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Der Beschützer

Der Beschützer

Titel: Der Beschützer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. A. Graf
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nicht nur für Sondierungssignale undurchdringlich ist, sondern auch für Transporterstrahlen.«
    Janeway fluchte lautlos. Warum konnte nichts einfach sein?
    Ich verlange doch gar nicht viel, fuhr es ihr durch den Sinn.
    Nur das Leben eines Mitglieds meiner Crew. Ein Teil von ihr sehnte sich nach jener Zeit, als der Kampf genügte, um die Hilfe der Götter zu bekommen.
    »Es gibt Lücken in der Sicherheitsbarriere«, sagte Kes. »An einigen Stellen ist sie schwächer als an anderen. Nur deshalb konnte ich nach oben.«
    Wenigstens etwas. »Der Transporterraum soll mit einem Scan beginnen«, wies Janeway Tuvok an. »Vielleicht finden wir dabei eine Lücke, die für einen Transfer groß genug ist.«
    Der Vulkanier nickte und ging zur Tür. Janeway drehte sich um und stellte fest, daß Neelix dem Sicherheitsoffizier fast beunruhigt nachsah. Als er den Blick des Captains bemerkte, zuckte er zusammen, und Verlegenheit verdunkelte sein Gesicht.
    »Kes kann Ihnen den Weg weisen.« Neelix drückte sich mit besonderer Vorsicht aus und griff nach beiden Händen der jungen Frau. »Aber da sie jetzt frei istc Wir beide verlassen dieses Sonnensystem.«
    Die Ocampa musterte ihn überrascht. »Diese Leute haben mich gerettet.«
    Neelix schmollte ein wenig. »Ich habe dich gerettet«, wandte er ein.
    Kes schnitt eine mißbilligende Miene. »Mit ihrer Hilfe. Es wäre falsch, wenn wir ihnen jetzt nicht ebenfalls helfen.«
    Neelix wirkte erst niedergeschlagen, doch Stolz und Liebe ersetzten den Kummer, als er ihr in die Augen sah. »Ist sie nicht wunderbar?«
    Janeway schüttelte den Kopf. Mit welcher Bereitschaft sich Männer versklaven ließenc Ein neuerliches Lächeln zuckte in ihren Mundwinkeln, als Paris die rhetorische Frage beantwortete: »Ja, das ist sie.«
    15
    Unmittelbar nach dem Retransfer fühlte Janeway das Gewicht des Felsgesteins über ihr. Sie litt nicht etwa an Klaustrophobie – dazu war sie viel zu sehr an die kleinen Zimmer und engen Korridore von Raumschiffen gewöhnt. Aber auf eine sehr intensive Weise spürte sie die viele Meter dicke und zahllose Tonnen schwere planetare Masse, die wie ein besonderes Damoklesschwert über ihr schwebte.
    Zum erstenmal hatte sie dieses Gefühl bei einem Höhlenausflug mit Mark kennengelernt. Er stellte ihr damals ›viel Spaß‹ in Aussicht. Nach dem langen Marsch durch ein ausgedehntes Kavernensystem übernachteten sie auch darin, und für Kathryn Janeway bedeutete das: Acht Stunden lang mußte sie dem unheilvollen psychischen Druck einer zehn Meter dicken Decke standhalten, von der sie kaum mehr als fünfzig Zentimeter trennten. Natürlich fand sie keine Ruhe.
    Während Mark wie ein Murmeltier schlief, lag sie in der Finsternis wach – bis der Führer am nächsten Morgen das Licht einschaltete und meinte, es sei an der Zeit, wieder aufzubrechen. Später warf ihr Mark vor, die Dunkelheit zu fürchten. Es gelang ihr nicht, ihn davon zu überzeugen, daß ihre Furcht der launischen Geologie galt. Wenn etwas dreieinhalb Millionen Jahre lang die gleiche Form behalten hatte, so wuchs Kathryns Meinung nach die
    Wahrscheinlichkeit für eine Veränderung.
    Nie wieder besuchten sie eine Höhle.
    Jenes Gefühl kehrte nun zurück, wenn auch nicht mit der gleichen Intensität wie damals. Die Decke war so hoch, daß man sie mit dem Himmel verwechseln konnte, und dieser Umstand hielt einen Teil der Unruhe von ihr fern. Hinzu kam indirektes Licht, das sanfte Schatten in alle Richtungen wachsen ließ. In unmittelbarer Nähe fehlten Wände, und am finsteren Horizont zeichneten sich die Konturen einer Stadt ab.
    Trotzdem merkte Janeway sofort, daß eine Sonne fehlte, und die Luft erschien ihr feucht und klamm – typisch für eine Höhle.
    Einige Ocampa sahen auf, als sie das Summen des Transporterfelds hörten. Interessiert sahen sie den Fremden entgegen, offenbarten nicht die geringsten Anzeichen von Furcht. Pflanzen kletterten wie lustlos an Spalieren empor. Das fürs Wachstum notwendige Licht stammte von Lampen, die in Abständen von jeweils etwa zehn Metern strahlten. Janeway fragte sich, wie es diese Leute geschafft hatten, ausreichend tiefe Mulden ins Felsgestein zu hauen und sie mit Erde zu füllen? Außerdem: Machte die Existenz von Vegetation das Leben in einer Höhle lebenswerter?
    »Captainc « Tuvok trat an ihre Seite. Sein Tricorder zeigte nach oben und piepte leise. »Die Abstände zwischen den energetischen Impulsen der Raumstation verkürzen sich auch weiterhin. Die Intervalle

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