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Der Besen im System

Titel: Der Besen im System Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Foster Wallace
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hat der Koch allerdings immer weniger Lust zum Kochen und wünscht sich, dass sich einer der beiden anderen beschwert und ihm dadurch den Küchendienst abnimmt, aber es gibt keine Beschwerden. Also fängt der Koch an, das Essen absichtlich zu zerkochen oder anbrennen zu lassen oder es fast noch roh auf den Campingtisch zu bringen. Aber die beiden anderen Camper lassen sich nichts anmerken. Dann gibt der Koch Seife in den Kaffee, oder er bestreut, was er kocht, mit Dreck. Ohne Erfolg, die beiden anderen wollen sich immer noch nicht beschweren.«
    »Ist das ein Witz? Das ist ein Witz, Patrice, das sehe ich.«
    »Schließlich wird der Koch wütend, er hat einfach die Nase voll vom ewigen Kochen und geht deshalb in den tiefen Wald, wo er einen Haufen Mäuseköttel findet. Den nimmt er mit und brät die Mäuseköttel und setzt sie den beiden anderen vor, zusammen mit dem Seifenlaugen-Kaffee. Die beiden anderen hauen rein, und der Koch grinst in freudiger Erwartung. Und tatsächlich, die beiden gucken sich an und ziehen ein Gesicht. Endlich legt einer von ihnen die Gabel hin und sagt zu dem Koch: ›Hey, Joe, ich will dir nicht zu nahe treten, aber das hier schmeckt wie Mäuseköttel. Trotzdem: Kompliment! «‹
    »Ha-ha.«
    »Ha-ha.«
    »Patrice, das war aber ein toller Witz. Wo hast du ihn her? Oder hast du ihn dir selber ausgedacht?«
    »Mein Sohn hat ihn mir erzählt.«
    »Das ist aber schön, Patrice.«
    »Ja.«
    »Wann hat er dir denn den Witz erzählt?«
    »Ich finde ja, der weiteste Weg lohnt sich für einen solchen Witz.«
    »Aber immer.«
    »Finde ich.«
│b│
11. September
Das Ende ist ein Nacht-Feuer
    Es ist eine weitere Maiennacht, weil der Mai ja nie zu Ende geht. Und hier ist eine Straße, die eigentlich dunkel sein müsste. In einer aufsteigenden Lohe erscheint der Beton der Straße neu und rau. Einige Häuser haben noch keinen Rasen. Alle Bäume sind jung und dünn und werden von Stützen und Tauen gehalten. Sie flackern und peitschen im Wind des Lichts.
    Der Wind ist ein Funkenregen. Die Funken steigen und wirbeln und sterben im Leichentuch ihres eigenen Lichts. An der Ende der Straße stöhnt ein brennendes Eigenheim. Das Eigenheim sieht genauso aus wie alle anderen in der Straße. Es brennt. Feuer dringt aus jeder Öffnung des Eigenheims und schießt nach oben. Als das Feuer weitere Öffnungen reißt, aus denen es nach oben schießt, seufzt das Haus und sackt durch. Die Hitze des Feuers lässt den Zaun rund um den Rasen erglühen, der Zaun kocht den Rasen.
    Das Eigenheim stürzt in sich zusammen. Das Feuer kommt aus allen Öffnungen. Es klingt, als würde Papier zerknüllt. Es strafft deine Gesichtshaut. Das Feuer ist außer Kontrolle, und das Eigenheim saugt die ganze Luft in der Straße an und fällt seufzend in sich zusammen. Es dauert ewig. Alles sinkt auf sich selbst zurück, langsam wie eine Feder.
    Aus der Tür des Eigenheims fliegt mit brennenden Schwanzfedern ein Vogel. Kreisend erhebt er sich in die Luft. Er schraubt sich immer höher in den Himmel, bis sein Licht im Gefunkel der Sterne aufgeht. Verbrannte Federn trudeln auf den Rasen hinunter.
    Füße laufen über den Rasen, durch die brennenden Federn. Fieldbinder und Evelyn Slotnik, Hand in Hand und mit lodernden Haaren, laufen in die Nacht hinaus. Im Licht ihrer eigenen Haare sind sie Wind. Sie machen glühende Schnitte in die dunklen Blocks der Vorstadt, als sie die wenigen Meilen zum Pool der Slotniks laufen. Zäune erröten und fallen um. Ein Flugzeug fliegt tief. Die Passagiere schauen hinunter und sehen alles. Sie sehen einen überlaufenden Feuerteich, der den Rasen geflutet hat und Leichentücher aus Licht in den Himmel schleudert. Diese aber verschwinden, ehe sie das Flugzeug berühren. Die Passagiere sehen zwei völlig überraschte Pünktchen, die viel zu schnell durch dunkle Gärten und Waffelzäune laufen, hin zu einer Niere aus klarem blauen Wasser am Ende der von unten erleuchteten Fluchtwegsmarkierungen am Boden. Alles wird für immer auf Farbfilm festgehalten.
│c│
    Ein Ruder fiel ins Wasser, und als Neil Obstat die Hand danach ausstreckte, stieß er seine Bierdose um, sodass Bier auf sein Hosenbein spritzte. Er mühte sich ziemlich ab, das Ruder wieder in die Dolle zu wuchten.
    »Scheiße, alte, verdammte«, sagte er.
    »Jetzt wackel doch nicht so, Neil«, sagte Wang-Dang Lang.
    »Scheiße«, sagte Obstat. Die Leute im nächsten Boot, die angeln wollten, waren sauer wegen der Wellen und zeigten Obstat den Finger.
    Lang

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