Der Beschützer
mißachtete. Rasch hakte er seinen Phaser an den Gürtel. Janeway hörte, wie Paris ihre Order wiederholte.
»Das brauchen Sie hier nicht«, meinte sie und deutete auf den Strahler in Chakotays Hand.
Janeway dachte daran, daß ein wahrer Maquisard voller Mißtrauen sein mußte. Die Angehörigen des Maquis fühlten sich von der Föderation im Stich gelassen und von Starfleet gejagt. Außerdem mußten sie damit rechnen, von den eigenen Leuten verraten zu werden, wenn man bei Prozessen einem Kronzeugen Privilegien gewährte oder außergerichtliche Vereinbarungen anbot. Deshalb wuchs Janeways Respekt vor Chakotay, als er sie kurz musterte, dann den Phaser ins Halfter steckte und dem dritten Maquisard bedeutete, seinem Beispiel zu folgen.
Die Kommandantin hoffte, Chakotay nicht zu verstimmen, als sie den Vulkanier ansah und sich ein Lächeln erlaubte. »Es freut mich, daß Sie zurück sind.«
Chakotay riß die Augen auf und starrte Tuvok fassungslos an.
Der legte ruhig die Hände auf den Rücken und hielt dem Blick des Maquis-Commanders stand. »Ich bin Captain Janeways Sicherheitsoffizier und mit einer geheimen Mission an Bord Ihres Schiffes beauftragt gewesen.«
Chakotay schien nicht genau zu wissen, ob er auf Tuvok wütend sein sollte – oder auf sich selbst. »Wollten Sie dafür sorgen, daß Starfleet uns schnappen kann?«
»Meine Aufgabe bestand darin, Informationen über die Aktivitäten des Maquis zu sammeln.« Der Vulkanier deutete ein Nicken an. »Im Anschluß daran war tatsächlich Ihre Verhaftung geplant.«
Chakotay schob das Kinn vor und ballte die Fäuste. Was auch immer er sagen wollte: Er verschluckte die Worte und wandte sich mit einem dumpfen Knurren von Tuvok ab. Er blickte über Janeways Schulter – und schien erneut zu erstarren.
»Allem Anschein nach hatten Sie Hilfe.«
»Freut mich, Sie wiederzusehen, Chakotay.« Der anmaßende, selbstgefällige Ton kehrte in Paris’ Stimme zurück.
»Der Vulkanier erfüllte wenigstens seine Pflicht als Starfleet-Offizier«, zischte der Maquisard. »Aber Siec « Er zeigte seine Verachtung ganz offen. »Sie haben uns verraten. Für vorzeitige Entlassung aus der Haft? Für Latinum? Worin bestand diesmal Ihr Preis, Poocuh?«
Janeway drehte nicht den Kopf, um festzustellen, welche Wirkung diese Worte auf Paris’ Selbstachtung erzielten. Sie trat vor den Commander, und ihre ganze Haltung brachte Entschlossenheit zum Ausdruck. »Sie sprechen mit einem Mitglied meiner Crew«, sagte sie fest. »Sie sollten diesem Mann den gleichen Respekt entgegenbringen, den Sie von mir Ihren Leuten gegenüber erwarten.«
Chakotay wich ein wenig zurück, um etwas mehr Distanz zu schaffen. Erneut sah er zu Paris, und dabei brannte ein Haß in seinen Augen, der Janeway zwar besorgte, aber nicht überraschte.
»Und nunc « , sagte sie, um die Aufmerksamkeit des Maquis-Commanders einzufangen. »Es gibt eine Menge zu tun. Ich schlage vor, wir beginnen jetzt mit der Suche nach den Verschwundenen – und nach einer Möglichkeit, dorthin zurückzukehren, woher wir kommen.«
Tuvok bot einen deutlichen Hinweis auf seine Loyalität, indem er neben Janeway trat. »Die bisher vorliegenden Daten lassen mich vermuten, daß wir mit einer einzelnen Entität konfrontiert sind, Captain. Sie sondierte unsere Computersysteme, um Informationen zu bekommen und ein geeignetes holographisches Ambiente zu schaffen. Dabei handelte es sich um eine Art Wartezimmer, das uns vor einer biometrischen Analyse beruhigen sollte.«
»Eine Untersuchung?« fragte Paris.
Tuvoks Nicken galt der Kommandantin, nicht dem jungen Mann, der keinen offiziellen Rang bekleidete. Janeway nahm sich vor, ihren Sicherheitsoffizier später über Paris’ Status zu informieren. »So lautet die logische Erklärung«, sagte der Vulkanier. »Warum hat man uns sonst unverletzt freigelassen?«
»Nicht alle sind frei«, warf Paris ein.
Was sie zu dem eigentlichen Grund für das von Spannungen geprägte Bündnis zurückführte. »Besorgen Sie uns Phasergewehre«, sagte Janeway zu Tuvok. »Ich erwarte Sie im Transporterraum zwei. Wir kehren in die Raumstation zurück, und zwar mit zwei Gruppen. Chakotay und ich suchen nach Kim und Torres. Was Sie betrifft, Mr. Tuvok: Ihre Aufgabe ist es, soviel wie möglich über die Station herauszufinden.« Sie sah zum Wandschirm und beobachtete das gewaltige Gebilde.
»Das Ding da draußen brachte uns hierher. Vermutlich kann es uns auch zurückschicken.«
Tuvok führte Chakotay und den
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