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Der Besen im System

Titel: Der Besen im System Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Foster Wallace
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übliche, bewundernswerte Weise erfüllt.«
    »Glückwunsch, Big Boy«, sagte der Breather leise und schob ihm ein Stück seines Shirts in den Mund, wobei er zärtlich die Wange unter den flirrenden Augenlidern streichelte. »Nach wie vor der unbestrittene Prinz von Hi Bob.«
    »Bist du alleine hier oder«, fragte LaVache und sah Lenore an. »Bist du mit dem Jet hier oder mit deinem Spielzeugauto?«
    »Mit dem Firmenjet«, sagte Lenore.
    Die Augenbrauen des Antichrist gingen so weit nach oben, dass ihm neue Haare zu wachsen schienen.
    Lenore fuhr fort: »Ich bin mit einem Freund gekommen, der in gewisser Weise auch mein Boss bei Frequent & Vigorous ist.«
    »Mr. Vigorous?« Der Antichrist nickte. »Derselbe, von dem Candy mir erzählt hat?«
    »Was hat dir Candy erzählt? Wann?«, fragte Lenore.
    Der Antichrist schaute nach unten, malte mit seinem Kuli einen Smiley auf sein Plastikbein und wischte ihn mit einem feuchten Finger wieder weg. »Dass du Schwein gehabt hast, dass dein Boss zugleich dein Freund ist. Im Juli, weißt du noch? Aber reg dich nicht gleich wieder auf. Ich fürchte, unserem Freund Cat geht es gar nicht gut.«
    »Und Candy the Mandible ist die, die du gebumst hast?«, fragte Heat grinsend. Lenore schaute ihren Bruder mit großen Augen an. »Du und Candy? Gebumst?«
    LaVache wandte ganz langsam den Kopf und fixierte Heat mit seinem eiskalten Blick. Heats Kleidung schien in diesem Moment weiter zu werden, so als hätte ihm jemand die Luft abgelassen. »Tut mir Leid«, murmelte er. Er schloss die Augen.
    Der Antichrist sah zu Lenore hinüber. »Heat weiß nicht, was er sagt, wie ich später noch ausführlich darlegen werde. Heat, hast du keine Matheaufgaben zu erledigen?«
    »Shit«, flüsterte Heat. Er zog am Joint des Antichrist.
    Lenore stand auf. »Kann ich dich um was bitten?«
    »Ja.«
    »Ich weiß, es ist eine Zumutung, aber Rick und ich treffen uns erst um fünf im Hotel, es war ein ziemlich langer Tag und ich bin nach der Reise und allem nicht mehr die Sauberste, sodass...«
    »Ich verstehe vollkommen«, sagte der Antichrist beruhigend. Von der »Bob Newhart Show« lief mittlerweile der Abspann. Der Breather trat an den Fernseher und schaltete auf einen anderen Kanal. LaVache strahlte Lenore an. »Im Badezimmer liegt ein frisches, hübsch gefaltetes Handtuch für dich. Apropos Badezimmer, du wirst erfreut sein zu hören, dass du es mit einem Kleiderbügel kurzzeitig verschließen kannst, obschon sich Cat im Notfall Zugang zu den dortigen Einrichtungen verschaffen muss. Auf dem Handtuch befindet sich darüber hinaus ein jungfräuliches Stück Seife zu deinem persönlichen Gebrauch.«
    »Wie, will sie sich hier duschen?«, fragte der Breather vom Fernseher, wo er am Knopf für den vertikalen Bildfang fummelte.
    »Wenn das für euch okay ist«, sagte Lenore.
    »Okay ist gar kein Ausdruck«, sagte der Breather.
    »Nicht so schnell«, sagte der Antichrist. »Lenores Reisebegleitung ist, wie ich hörte, extrem eifersüchtig.«
    Lenore sah ihren Bruder an.
    »Wo steckt eigentlich dieser Mr. Vigorous?«, fragte LaVache leise und schaute wieder auf sein Bein.
    Das Telefon klingelte. Der Breather fuhr den Arm aus und ging dran. »Es ist Nervous Roy Keller für dich, A. C.«, sagte er zu LaVache.
    Die Augen des Antichrist erhellten sich. »Dürfte ich bitte den Lymphknoten haben?« Der Breather reichte ihm den Hörer. Lenore, die nicht sicher war, ob sie warten und erklären solle, wo Rick Vigorous war, stand linkisch da, den Koffer in der Hand, denn sie wollte nichts anderes als duschen. Heat lag zusammengerollt auf dem Sofa und schlief anscheinend. Der Breather stand schnell auf und entfernte das rote Auge der Glut von dem Joint, den Heat immer noch zwischen den Fingern hielt. Cat lehnte zerknautscht an der Wand unter dem Fenster, mit dem Shirt im Mund.
    »Nervous Roy Keller«, sagte der Antichrist in den Hörer. »Ist es möglich, dass ich dich in diesem Jahr noch gar nicht gesehen habe? Verbringst also lieber deine Zeit in der Bibliothek? Obwohl wir doch im vergangenen Frühjahr darüber gesprochen haben?«
    Nervous Roy Keller sagte etwas.
    »Nervous, Nervous Roy«, lachte LaVache. »Okay, ich ahne, dass ein bestimmtes Körperteil samt meiner Wenigkeit hier etwas für dich tun können. Klar. Du hast was? Du nimmst Hegel? Bei Professor Huffman. Ich dachte, das fällt mangels Interesse aus? Er hat es in ein Tutorium umgewandelt? Das heißt nur du und Huffman und Hegel? Mein Lieber, ich sage dir, das

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