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Der Bernstein-Mensch

Der Bernstein-Mensch

Titel: Der Bernstein-Mensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Gregory & Eklund Benford
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mit Ab­sicht. (Der Kas­ten spricht sel­ten und nur, wenn es nö­tig ist.)
    BR­AD­LEY: Warum schickt man über­haupt ei­ne Bot­schaft, wenn man dann lügt? Es ist ziem­lich klar, daß sie auf un­se­re frü­hen UHF-Sen­dun­gen oder auf die aus der At­mo­sphä­re hin­aus­ge­drun­ge­nen Früh­warn­ra­da­rim­pul­se ant­wor­ten. Ich be­zweifle, daß sie je­mals mit ei­ner an­de­ren Zi­vi­li­sa­ti­on Kon­takt auf­ge­nom­men ha­ben. Es ist un­wahr­schein­lich – wir selbst sind so nah.
    CO­REY: Ge­nau das mei­ne ich. Zu nah. Wir kom­men sie be­su­chen – und wir sind all­zu selt­sam. Al­so be­haup­ten sie, sie le­ben in ei­nem Gas­rie­sen, weil sie wis­sen, daß wir Pro­ble­me ha­ben, tief in die At­mo­sphä­re vor­zu­drin­gen. Ein klu­ger Schach­zug.
    VAN­CE: Wie­so? Wenn sie in­tel­li­gent sind, müß­te ih­nen an ei­nem Kon­takt ge­le­gen sein.
    CO­REY: Mit euch? Sie de­co­die­ren eu­er Fern­se­hen und se­hen, wie ihr euch, peng-peng, ge­gen­sei­tig er­schießt.
    BR­AD­LEY: Warum ru­fen sie uns dann über­haupt?
    CO­REY: Viel­leicht ist das das ei­gent­li­che Puzz­le.
    Br­ad­ley nickt vor­sich­tig, und Co­rey sieht, daß er die An­deu­tung ver­stan­den hat. Einen Mo­ment lang fil­te­re ich mei­nen In­put und se­he, wie sie sich ent­fer­nen, win­zig wer­den, als be­ob­ach­te­te ich sie jetzt von ei­nem hoch­ge­le­ge­nen, ab­ge­schie­de­nen Zu­fluchts­ort aus – ei­nem Be­ob­ach­tungs­punkt auf ei­ner an­de­ren Welt. Nie­mand er­kennt, daß ich so gut, so klar se­hen kann. Br­ad­ley spricht be­ru­hi­gen­de Wor­te; er weiß, daß Co­rey sich in ei­nem Zwie­spalt be­fin­det. Aber in wel­chem?
    BR­AD­LEY (schließt): … hät­te es für einen Zweck, den Rest des Si­gnals, die­se mei­len­lan­gen Band­auf­zeich­nun­gen, so schwer ent­zif­fer­bar zu ma­chen? Sie mö­gen Ge­heim­nis­krä­mer sein, aber ich kann mir nicht den­ken, daß sie schrul­lig sind. Wie spät ist es?
    TSUBA­TA: Drei Uhr.
    BR­AD­LEY: Ich ha­be ei­ne Ver­ab­re­dung. Bin so­wie­so froh, wenn ich aus der Voll­gra­vi­ta­ti­ons­ebe­ne her­aus­kom­me. Das nimmt mir Mo­na­te mei­nes Le­bens.
    CO­REY (fer­tig): Das Of­fen­sicht­li­che ist nicht im­mer un­wahr, Dr. Reynolds.
    Aber sie tun sei­ne letz­te Be­mer­kung mit ei­nem Ach­sel­zu­cken ab; sie fürch­ten, die Im­pli­ka­ti­on zu ver­ste­hen. Ma­ras Wim­pern zu­cken, und sie schaut auf den Kas­ten, oh­ne daß man es ihr an­merkt. Stil­le senkt sich her­ab wie Schnee im Früh­ling. Sie se­hen auf, Stüh­le schar­ren, Löf­fel und Ga­beln klap­pern. Ein Wir­bel von Ak­ti­vi­tät er­hebt sich lang­sam. Sie bre­chen das La­ger ab. Ma­ra schiebt sich zwi­schen sie. Sie trap­peln hin­aus wie ei­ne Her­de, Br­ad­ley an der Spit­ze, Tsuba­ta auf der Flan­ke. Mein Kas­ten sirrt, wim­mert, sirrt.

3

    Br­ad­ley saß zu­sam­men­ge­sun­ken in sei­nem Ses­sel und starr­te auf den sau­be­ren, glat­ten Bo­den sei­nes Bü­ros. Er war­te­te dar­auf, daß die Tür auf­ge­ris­sen wur­de. Mit der Faust hielt er die zer­knüll­ten Über­res­te der Nach­richt von der Er­de um­klam­mert, die man ihm erst vor we­ni­gen Au­gen­bli­cken in die Hand ge­drückt hat­te. Es war ein­fach schänd­lich, dach­te er. Erst ges­tern, beim Es­sen, hat­te er ein Stück­chen ech­ter Mensch­lich­keit in Ma­ra ent­deckt, das er bis­lang nicht für mög­lich ge­hal­ten hat­te. In der letz­ten Zeit hat­te so et­was im­mer wie­der durch­ge­schim­mert, bei Ge­le­gen­hei­ten und an Or­ten, wo er es am we­nigs­ten er­war­tet hät­te. Und jetzt das – die­se Nach­richt –, es wür­de al­les zer­stö­ren. Er seufz­te lei­se. Er hat­te sie bei­de ru­fen las­sen. Nie­mand sonst wür­de es ih­nen sa­gen wol­len.
    Was ihn stör­te war, daß die Nach­richt ihn nicht tiefer und in ei­ner we­ni­ger per­so­na­li­sier­ten Wei­se be­trof­fen ge­macht hat­te, aber die Er­de schi­en ihm so fern, und ih­re wo­gen­den Pro­ble­me, Über­be­völ­ke­rung und Un­zu­frie­den­heit, Furcht und Haß un­ter den Men­schen, al­les das in­ter­es­sier­te ihn weit we­ni­ger als die Kris­tal­le auf Ti­tan. Oft glaub­te er, daß er wahr­schein­lich nicht zu­rück­keh­ren wür­de. Er

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