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Der Besen im System

Titel: Der Besen im System Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Foster Wallace
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saß im Bug des Bootes, das er und Obstat sich im Great-Ohio-Desert-Center für eine Mörderkohle gemietet hatten.
    »Alles nur noch Kommerz«, hatte er zu Obstat gesagt, und der hatte achselzuckend die Palette Bier gestemmt.
    Lang hatte ein Fernglas, durch das er beobachtete, wie Lenore Beadsman und Rick Vigorous am Ufer des Sees durch einen besonders trostlosen und vermaledeiten Teil der Wüste wanderten. Trotz des Wochenend-Andrangs war Lenore in ihrem weißen Kleid leicht auszumachen, ähnlich wie Ricks Barett. Lang und Obstat waren ziemlich weit auf den See hinausgefahren. Obstat sollte rudern, damit sie sich immer auf gleicher Höhe mit Lenore und Rick befanden. »Irgendwas zu sehen?«, fragte Obstat an den Riemen.
    Als Rick und Lenore einmal richtig standen, konnte er zwar ihre Gesichter erkennen, aber nicht, was sie sagten. Viel sprachen sie sowieso nicht. Lenore bewegte sich mühelos durch den tiefen Sand, nur Rick blieb öfters zurück und musste laufend aufholen. Lenore brachte ihn öfter dazu, auf die Uhr zu schauen, als sei die Uhrzeit wichtig. Es war zwar erst zehn, aber für September sehr heiß. Und immer wieder verschwanden sie in der Menge. Jemand am Ufer verkaufte schwarze T-Shirts mit Hilfe einer Stimme, die übers Wasser nur zu deutlich auszumachen war.
    Lang hielt das Fernglas mit einer Hand. Die andere Hand tat höllisch weh, weil er tags zuvor dauernd die Autoschlüssel um seinen verletzten Finger hatte wirbeln lassen. Er hatte Angst, dass sich der Vogelbiss entzündete.
    »Scheißvogel«, sagte er.
    Obstat grunzte an den Riemen. Immer wieder knallte er mit ihnen an die Bordwand. Dreist fuhren Lang und Obstat über die Angelschnüre anderer Leute, und die Leute in den anderen Booten waren darüber nicht erfreut, aber Lang empfahl Obstat, diesem keine Bedeutung beizumessen.
    »Denk dran, für den Anblick dieser überirdischen Beine muss man Opfer bringen. Besonders wenn sie gleich die Düne hochgehen.« Obstat ächzte, als er sich in die Riemen legte.
    »Pass auf, gleich reden sie über den wichtigen Scheiß«, sagte Lang.
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    »Aber ich bestehe darauf: Sag mir doch bitte, dass ich dir eine Geschichte erzählen soll.«
    »Meine Schuhe sind ganz voll Sand.«
    »Aber Lenore ...«
    »Hey, passen Sie auf, wo Sie hingehen, verdammt nochmal!«
    »Ach du liebe Güte, bitte entschuldigen Sie uns.«
    »Herrgott nochmal.«
    »Tut uns schrecklich Leid.«
    »Toller Platz für ein Picknick.«
    »Wenn du meine Meinung hören willst, Lenore, dann sollten sie diese Gegend entweder wegsprengen oder vergrößern. Der Touristenrummel hier wirkt sich negativ auf die wenigen Attraktionen aus, welche die Landschaft dem Wandernden zu bieten hat.«
    »Und bei der Hitze riechen die Leute nicht allzu schick, wie ich merke.«
    »Ach, vergiss den Geruch. Du bist hier, um nach potenziellen Großmutter-Spuren Ausschau zu halten.«
    »Was für Spuren denn? Soll ich mir irgendwelche Dünen auf Fuß- oder Rutschspuren ansehen, nur weil mein bekiffter Bruder mal wieder gesponnen hat? Das alles ist reine Zeitverschwendung, ich verstehe nicht, was du hier willst. Oder warum ich unbedingt mitgehen muss.«
    »Offenbar haben uns Lang und sein anusäugiger Sancho Panza längst entdeckt.«
    »Woher willst du wissen, wo Andy und Obstat gerade sind?«
    »Ich weiß, was ich weiß.«
    »Apropos Rick, wir sollten uns mal in aller Ruhe unterhalten.«
    »Aber erst, ich bitte dich, bitte mich um eine Geschichte.«
    »Ach, du und deine Geschichten.«
    »...«
    »Vielleicht hast du es vergessen, Rick, aber mittlerweile muss ich diese Sachen lesen. Es ist Arbeit. Aber wenn ich nicht arbeite, möchte ich von Sachen verschont werden, die mit Arbeit zu tun haben.«
    »Du sollst die Geschichte ja nicht beurteilen, sondern genießen. Sie soll dich ergreifen, unterhalten und dir zu denken geben. Und du wirst sehen, diese Geschichte ist ebenso unterhaltsam wie ergreifend wie bedenkenswert.«
    »Rick, es gibt da etwas, über das müssen wir uns dringend unterhalten. Du sprichst nämlich mit einem Nervenbündel. Wir müssen uns aussprechen.«
    »Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass alle Probleme im Kontext der von mir angedachten Geschichte nicht nur behandelt, sondern auch gelöst werden können.«
    »Das bezweifle ich.«
    »Halt du nur die Augen offen für Indizien des Älterwerdens, und lass mich machen.«
    »Das heißt, allein du entscheidest mal wieder darüber, wie unser Gespräch abläuft? Super.«
    »Die Geschichte behandelt einen Mann,

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