Der Besen im System
mir und nicht zu Ihrem Universum, bis auf Weiteres jedenfalls. Rick, wir sollten allmählich zurückwaten ...«
»Norman, ich will ehrlich sein: Vor dem Hintergrund dessen, was Sie mir erzählt haben, mache ich mir ernsthafte Sorgen um Sie und Ihre emotionale Aussichten. Diese Probleme wachsen Ihnen über den Kopf.«
»Quatsch. Mir wächst nichts über den Kopf, nur ich sellber. Insofern wird es sich auch weniger um emotionale Aussichten handeln, als um Ein- und Innensichten. Ich hoffe nur, ich kann den Joghurt-Großhändler finanziell ruinieren, solange noch ein greifbarer Unterschied zwischen uns besteht. Übrigens, diese hellgrünen Minztäfelchen sind exquisit. Wenn ihr wollt, darf sich jeder von euch eines nehmen.«
»...«
»...«
»Nicht wahr? Sie sind wirklich gut. Ein weiterer Vorteil meiner Yin-Yang-Konzeption besteht darin, dass Diäten von nun an tabu sind. Diäten machen mich mittlerweile unglaublich wütend. So wütend, dass ich jeden in meiner Umgebung umbringen könnte.«
»Anstelle der reinen Raumforderung?«
»Du bist nicht unintelligent, Vigorous. Ähnlich wie dein Vater. Der hat auch immer gemerkt, woher der Wind weht. Und für Menschen, die meine Sympathie gewonnen haben, könnte ich natürlich kleine Enklaven von Rest-Raum übrig lassen.«
»Ich melde mich, wenn es so weit ist.«
»Norman, ich möchte, dass Sie wissen, dass ich immer für Sie da bin, wenn Sie einmal den Wunsch verspüren, mit jemandem zu reden. Wir müssen ja nicht gleich sämtliche Probleme durchkauen – der Ausdruck ist in diesem Zusammenhang ohnehin unangemessen –, aber wenn Sie sich einfach mal ausquatschen wollen, so von Mann zu Mann, bin ich für Sie da, Norman.«
»Zumindest vorerst.«
»Lenore, bitte .«
»Ms. Beadsman, Sie fangen an, mir zu gefallen, auch wenn dies möglicherweise nur daran liegt, dass im Vergleich zu Vigorous hier jeder gut aussieht. Sagen Sie, haben Sie jemals schon mit jemandem geschlafen, der in absehbarer Zeit unendlich dick sein wird?«
»Okay, danke, das war das Stichwort. Rick, ich will jetzt gehen ...«
»Gut, Norman, dann sag ich mal ...«
»Auf Wiedersehen, Vigorous. Und genieß dein Selbst, solange es noch da ist.«
»Ich schlage vor, wir gehen auf demselben Weg zurück, den wir ...«
»Kein Problem.«
»Sollen wir zu Ende essen? Hast du noch Hunger?«
»Soll das ein Witz sein? Komm, gehen wir. Fahr mich nach Hause, ich muss mich noch duschen und ein paar Sachen einpacken. Candy kann mich dann zu dir fahren. Und du fährst mich morgen früh zurück. Ich habe einfach keine Lust, mich heute noch in meinen kleinen Wagen zu zwängen.«
»Gut. Dann bleibt nur noch die Frage, warum du mir immer noch nicht sagen willst, was los ist.«
»Was los ist, was los ist, was los ist.«
»Ich könnte Vern Raring von der Zentrale anrufen und fragen, ob er etwas weiß.«
»Dann viel Spaß. Der Einzige, den du erreichst, ist Enrique vom gleichnamigen House of Cheese.«
»Richtig, die Störung, habe ich ganz vergessen. Walinda hat sich ja gar nicht mehr eingekriegt. Ich schätze, dieser und weitere unerzählbare Vorgänge lassen als Fazit nur den Satz zu: Was für ein Tag.«
»Die Beschissenheit dieses Tages war enorm.«
»Oder so.«
»Aber überhaupt nicht witzig. Dieser Koloss hatte echt einen an der Waffel.«
»Guck mal, er will aufstehen.«
»Der Kellner ist nicht zu beneiden.«
»Das gibt eine saftige Rechnung.«
»Auf jeden Fall würde ich mein Auto nie auf seinem Parkplatz abstellen.«
»Nach dir.«
»...«
│7│ 1990
│a│
Im Besitz von Lenore Beadsman befanden sich folgende Objekte: eines von zwei Zimmern mit Parkettboden und einem nicht funktionierenden Kamin im dritten Stock eines großen grauen Hauses in East Corinth, das einem Kieferchirurgen aus Cleveland gehörte. Drei große, stets blitzblanke, streifenfreie Fenster, davon zwei nach Westen, von denen aber nur eines offen stand, weil es das einzige mit Fliegengitter war. Eine Aussicht nach rechts auf suburbane Grundstücksgeometrie und den verdämmernden Himmel, der am Horizont durch Clevelands Skyline wie von kleinen Sägezähnen perforiert wurde. Fenster, durch die am Abend das nachhaltige Kürbisgelb des Clevelander Sonnenuntergangs flutete. Fensterbänke, die tatsächlich als Fenster-Bänke fungierten, weil sie so niedrig waren und so weit in den Raum hineinragten, dass man bequem auf ihnen Platz nehmen konnte. Darauf lagen schwarze Kordkissen, die Lenore ebenfalls besaß und die gegen
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