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Der Besen im System

Titel: Der Besen im System Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Foster Wallace
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Amherst-Bruder, oder?«, sagte Lang. »LaVache, der jetzt in Amherst ist?«
    »Ja. LaVache ist Stoneciphers zweiter Vorname, richtig heißt er Stonecipher.«
    »Und wie haben sie es geschafft? Meines Wissen hat er bei unserem Abendessen kein einziges Mal ›Marke‹ gesagt, zumindest nicht zu seinem Bein, und mit einem anderen hat er ja nicht geredet.«
    »Es hat wohl irgendwie von selbst aufgehört«, sagte Lenore. »Falls Miss Malig ihn nicht heimlich mit einem stumpfen Gegensand bearbeitet hat.« Lenore lachte. »Möglich ist alles.«
    »Miss Malig, euer Kindermädchen? Die mit den Stempeln wie Baumstämme?«
    Lenore schaute daraufhin etwas länger in den Tisch, ehe sie sagte: »Hör mal, woher weißt du das eigentlich alles?« Sie setzte ihr Glas exakt in den zugehörigen Feuchtigkeitsring und sah Lang ganz ruhig an. »Willst du mich ärgern oder was? Ist es das? Jetzt sag mir bitte, was dir Rick genau über mich erzählt hat.«
    Ernst schüttelte Lang den Kopf. »Nein, das will ich nun wirklich nicht«, sagte er. Er riss einer weiteren Dose Wein die Lasche ab. »Wir haben uns nur im Flugzeug über dich unterhalten – während du Hübsche ganze Wälder abgesägt hast. Worüber hätten wir sonst reden sollen? Wir hatten ja nur uns.« Er trank etwas Wein aus der Dose und lächelte. »R. V. sagte mir, dass er dich zur Lektorin machen will, damit du endlich deine Erfüllung findest.«
    »Rick hat dir da schon erzählt, dass er das machen wollte, zwei Tage vor mir?«
    »Und? Hast du deine Erfüllung gefunden? Ist es die lohnende Sache, die er dir versprochen hat?«
    Lenore suchte in seinen Augen nach einem sarkastischen Glitzern. Sie war sich bei Lang nie sicher, ob er etwas ironisch meinte oder nicht. Ihr Nacken tat jetzt richtig weh. »Auf jeden Fall sind zehn Ocken die Stunde eine lohnende Sache«, sagte sie langsam. »Und ein paar von den Geschichten sind wirklich nicht schlecht.«
    »R. V. sagt, du machst dich richtig gut. Er sagt, du verstündest dich als literarische Sensibilität.«
    »Das hat er gesagt?«
    »Hat er gesagt.«
    Lenore schaute wieder in den Glastisch. »Ich mag eben Geschichten. Genau wie Rick. Ich glaube, deshalb kommen wir auch so gut miteinander aus. Obwohl Rick sie lieber erzählt als liest. Manchmal, wenn wir zusammen sind, erzählt er mir endlos Geschichten. Alles Sachen, die er hereinbekommen hat.«
    Lang setzte einen Fuß auf den Glastisch und rollte ihn vor und zurück. »Er spinnt gerne ein bisschen, oder?«, sagte er abwesend. Er hielt inne und schaute zu Lenore hinüber. Lenore sah auf ihren Schuh. Lang räusperte sich. »Vielleicht sollte ich das ebenfalls nicht sagen, aber ich hätte dich sowieso gefragt: Diese Hammergeschichte über deinen Bruder, wie er sein Bein verloren hat, als deine Mutter vom Haus heruntergefallen ist, nur weil sie euch sehen wollte – ist das eigentlich wahr, oder hat er mich da verarscht?«
    Die heißen Adern in ihrem Körper teilten sich zu vielen neuen. Sie starrte auf Langs Schuh auf dem Glastisch. Sie schloss die Augen und fasste sich an den Nacken. Lang beobachtete sie. »Nein, das möchte ich jetzt wissen«, sagte sie schließlich. »Rick hat dir im Flugzeug persönliche Familiensachen erzählt? Und ich war dabei und habe geschlafen?«
    »Hätte ich das jetzt nicht sagen sollen? Lenore, schlag mich, wenn ich einen Fehler gemacht habe, das wollte ich wirklich nicht. Vergiss, was ich gesagt habe.«
    Lenore blickte weiter auf den Glastisch und auf Langs Schuh und das Spiegelbild des Schuhs und das Spiegelbild von Lang. »Er hat dir das erzählt, während ich geschlafen habe?«, fragte sie abermals. Langs Spiegelbild sah sie nicht an, weil der echte Lang sie ansah. Als er schließlich den Blick senkte, starrte sie ihm ins Gesicht.
    »Na ja, er meinte, du wärst seine Verlobte«, sagte Lang, »und aus diesem Grund sei er leidenschaftlich an allem interessiert, was deine Person angeht. Mir kam das auch gar nicht so seltsam vor. Nur die gestochene Art, mit der er sich ausdrückte.«
    Lenore hob den Blick. »Er hat dir erzählt, wir wären verlobt? Also verliebt-verlobt-verheiratet -verlobt?«
    »Ach du Scheiße.« Lang schlug sich gegen den Kopf. »Scheiße, jetzt habe ich es schon wieder versemmelt. Hey, vergiss, was ich gesagt habe, okay? Vergiss es einfach.«
    »Rick sagte also, wir wären verlobt? Er hat das zu dir gesagt, einfach so, ohne dass du ihn dazu aufgefordert hättest?«
    »Er hat es wahrscheinlich gar nicht so

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