Der Besen im System
aussah wie ein Negativ, hat sich auch nicht mehr blicken lassen, und von den Kabeltunnel-Menschen war erst recht keiner da.« Lenore wischte über den beschlagenen Spiegel. Candy trocknete ihr mit einem Handtuch den Rücken ab, zog ihren Body aus und stieg selbst unter die Dusche. Lenore hielt ihre Hand hinter den Duschvorhang, Candy reichte ihr die Seife, worauf Lenore ihr den Rücken einseifte, so, wie sie es am liebsten hatte. »Echt, alle Anrufe, die dann noch kamen, waren falsch verbunden. Die Prietht hat sich kaputtgelacht.«
»Eines Tages bring ich sie um. Eines Tages ermorde ich sie. Was für ein Negativ?«
»Und Walinda war auch stinksauer, weil ich zu spät kam. Sie wollte mich schon feuern. Sie meinte, ich würde sie verarschen.«
»Wenn sie das sagt, dass sie sich verarscht fühlt, wird es ernst, dann passiert meistens wirklich was«, sagte Candy und trat aus der Wanne. Der Dampf im Badezimmer war mittlerweile so dicht, dass Lenore kaum noch die Tür erkennen konnte. Sie machte sie auf. Kaltluft stürzte ins Bad und riss eine Bresche in den Dampf. Lenore putzte sich die Zähne.
»Ich müsste mir mal wieder die Beine rasieren«, sagte sie. »Es hört sich schon wieder so komisch an, wenn man darüber streicht.«
»Dann tu es doch.«
»Ich frage mich aber, was mit Vlad passiert ist. Wahrscheinlich ist er wirklich krank. Rick hat gesagt, die Frau in der Zoohandlung hätte gesagt, Nymphensittiche würden eigentlich eher selten sprechen. Vielleicht stirbt er ja, und das hier ist nur so etwas wie das letzte Aufflackern, kurz bevor alles vorbei ist.«
»Clinty, an Sex liegt es nicht. Unser Sex ist toll, das habe ich dir schon einmal gesagt. Ich habe dir gesagt, wie du mich ausfüllst, aber Sex deckt eben nur ein paar Stunden am Tag ab, und man soll nicht sein ganzes Leben davon bestimmen lassen«, meldete eine kratzige Stimme vom anderen Ende des Flurs.
»Also mir kommt der kleine Scheißer kerngesund vor«, sagte Candy Mandible, während sie nackt durch den Flur ging, Lenore im Bademantel hinter ihr her. »Aber wenn Mrs. Tissaw das mitkriegt, können wir uns gleich eine neue Wohnung suchen. Wie wär’s, wenn wir ihm ein paar Psalmen oder so etwas beibringen?«
Candy ging in ihr Zimmer und Lenore in ihres. In Lenores Zimmer war inzwischen alles sehr schön geworden. Fußboden und der untere Teil der Wände lagen im Dunkel, während die Schatten der Bäume weiter oben in einem orangefarbenen See schwammen.
»Sex deckt nur ein paar Stunden am Tag ab?«, rief Lenore zu Candy hinüber.
»Clint, Clint, Clint, jammjamm«, schmeichelte Vlad der Pfähler vor seinem Spiegel.
»Jammjamm Jammertal«, sprach Lenore in Vlad des Pfählers Käfig. »Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.«
Vlad der Pfähler legte den Kopf zur Seite und sah sie an.
»Lenore, Clint ist echt was Besonders, ob du’s glaubst oder nicht. Er ist super. Er pflügt einen durch. Er ist ein Pferd, ein Kamel, ein Brontosaurus«, sagte Candy von ihrer Tür aus und deutete mit beiden Händen die Dimension an. »So groß, ungelogen.«
»Hmmm, wenn du es sagst«, sagte Lenore.
»Pflügt einen durch. So groß!«, kreischte Vlad der Pfähler.
»Killefit«, sagte Lenore.
»Aber er klammert«, fuhr Candy fort. »Fragt mich andauernd, wann wir heiraten, und wird sauer, wenn ich darüber lache. Echt, der glaubt tatsächlich, wenn er mich zum Orgasmus bringt, fällt ihm mein Herz ganz automatisch zu. Wie kann so ein großer Junge nur so ein kleiner Junge sein? Nein, ich will den Hauptgewinn, den Direktor des Ganzen, Mr. Allied persönlich.« Auf den Fußspitzen wie eine Balletttänzerin stand Candy im Türrahmen und ließ das letzte Orange des Sonnenuntergangs auf ihre Wangen fallen. Sie war wirklich ein hübsches Mädchen, mit sanften Kurven unter ihrer milchweiß schimmernden Haut und ihren vollen dunklen Haaren, die nass noch dunkler wirkten und sich wie ein schokoladenbrauner Umhang über ihre Brüste und ihren Rücken legten. Ein Düsenjet flog niedrig über das Haus hinweg und ließ sämtliche Fenster erzittern.
»Ich will noch eine unvergessliche Nacht mit dir verbringen, denn ich möchte, dass wir als Freunde auseinandergehen«, sagte Vlad der Pfähler zu seinem Spiegelbild.
Lenore zog ein sauberes Kleid über ihren Kopf. »Und wann beginnt sie, deine unvergessliche Nacht?«
Candy schaute gerade in dem Moment auf die Uhr, als diese klickte und eine neue Minute einsummte. »Gleich. Wir werden bei ihm zu Abend essen, und dann,
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