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Der Bernsteinring: Roman

Der Bernsteinring: Roman

Titel: Der Bernsteinring: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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ich drücke dir die Daumen!«
    »Wird eine interessante Woche, die ich vor mir habe. Zwei Vorstellungsgespräche stehen zusätzlich im Kalender. Eines davon geht schon in die zweite Runde.«
    Seit dem letzten Klinikaufenthalt hatte ich begonnen, wieder Bewerbungen zu schreiben. Weit gestreut erst einmal, Museen, Institute, Kunstverlage, Auktionshäuser in ganz Deutschland. Ich hatte auch wieder Kontakt mit Professoren und Kommilitonen aufgenommen, und so allmählich nahm meine Zukunft eine konkretere Gestalt an. Meine Hoffnung zielte darauf, Mitte des Jahres eine Anstellung zu haben. Wo allerdings, das würde sich zeigen. Rose war nicht glücklich bei der Vorstellung, dass ich nach Hamburg, Dresden oder München gehen würde.
    »Wo sind denn die Gespräche?«
    »Morgen das in Heidelberg, das andere, das viel spannender ist, in München.«
    »Hast du denn so gar nichts in Köln?«
    »Ich könnte Putzfrau im Wallraf-Richartz-Museum werden. Oder das Dionysos-Mosaik im Römisch-Germanischen Museum feudeln.«
    »Du bist aber auch wählerisch, Frau Doktor. Na gut, ich werde lernen müssen, alleine fertig zu werden. Ich bin nicht so unternehmungslustig wie diese Rosa. Komisch, sie gleicht mir so gar nicht. Und die Anna ist viel zurückhaltender, als du es bist, viel mehr in sich gekehrt.«
    »Es scheint, als seien die Charaktere vertauscht. Unser Vater hat sein Spielchen getrieben. Er hat Anna zur adligen Stiftsdame erhoben und ihr das introvertiertere Dasein gegeben. Rosa hingegen hat das unruhige Leben der Fahrenden gekannt und dabei die Kunst des Überlebens gelernt. Die Umstände sind völlig andere als die bei den beiden Frauen aus der Römerzeit.«
    »Und anders als bei uns beiden. Da bist du wieder die Welterfahrenere und ich das behütete Heimchen. Aber ich lerne, Anita! Und wenn ich jetzt erst einmal meine Erfahrungen mit der Ausstellung gemacht habe, dann wird es mir auch leichter fallen, selbst so etwas auf die Beine zu stellen.«
    »Du wirst darüber Kontakte knüpfen, das eine oder andere wird sich von selbst ergeben. Und aus der Welt bin ich nicht, selbst wenn ich nach München gehen sollte. Hast du übrigens schon mit dieser Harfenspielerin gesprochen, von der ich dir erzählt habe?«
    »O ja. Sie hat am sechsten April Zeit und ist begeistert. Sie wird bei der Vernissage spielen.«
    »Und die Einladungen?«
    »Habe ich gestern in den Briefkasten geworfen.«
    Wir besprachen noch ein paar Dinge, die mit der Abwicklung der Ausstellung zu tun hatte, und dann verabschiedete ich mich, um in meine eigene Wohnung zu fahren. Die Geschichte um Annas Stundenbuch musste jetzt ein paar Tage warten, das Leben in der Gegenwart forderte seinen Tribut.
    Mittwochvormittag um halb zwölf stand ich sehr pünktlich in den Räumen des Amtsgerichts und wartete auf meinen Aufruf zur Zeugenaussage im Fall Valentin Cornelius. Es war ein kühler und feuchter Märztag, die Nacht war sogar stürmisch gewesen. Das war aber nicht der Grund für meine Schlaflosigkeit. Daran waren die Gedanken schuld, die wie ein durchgedrehtes Karussell im meinem Kopf kreisten. Würde ich den Mann, den ich als Valerius kennen gelernt hatte, wieder sehen? Und wenn ja, wie würde er darauf reagieren, dass ich ihn auf diese Weise vor Gericht gezerrt hatte? Die Aussicht, ihm jetzt gegenüberzustehen, bewirkten, dass meine Hände eisig kalt wurden und mein Magen sich zu einem einzigen, harten Knoten zusammenzog. Würde er sich überhaupt noch meiner erinnern? Er musste mich ja für die letzte Schlampe halten, so wie ich mich benommen hatte. Andererseits – die seltsame Reaktion der Polizisten hatte ich noch deutlich im Gedächtnis. Was, wenn er nun wirklich so eine schräge Gestalt aus den zwielichtigen Bereichen war? Notorisch aktenkundig und gerichtsbekannt?
    Ich hatte mich betont seriös gekleidet, ein dunkelgraues Kostüm, eine hellgraue Seidenbluse, die Haare zu einem festen Knoten im Nacken aufgesteckt, nur einen Hauch Rosa auf den trockenen Lippen. Ganz bewusst hatte ich es unterlassen, Make-up aufzulegen.
    Meine Narbe, das wusste ich, war deutlich zu sehen, ein rosiger Strich quer durch mein blasses Gesicht.
    Er würde mich wieder erkennen.
    Wenn er es war.
    Ich wurde aufgerufen. Es war eine Verhandlung vor einem Einzelrichter, einem Dr. Pönsgen. Keine große Straftat, so eine Nötigung. Mit einem klammen Gefühl betrat ich das Sitzungszimmer. Drei Männer waren anwesend. Hinter seinem Schreibtisch saß der Richter. Er sah mich mit einem kleinen,

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