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Der Besen im System

Titel: Der Besen im System Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Foster Wallace
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Säulen, als die Sonne hinter Downtown Cleveland versank.
    »Ich würde sagen, krass. Ich bin so gegen halb sieben gekommen, da hat er nur sein übliches Theater gemacht. Dann war ich joggen, und als ich zurückkam, habe ich meinen Beziehungs-Schlussmach-Text für Clint geprobt. Dann war Stretching angesagt, und dann kamst du auch schon«, sagte Candy und klopfte ihre Asche in den Käfig von Vlad dem Pfähler.
    »Hast du ihn gefüttert?«, fragte Lenore.
    »Nein, von mir kriegt er nichts mehr. Ich habe noch immer die Narbe am Daumen«, sagte Candy. »Du hast gesagt, du machst es.«
    »Aber warum ist dann sein Napf voll?«
    »Auch Frauen brauchen Raum zur Entfaltung.«
    »Wahrscheinlich hat er bloß heute Morgen nicht gefressen. Der BH, ist der neu?«
    Vlad der Pfähler pickte nach einzelnen Körnern, wobei sich sein rosa Irokesenschnitt abwechselnd sträubte und legte.
    »Das war vielleicht ein Tag«, sagte Lenore, »so was hast du noch nicht erlebt«, indem sie ihre Schnürsenkel aufmachte. »Rick und ich haben mit Mr. Bombardini zu Abend gegessen. Der von Bombardini Company. Der Held der leeren Augenhöhlen.«
    »Was, du hast Norman Bombardini getroffen?«, fragte Candy.
    »Ich weiß bloß nicht genau, was du unter Liebe verstehst. Sag, was meinst du damit?«, sagte Vlad der Pfähler.
    »Von nun an wirst du ihn knebeln müssen«, sagte Candy.
    »Candy, der Typ frisst sich zu Tode, weil seine Frau ihn verlassen hat. Er wiegt schon über tausend Pfund. Er isst Eclairs vom Fußboden.« Lenore griff nach dem Bademantel am Bettpfosten, machte in der Sonne ihren BH auf und ging ins Bad. Candy folgte ihr in den Flur.
    »Du kannst mich jetzt nicht auf ein Versprechen festnageln, das ich nie gegeben habe!«, rief ihnen Vlad der Pfähler hinterher.
│b│
    Lenore stand unter der Dusche, während Candy Mandible am Waschbecken lehnte und in der dampfigen Luft ihre Nelkenzigarette rauchte.
    »Ich kapier das nicht«, sagte Candy. »Wie können zwanzig Patienten seelenruhig aus dem Heim spazieren, und keiner hat etwas gesehen oder sie aufgehalten?«
    »Humpeln trifft die Sache wohl eher«, sagte Lenore aus der Dusche.
    »Ja.«
    »Angenommen, nur mal angenommen. Aber wenn mein Vater Bescheid weiß, dann ist ihr schon nichts passiert. Vielleicht hat er sie mit nach Korfu genommen, zu diesem Gipfeltreffen mit diesem anderen Babynahrungshersteller. Das Problem ist nur, Großmutter hat sich nie die Bohne für die Firma interessiert. Und Dad und Großmutter hassen sich mehr oder weniger. Und Großmutter braucht auch ständig ihre exakt siebenunddreißig Grad, oder sie wird blau. Und außerdem, was ist mit den andern fünfundzwanzig Leutchen? Auf Korfu dürfte ziemlich was los sein. Trotzdem, wahrscheinlich hat er sie mitgenommen. Aber dass er noch weiß, wo das Altenheim überhaupt liegt, ist mir neu. Es gehört zwar ihm, aber um solche Sachen kümmern sich Rummage & Naw.« Einen Moment lang prasselte der Wasserstrahl gegen den Duschvorhang. »Und jetzt weiß ich nicht, soll ich warten, bis Dad zurückkommt, oder nicht. Ich kann nicht nach Korfu fliegen, ich habe gar kein Geld. Und wer weiß, wo genau sie auf Korfu sind.«
    »Rick kann dir doch was leihen. Ich meine, Rick hat Geld ohne Ende.«
    »Rick habe ich absichtlich nichts davon erzählt. Und jetzt ist er beleidigt«, sagte Lenore, drehte das Wasser ab und trat aus der Badewanne.
    »Der hat ganz schön am Rad gedreht heute«, sagte Candv und warf die Zigarette ins Klo. Es zischte kurz. Dann fing sie an, sich die Zähne zu putzen.
    »Na ja, zum Abendessen hatte er sich wieder beruhigt. Er will nur immer wissen, wo ich gerade bin. Aber wer echt einen Knall hat, ist dieser Bombardini. Wenn du den gehört hättest mit seinem unendlichen Wachstum und dem lebenden Butterberg ...«
    »Was?«
    »Mein Bademantel riecht wieder wie ein Fußabtreter«, sagte Lenore. »Richtig schimmelig.«
    »Vielleicht hörst du mal in deiner Familie rum, vielleicht ist sie ja dort«, sagte Candy.
    »Und was ist mit Vlad dem Pfähler?«
    »Vielleicht wollte sie nur jemanden besuchen?«
    »Was? Ja. Das könnte ich tun. Nur, bei John kann sie nicht sein, den erreicht man nie. Und bei LaVache auch nicht, der hat nicht mal Telefon, sagt Dad. Und was sollte sie auch in Amherst? Vielleicht Clarice. Obwohl, Clarice hätte mir Bescheid gesagt.«
    »Vielleicht hat sie es versucht und ist bei Steve’s Sub gelandet.«
    »Richtig. Auch so etwas. Mann, was für ein beschissener Tag. Dieser Peter, der Kerl, der so

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