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Der Bernstein-Mensch

Der Bernstein-Mensch

Titel: Der Bernstein-Mensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Gregory & Eklund Benford
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Fin­gern. „Re­gie­run­gen ha­ben nur einen ein­zi­gen Zweck, näm­lich die Ord­nung auf­recht­zu­er­hal­ten. Du mußt ein­mal die chi­ne­si­sche Ge­schich­te stu­die­ren, den dy­nas­ti­schen Zy­klus. Da steckt al­les drin. Wir wer­den ge­win­nen.“ Sie er­hob sich. Der Be­weis war er­bracht, der Sieg er­run­gen. Co­rey folg­te ihr sum­mend.
    „War­te, Ma­ra.“
    Sie blieb ste­hen. „Bist du an­de­rer Mei­nung?“
    Wahr­heits­ge­mäß und vol­ler Trau­er sag­te er: „Es ist mir gleich­gül­tig.“
    „Und was heißt das?“
    „Ihr seid un­ter Ar­rest, bei­de, von jetzt an. Ich wün­sche nicht, daß ihr eu­er Quar­tier ver­laßt.“
    Wü­tend straff­te sie sich. Die Mau­er ih­rer Selbst­ge­fäl­lig­keit war end­lich ein­ge­stürzt. „Du Ba­stard, das hast du schon ein­mal ver­sucht.“
    „Aber dies­mal mei­ne ich es ernst, Ma­ra. Es ist mei­ne Pflicht, hier im Orb die Ord­nung auf­recht­zu­er­hal­ten. Ich kann dich nicht hin­aus­las­sen – jetzt nicht.“
    „Ver­traust du uns nicht?“
    „Es geht nicht um euch, es geht um die an­de­ren. Die­ser Be­fehl …“ – er mein­te die Nach­richt – „… ent­spricht ei­ner Tö­tungs­er­laub­nis. Wir ha­ben hier auch un­se­re Chris­ter. Das Ri­si­ko ist mir zu groß.“
    „Es ist nicht dein Ri­si­ko, es ist meins.“
    Düs­ter lä­chelnd schüt­tel­te er den Kopf. Noch nie hat­te er sie so zor­nig, so mensch­lich ge­se­hen. „Ich glau­be, es wä­re bes­ser, wenn du selbst ein we­nig chi­ne­si­sche Ge­schich­te stu­dier­test, Ma­ra. Oder Kon­fu­zi­us. Der Hir­te ist ver­ant­wort­lich für sei­ne Her­de.“ Er wies auf die Fi­gu­ren, die über­all stan­den. „Ich ha­be nicht die Ab­sicht, mich von dir um das Man­dat des Him­mels brin­gen zu las­sen.“
    „Da­mit kommst du nicht durch.“
    „Bin ich schon.“
    Mit ei­ner ein­zi­gen Hand­be­we­gung feg­te Ma­ra die Schach­fi­gu­ren vom Brett, so daß sie klap­pernd zu Bo­den fie­len. Sie starr­te in das Durch­ein­an­der.
    Co­rey summ­te. „Ich neh­me an, du hast be­schlos­sen, un­se­ren Wett­streit mit ei­ner Auf­ga­be zu be­schlie­ßen?“
    „Die­ses Schwein Br­ad­ley. Drei gan­ze Ta­ge mitt­ler­wei­le.“ In ih­ren ei­ge­nen Oh­ren klang ih­re Stim­me mü­de und er­schöpft. „Es tut mir leid.“ Sie be­gann, die ver­streu­ten Schach­fi­gu­ren ein­zu­sam­meln.
    „Viel­leicht bist du un­fair Br­ad­ley ge­gen­über. Ich ha­be mich in die Gän­ge hin­aus­ge­wagt. Dort herrscht ei­ne häß­li­che At­mo­sphä­re. Haß weht mit dem Wind.“
    „Es gibt kei­nen Wind an Bord des Orb. Und es ist auch kein Haß – es ist Angst. Ei­ni­ge von ih­nen ha­ben Ver­wand­te in To­kio. An­de­re ha­ben Freun­de dort. In ein paar Ta­gen – wumm. Dann sind sie klü­ger.“
    Ma­ras Zim­mer war voll­ge­stopft und un­or­dent­lich. Pa­pie­re, Kar­ten und Bü­cher sta­pel­ten sich wack­lig auf ei­nem nied­ri­gen Tisch. Es gab zwei Bet­ten, einen schmie­ri­gen Herd und den Tisch, auf dem das Schach­brett stand. Lei­se Mu­sik klang schrill aus zwei Laut­spre­chern an der De­cke – ein Jaz­z­quin­tett. Das Durch­ein­an­der schi­en die recht­e­cki­ge Klar­heit des Raum­es zu ver­ne­beln und ihn sti­ckig und luft­los zu ma­chen.
    „Was ist das?“ Co­rey hat­te auf dem zwei­ten Bett et­was In­ter­essan­tes ent­deckt: ein Blatt Pa­pier, zu­sam­men­ge­rollt zwi­schen zwei Bü­chern – T’ang-An­na­len. Der Kas­ten nä­her­te sich dem Bett.
    „Es ist das, was du denkst.“ Ma­ra hat­te die Schach­fi­gu­ren ge­nau­so wie­der auf­ge­baut, wie sie ge­stan­den hat­ten, be­vor sie sie vom Tisch ge­wischt hat­te. In vier Zü­gen müß­te sie ge­win­nen. „Ich ha­be es selbst ge­zeich­net.“
    „Aber es ist mei­ner Auf­merk­sam­keit bis­her ent­gan­gen.“
    „Es war auch nicht hier. Ich ha­be es aus dem Ge­dächt­nis ge­zeich­net. Bei die­ser Un­tä­tig­keit in den letz­ten Ta­gen brauch­te ich mehr als nur das Schach­spie­len, um mich zu be­schäf­ti­gen. Ich dach­te, ich lö­se ihr Puzz­le.“ Das Pa­pier zeig­te das Ras­ter. „Das dürf­te et­was be­wei­sen.“
    Co­rey roll­te rum­pelnd zum Schach­tisch zu­rück. Ei­ne neue Mu­sik er­tön­te, Ver­klär­te Nacht, ein al­ter

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