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Der Beschützer

Der Beschützer

Titel: Der Beschützer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. A. Graf
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sich, schirmte die Augen mit dem Arm ab und fühlte, wie Kim gegen ihn taumelte. Als das Gleißen nachließ, sah er, wie sich weiter vorn eine Präsenz verdichtete.
    Paris drückte Kim nach hinten und blinzelte, als die junge Frau vor ihnen materialisierte. »Ich bin noch nicht bereit für Sie«, verkündete sie in einem kehligen Bariton.
    Drohendes Knurren untermalte diese Worte. Paris hörte, wie Kim verblüfft nach Luft schnappte, als er sich zu dem Hund umdrehte. Er klopfte auf seinen Insignienkommunikator, noch bevor er die Situation bewußt eingeschätzt hatte.
    »Paris an Janewayc «
    Ein wuchtiger Schlag riß ihn von den Beinen.
    Schmerz entflammte dort, wo die Faust der angeblichen jungen Frau seinen Kopf traf. Dunkelheit wogte ihm entgegen und trug das Selbst fort, noch bevor der Körper auf den Boden prallte.
    »Janeway hier«, meldete sich die Kommandantin. Leute saßen auf den bunten Decken und klatschten. Andere tanzten im Takt der Musik, die der Alte auf dem Banjo spielte. Sie drehte sich um und versuchte, in dem Durcheinander ein wenig Ruhe zu finden. »Paris?«
    Als sie nach einigen Sekunden noch immer keine Antwort bekam, winkte sie einige Angehörige der technischen Sektion herbei. »Kommen Sie mit.«
    Sie trat um die Ecke des Hauses und hörte zuerst den Hund –
    das Bellen, Heulen und Knurren klang wie die Stimme eines Dämons, der direkt aus dem Inferno kam. Es erinnerte Janeway an Bears Anfälle, wenn der Postbote zu nah an der Haustür vorbeikam. Daraufhin regte sich eine sonderbare Mischung aus Bedauern und Furcht in ihr.
    Dann hörte sie Kims erschrockenen Ruf, sprang fast durch die offene Tür und wies die Techniker mit einer knappen Geste an, im Innern der Scheune auszuschwärmen.
    Janeways Augen wollten sich zunächst nicht an die
    Dunkelheit gewöhnen. Das Knurren wiederholte sich, und andere Geräusche kamen hinzu, schienen ihren Ursprung überall zugleich zu haben. Dann endlich bildeten sich Umrisse in der Finsternis, und sie sah Kim: Er stand mit dem Rücken an der Wand, und die Zähne des Hundes hatten sich ihm in den Ärmel gebohrt. Paris lag vor einer jungen Frau am Boden und versuchte benommen, sich wieder aufzurichten. Janeway wollte nach ihrem Phaser greifen – und begriff eine Sekunde später, daß sie alle unbewaffnet und somit hilflos waren.
    Hinter ihr fiel die große Scheunentür mit einem lauten Knall zu.
    »Na schön. Da niemand Maiskolben oder Zuckerplätzchen möchtec «
    Die Stimme gehörte dem alten Banjomann, doch vor Janeway materialisierte die großmütterliche Frau. Hinter und neben ihr erschienen die anderen Leute, die ›Nachbarn‹; sie füllten das Gebäude fast vollständig aus. Die Heugabeln und zornigen Mienen bildeten ein Klischee, das Janeway zum Lachen reizte.
    Es wäre bestenfalls ein bitteres Lachen gewesen: Diese
    ›Bauern‹ hatten bereits bewiesen, wie gefährlich sie sein konnten.
    »Wir müssen die nächste Phase schneller einleiten, als es der Zeitplan vorsieht«, sagte die alte Frau mit der Stimme des Banjomanns.
    Janeway wollte protestieren, aber sie brachte keinen Ton hervor. Hinter den Farmleuten begann ein dumpfes, pulsierendes Brummen, und die Rückwand der Scheune löste sich auf. Kim keuchte und wandte entsetzt den Blick ab, doch die Kommandantin zwang sich, alle Einzelheiten der schrecklichen Szene zu beobachten. Es ging ihr darum, sich jedes Detail einzuprägen – für den Fall, daß sie überlebten und später etwas mit diesen Informationen anfangen konnten.
    Hinter der ›Scheune‹ erstreckte sich ein Raum, der länger war als der längste Korridor an Bord des Raumschiffs Voyager. Er schien überhaupt kein Ende zu haben, bis in die Unendlichkeit zu reichen. An einer Wand zogen sich Platten entlang, wie Untersuchungsliegen in einer monströsen Leichenhalle, und auf jeder davon ruhte ein nackter humanoider Körper.
    Schläuche, Kabel und Sensoren hingen von der metallenen Decke herab und bohrten sich an vielen Stellen in die reglosen Leiber. Vielleicht handelte es sich um die Kontaktstellen von Lebenserhaltungssystemen – obwohl die Personen völlig leblos wirkten. Janeway versuchte zu erkennen, welche Art von Gas oder Flüssigkeit die Schläuche füllte, doch etwas anderes beanspruchte ihre ganze Aufmerksamkeit: das dunkle Gesicht eines Vulkaniers, nur drei Liegen von ihr entfernt.
    Plötzlich gleißte grelles Licht. Ein Blitz ging von den holographischen Bauern aus und zerriß das Gefüge einer scheinbaren Realität. Visuelle

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