Der Besen im System
unterbrochen.«
Lenore lächelte und schüttelte den Kopf. »War nicht so wichtig. Ich wollte nur sagen, sie sind eher wie Mathematiker. Sie spielen nur nicht mit Zahlen, sondern mit Worten, wodurch alles nur noch schwieriger wird, zumindest nach meinem Eindruck. Am Ende mochte ich beides nicht mehr.«
Lang ließ sich Wein in den Mund laufen und spülte ihn hin und her. Einen Moment lang herrschte Stille. Durch Mistys Holzboden hörte Lenore die schwachen Fernsehgeräusche aus dem Wohnzimmer der Tissaws.
Dann sagte Lang. »Du hast es aber mit Wörtern, oder?« Er sah Lenore an. »Hast du es mit Wörtern?«
»Was meinst du?«
»Nein, ich meine nur. Wenn es um Wörter geht, wirst du so komisch.«
»Inwiefern?«
Den Finger abwesend an der Oberlippe, schaute Lang in den Couchtisch. »Als ob du sie ungeheuer ernst nimmst«, sagte er. »Als ob sie ein großes scharfes Werkzeug wären oder eine Kettensäge, mit der man locker die dicksten Bäume zersägen kann. Irgendwas in der Art. Liegt das an deiner Ausbildung am College?«
»Ich glaube nicht«, sagte Lenore. Sie zuckte mit den Achseln. »Ich überlege mir nur erst, was ich sage. Aber dass Wörter wie eine Kettensäge sind, glaube ich nicht.«
»Also war das Unsinn, was ich gerade gesagt habe?«
Lenore schlug das andere Bein über und schwenkte den Wein in ihrem Glas. Sie schaute in ihre Handtasche mit den Losen, die neben ihrem Sessel stand. »Ich glaube, unsere ganze Familie ist in dieser Hinsicht so komisch ... sprachbesessen.« Sie schaute in den Tisch und nippte. »Und es ist manchmal als nicht so Sprachbesessener gar nicht so leicht, in einer Familie zurechtzukommen, in der mehr oder weniger alles auf sprachliche Phänomene zurückgeführt wird.«
»Nee, schon klar.« Lang lächelte. Er schaute auf Lenores Beine. »Und darf ich fragen, warum du tagein, tagaus diese Converse-Treter trägst? Gibt es dafür einen bestimmten Grund?«
Lenore setzte sich anders hin und blickte Lang an, damit er aufhörte, auf ihre Beine zu starren. »Sie sind bequem, das ist alles«, sagte sie. »Jeder steht auf andere Schuhe, denke ich mal.«
»Und die Welt besteht aus unheimlich vielen Sorten von Schuhen, meinst du?«, lachte Lang und trank.
Lenore lächelte. »Unsere Familie hat es mit Sprache, da hast du sicher Recht. Vor allem meine Urgroßmutter, und sie hat lange Jahre alles dominiert.«
»Aber sicher auch dein Daddy und dieses Kindermädchen«, sagte Lang nickend.
Lenore sah ihm scharf ins Gesicht. »Und woher weißt du das?«
Lang zuckte mit den Schultern und grinste. »Ich glaube, R. V. sagte mal so etwas.«
»Rick?«
»Ja, wieso?«, sagte Lang. »Ich meine, die Leute reden eben. Die Welt ist voller Vielredner. Meine Mutter zum Beispiel war so eine, und die einzige Art, laut Daddy, die einzige Methode, damit sie mal den Mund hielt, war, ihr mit einem stumpfen Gegenstand eins überzuziehen.«
»Nein, so war das nicht. Es war nicht so, dass alle immer nur geredet hätten«, sagte Lenore und strich sich über die Haare. »Obwohl natürlich auch geredet wurde, klar. Aber wie du sagtest, es ging eher um die Wichtigkeit dessen, was gesagt wurde. Dass immer unheimlich wichtig war, was gesagt wurde.« Lenore tastete kurz über den Rand ihres Glases. Sie lächelte. »Ein Beispiel, ich habe heute Morgen noch daran gedacht. Mein Bruder Stoney hatte einmal eine Phase, in der alles für ihn eine Marke hatte. Er sagte etwa: ›Welche Marke Hund ist das?‹, oder: ›Das ist die Marke von Sonnenuntergang, bei der die Wolken ganz rot werden‹, oder: ›Diese Baummarke hat essbare Blätter‹ et cetera.« Sie sah zu Lang hinüber, der sie im Tisch ansah. Er blickte hoch. Lenore räusperte sich. »Was alles in allem keine große Sache war. Nervig, aber irgendwo noch nachvollziehbar, weil Stoney den ganzen Tag vor der Glotze hing.« Lenore schlug das andere Beine über. Lang sah sie immer noch an. »Aber in unserer Familie machte man sich richtig Sorgen, und einmal schickte man ihn aus dem Haus, und es gab eine Art Familienrat darüber, wie man ihm beibringen konnte, ›Art‹ zu sagen statt Marke. Sie haben diese Kleinigkeit furchtbar ernst genommen, obwohl ich weiß, dass mein Vater dabei telefoniert hat oder gelesen und immer wieder rausging, um sich etwas zu essen zu holen, und gar nicht bei der Sache war, weil meine Urgroßmutter die Konferenz leitete, und die beiden können nicht gut miteinander oder konnten zumindest damals nicht.«
»Du sprichst von deinem
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