Der Bernsteinring: Roman
wieder.
»Rose ist auf der Intensivstation. Offensichtlich hat sie eine größere Dosis eines Tranquilizers zu sichgenommen. Und Alkohol. Absichtlich oder unabsichtlich. Ihr Zustand ist aber jetzt stabil.«
Ich holte das braune Fläschchen aus der Tasche. »Das Zeug habe ich in ihrem Badezimmer gefunden.«
Er prüfte kurz die Beschriftung und meinte: »Könnte
sein. Aber nicht aus dieser Packung. Da fehlen kaum
drei, vier Tabletten. Sie hat mehr davon genommen.« »Vielleicht hatte sie noch eine Packung.«
Valerius gab ihm den Tablettenstreifen.
»Das passt schon eher. Hatte sie denn irgendwelche Probleme, weshalb sie derartige Medikamente brauchte?«
»Solange ich sie kenne nicht. Cilly?«
»Ich weiß nicht. Sie war ziemlich hibbelig, als sie ihr Atelier aufgemacht hat. Vor zwei Jahren. Da hat sie, glaube ich, so was genommen. Aber aufgefallen ist es mir nie. Ich hab aber auch nicht drauf geachtet«, fügte sie ehrlich hinzu.
»Ich denke, sie wird morgen etwas dazu sagen können. Im Augenblick braucht sie erst einmal Ruhe. Ihr solltet nach Hause fahren, Anita. Mehr tun könnt ihr hier jetzt nicht.«
»Aber wenn es ihr schlechter geht...«
Cilly hatte noch immer große, angsterfüllte Augen.
»Das wird jetzt nicht mehr passieren. Sollte doch noch etwas Unvorhergesehenes eintreten, werdet ihr benachrichtigt. Ich kümmere mich darum. Bist du in deiner Wohnung erreichbar, Anita?«
»Da und über mein Handy. Hier ist die Nummer. Cilly, du bleibst am besten heute Nacht bei mir.«
»Ja, danke.«
»Ich bin morgen auf jeden Fall hier. Ich habe zwar Termine, aber irgendwie werde ich schon ein paar Minuten abzwacken können.«
»Danke, Carl. Du bist wundervoll.«
»Ach Anita.« Er sah mich traurig an und meinte dann leise: »Gegen diese Konkurrenz komme ich nicht an.«
Ich legte ihm die Arme um die Schultern und küsste ihn leicht auf die Lippen. Er errötete, drückte mir die Hände und meinte: »Bis morgen. Sorgt euch nicht zu sehr, sie ist in guten Händen.«
Er verließ uns, und wir machten uns auf den Heimweg.
»Hier wohnst du also.«
»Ich gebe dir gleich noch die Adresse und alle möglichen Telefonnummern, Valerius. Aber verliere sie nicht.«
»Ach, ich weiß jetzt ja, was man da tun muss. Ich werde dich einfach anzeigen!«
Er kam noch mit nach oben, und ich schickte Cilly ins Nebenzimmer, damit sie sich ihr Bett bezog. Valerius stand vor mir und sah mich an.
»Anahita, wir sollten uns ein wenig besser kennen lernen. Bisher waren es nur Ausnahmesituationen, die unser Zusammentreffen begleiten.«
»Ja, das kann man wohl sagen.«
»Ich denke, wir brauchen also etwas Zeit dafür. Ich fahre über Ostern nach Frankreich. Mit meinem Neffen.«
»Falko mit Namen?«
»Das weißt du also auch schon?«
»Wir sind uns sogar bereits begegnet, aber das ist eine ganz andere Geschichte. Er wird sie dir sicher erzählen.«
»Möglich. Er kann vieles gut für sich behalten. Willst du mich begleiten, Ana?«
»Val, ich würde so gerne. Aber ich kann Cilly und Rose nicht alleine lassen. Sie ist alleine, ihre Eltern müssen benachrichtigt werden, und wir müssen herausfinden, was passiert ist.«
»Verständlich. Das Problem ist nur, ich muss die Woche danach nach Frankfurt. Ich bin erst Anfang Mai wieder hier.«
»Dann werde ich eben die zwei Wochen auf dich warten. Darauf kommt es jetzt auch nicht mehr an.«
»Wahrscheinlich nicht. Ich melde mich zwischendurch und sage dir, wann ich wieder da bin. Und hier sind noch ein paar Karten von mir. Außerdem weiß Cosy auch immer, wo ich zu erreichen bin.«
»Danke, Val.«
»Grübelt heute Nacht nicht mehr zu viel herum. Roses Leben ist gerettet. Das Warum wird sich bald klären.« »Ich hoffe es.«
Er nahm mich noch einmal in die Arme und hielt mich fest.
»Es ist gut, dass du mich gefunden hast, mein Herz.« »Ich hatte solche Angst, du würdest mich fortschicken.«
Er küsste mich, zärtlich, ohne Forderung.
»Lassen wir uns beide Zeit. Bis dann, Anahita.« Noch ein kurzer Kuss, und er war gegangen.
Cilly hatte sich allmählich wieder beruhigt.
»Kleine Schwester-Schwester, du hast dich ganz hervorragend verhalten!«, sagte ich zu ihr.
»Ich hab noch nie in meinem Leben eine solche Angst gehabt!«
»Das glaube ich dir. Sag mal, weißt du, wie man deine Eltern erreichen kann?«
»Die Handy-Nummer weiß ich nicht auswendig. Und die vom Hotel auch nicht.«
»Wo sind sie denn überhaupt?«
»In Berlin.«
»In welchem Hotel?«
Cilly grübelte, dann
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