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Der Beschützer

Der Beschützer

Titel: Der Beschützer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. A. Graf
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sind um noch einmal null Komma acht Sekunden geschrumpft.«
    Ein gutes oder schlechtes Zeichen? Janeway lauschte und versuchte, das dumpfe Brummen zu hören, mit dem die Impulse den Planeten erreichten. Sie glaubte tatsächlich, etwas zu hören, aber vielleicht war es nur der eigene Pulsschlag.
    »Kes!«
    Einer der Bauern erkannte die junge Frau, deren Hand Neelix hielt. Aufregung erfaßte die anderen Ocampa, als sie den Namen hörten. Sie legten ihre Werkzeuge vorsichtig beiseite, näherten sich dann den Neuankömmlingen und wirkten wie glückliche Kinder. Sie alle waren jung und dünn, bemerkte Janeway, als sie Kes umarmten und küßten. Sie sind wie Jugendliche, die gerade erst gelernt haben, die Reife der Erwachsenen nachzuahmen.
    »Hallo, Daggin.« Kes lächelte und ließ sich von dem Mann, der als erster ihren Namen gerufen hatte, in die Arme schließen – was Neelix nicht zu begeistern schien.
    Nach einigen Sekunden wich Daggin ein wenig zurück, hielt Kes auf Armeslänge und schüttelte den Kopf. Offenbar konnte er kaum glauben, daß sie wirklich vor ihm stand. »Wir haben geglaubt, dich nie wiederzusehen! Wie bist du zurückgekehrt?«
    »Diese Leute retteten mich vor den Kazon«, sagte Kes und warf Janeway ein Lächeln zu. »Ich helfe ihnen bei der Suche nach zwei ihrer Gefährten.« Sie drehte sich zu den anderen Ocampa um. »Weiß jemand, wo sich jene Personen befinden, die der Beschützer hierherschickte?«
    Fast von einem Augenblick zum anderen verschwand die Fröhlichkeit, und Stille herrschte. Janeway fragte sich nach dem Grund dafür. Genügte es, den Beschützer zu erwähnen, um die Leute ernst werden zu lassen?
    »Vermutlich sind sie im zentralen Hospital«, erwiderte Daggin schließlich.
    Hoffnungsvoll berührte Janeway Kes’ Schulter. »Können Sie uns dorthin bringen?«
    *Nein.* Eine andere, tiefere Stimme erklang. Man hörte sie nicht nur, sondern spürte sie auch. *Das kann sie nicht.*
    Kes entdeckte den Sprecher sofort – er stand hinter den Bauern auf der rechten Seite. Überrascht musterte Janeway zwei Ocampa, die ein ganzes Stück dicker waren als die anderen. Der ältere von ihnen – in seinen hellen Augen glänzte Kummer – bahnte sich behutsam einen Weg durch die Menge und trat vor die junge Frau.
    »Sie sind nicht in der Lage, sich telepathisch zu verständigen, Toscat«, sagte Kes. »Bitte sprich laut.«
    Die Tatsache, daß Toscat – oder sonst jemand – seine Gedanken mit solcher Mühelosigkeit in fremde Selbstsphären projizieren konnte, erfüllte Janeway mit profundem Unbehagen. Vulkanier hatten wenigstens den Anstand, um Erlaubnis zu fragen, bevor sie einen mentalen Kontakt herstellten. Wenn man unter Telepathen lebte, fiel es bestimmt sehr schwer, Geheimnisse zu wahren. Janeway hielt es für besser, zunächst nichts von Tuvoks telepathischen Fähigkeiten verlauten zu lassen. Vielleicht wurde es irgendwann einmal notwendig, zusätzliche Informationen zu erhalten, und Tuvok konnte ein Ocampa-Bewußtsein nur dann ›anzapfen‹, wenn das betreffende Ich ahnungslos blieb und sich nicht abschirmte.
    Toscat schürzte die Lippen – die verbale Verständigung schien ihm nicht sehr zu gefallen. Er nickte Janeway zu, ohne sie anzusehen. »Ich wollte nicht unhöflich sein«, sagte er zu laut und mit falscher Betonung. »Wie dem auch sei: Ihr Aufenthalt an diesem Ort ist unangebracht.«
    »Wir verlassen ihn sofort, wenn wir unsere Gefährten gefunden haben«, entgegnete Janeway.
    Er bedachte die Kommandantin mit einem scharfen Blick, dem sie ohne Schwierigkeiten standhielt. Toscat war nicht der erste, der auf ihre Pflichten der Crew gegenüber Einfluß zu nehmen versuchte. Sie hatte es schon mit beeindruckenderen Kontrahenten zu tun bekommen und starrte ihn an, bis er den Kopf drehte. Er gab vor, Paris und Chakotay zu mustern, aber Janeway bemerkte, wie sich Verlegenheitsflecken auf seinen Wangen bildeten.
    »Wir dürfen uns nicht auf eine Weise verhalten, die den Wünschen des Beschützers widerspricht«, mahnte Toscat.
    Chakotay schnaubte. »Sie vielleicht nicht. Aber wir schon.«
    Der ältere Ocampa schüttelte den Kopf. »Sie verstehen nichtc «
    »Ja.« Kes berührte Toscat am Arm und weckte dadurch seine Aufmerksamkeit. »Sie verstehen nicht«, wiederholte sie mit sanftem Nachdruck. »Sie wissen nicht, daß die Ocampa so lange vom Beschützer abhängig sind, daß sie verlernt haben, auch nur für sich selbst zu denken. Sie wissen nicht, daß wir einst die volle Kontrolle über

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