­leicht ein …“ – Br­ad­ley such­te in sei­ner Er­in­ne­rung nach dem Slang­wort – „… Ma­nip, aber emo­tio­nal ist sie ganz sta­bil. Wun­der­lich, ex­zen­trisch, ja. Sie ist auf schnel­les Den­ken aus­ge­legt und ent­spre­chend trai­niert. Ge­schick­lich­keit, Phan­ta­sie. Sie ist nicht über­mä­ßig in­sta­bil, sonst hät­te man sie nie­mals hier­her­ge­las­sen. So­weit ich weiß, kön­nen sich die meis­ten Ma­nips nicht für die Ar­beit im Er­dor­bit qua­li­fi­zie­ren.“
    Tsuba­ta mach­te ein miß­mu­ti­ges Ge­sicht. „Es ge­fällt nicht.“
    „Ich ha­be nicht ge­sagt, daß es Ih­nen ge­fal­len soll.“
    Das Lang­stre­cken-Shutt­le, die Lie­ber

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