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Der Bernstein-Mensch

Der Bernstein-Mensch

Titel: Der Bernstein-Mensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Gregory & Eklund Benford
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Cha­os. Er hat­te ver­sucht, sei­nen Raum so ein­zu­rich­ten, daß er in je­der geis­ti­gen Stim­mung Trost fin­den könn­te. Aber jetzt gab es nichts, was ihm Halt ge­ge­ben hät­te, nicht Chris­tus und nicht Bud­dha. Die war ein ganz und gar welt­li­ches Pro­blem, wie Sex.
    „Ich fürch­te, ich ha­be un­an­ge­neh­me Nach­rich­ten für euch, Ma­ra, Co­rey. Ich ha­be so­eben die­sen Funk­spruch er­hal­ten.“ Er wies auf einen Stuhl.
    Mit ei­ner ge­üb­ten Be­we­gung griff sie über den Tisch und nahm ihm die Nach­richt aus der Hand. Blitz­schnell hat­te sie sie ge­le­sen. „Das ha­be ich er­war­tet.“ Sie reich­te ihm die Nach­richt zu­rück.
    „Und was willst du tun?“
    Sie grins­te. „Siehst du das nicht ver­kehrt her­um, Br­ad­ley? Du bist es, der et­was tun muß.“
    Er wuß­te, daß sie recht hat­te. „Ma­ra, ich muß …“
    Sie igno­rier­te ihn ein­fach und flüs­ter­te mit dem Kas­ten. „Man hat uns un­se­rer Men­schen­rech­te ent­klei­det, Co­rey. Man hat uns die Bür­ger­rech­te ge­nom­men. Die Er­de hat end­lich ent­schie­den, daß ein Su­per­mensch kein Mensch ist. Wir sind jetzt Staats­ei­gen­tum. Sie ha­ben uns ge­macht, und wir ge­hö­ren ih­nen.“
    Wenn die bei­den so ver­trau­lich mit­ein­an­der re­de­ten, fühl­te Br­ad­ley sich im­mer ver­lo­ren, wie ein Ali­en in ei­nem Lan­de, des­sen Spra­che nicht die sei­ne war. „Ma­ra, die Sa­che ist ernst. Ge­ne­ti­sche Ex­pe­ri­men­te sind ver­bo­ten wor­den. Auf der Er­de ent­steht ei­ne Art re­li­gi­öser Re­naissance. Ich fürch­te, ich ha­be die Nach­rich­ten der letz­ten Zeit nicht ge­büh­rend be­ach­tet.“
    Co­rey gab plötz­lich sum­mend In­for­ma­tio­nen von sich. „Das Wie­der­er­ste­hen des Chris­ten­tums. Der Mensch als Got­tes Eben­bild ge­schaf­fen. Ma­nips ei­ne Läs­te­rung, ei­ne Blas­phe­mie. Vier­zehn Sit­ze bei der letz­ten Wahl zum Ver­ei­nig­ten Kon­greß.“
    Ma­ra zün­de­te ei­ne ih­rer lan­gen Zi­gar­ren an und paff­te ru­hig. Sie be­trach­te­te den wach­sen­den Asche­ke­gel und klopf­te ihn dann ab; an­ge­le­gent­lich be­ob­ach­te­te sie, wie die Asche zu grau­en Frag­men­ten zer­fiel.
    „Wenn der Ele­fant im Zelt des Ara­bers steht, ist es zu spät, um noch ‚Be­setzt!’ zu ru­fen.“
    Co­rey sirr­te. Ge­läch­ter?
    „Was ist dar­an ko­misch?“ frag­te Br­ad­ley.
    „Ihr denkt nicht schnell ge­nug.“ Ma­ra ließ sich ab­rupt in den Stuhl fal­len und leg­te die Stie­fel auf sei­nen Schreib­tisch. „Wie hoch ist ge­gen­wär­tig die Nip­pie­be­völ­ke­rung – ich lie­be die­ses Wort – auf der Er­de?“
    Ihm blieb nichts üb­rig, als mit­zu­spie­len. „Ein paar Hun­dert.“
    „Drei­hun­dert­sieb­zehn. Und weißt du, wo sie sind, wo sie le­ben, ar­bei­ten, den­ken, de­fä­kie­ren? Über­le­ge es dir, Br­ad­ley. Sind es Bau­ern, In­ge­nieu­re, Pro­gram­mie­rer, Dich­ter, Ma­ler?“
    „Sie sind in der hö­he­ren Wis­sen­schaft tä­tig, den­ke ich.“
    „Und die höchs­te der hö­he­ren Wis­sen­schaf­ten?“
    Sein Leh­rer in Tu­ne­si­en war ähn­lich vor­ge­gan­gen; er hat­te sei­ne Schü­ler ge­zwun­gen, die Quel­len ih­rer ei­ge­nen Weis­heit frei­zu­le­gen. „Ist das nicht An­sichtssa­che? Phy­sik? Bio­lo­gie?“
    „Him­mel, Br­ad­ley!“ Wie­der weh­te ein Stück Asche zu Bo­den. „Krieg.“
    „Krieg?“
    „Wir kon­trol­lie­ren eu­re Ar­se­na­le. Oh­ne uns wer­den sie nicht funk­tio­nie­ren. Glaubst du, wir sind dumm und se­hen die Wahr­schein­lich­kei­ten nicht? Dies kommt nicht ganz un­er­war­tet.“
    „Du sprichst von ei­ner Art nu­klea­rer Er­pres­sung.“
    Sie grins­te. „Jetzt hast du be­grif­fen. Er­schro­cken?“
    „Eher ent­setzt.“ Er beug­te sich vor und sah in ih­re blau­en Au­gen. „Er­pres­sung ist nur wirk­sam, wenn man be­reit ist ernstz­u­ma­chen.“
    „Das sind wir.“
    „Ma­ra, ihr wer­det die Welt nicht in die Luft spren­gen.“ Ein vi­brie­ren­des Schwei­gen hing zwi­schen ih­nen. Br­ad­ley fühl­te, wie Angst in ihm hoch­stieg.
    „Wer re­det denn von der Welt? Sucht euch ei­ne Stadt aus. Dann zwei. Laßt uns in Ru­he, oder wir ja­gen sie ei­ne nach der an­de­ren in die Luft.“ Sie schnipp­te mit den

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