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Der Besen im System

Titel: Der Besen im System Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Foster Wallace
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hoffe ich, treiben wir es wie die Tiere, stundenlang.«
    »Romantisch ist sie auch noch«, sagte Lenore. »Und Jesus weinte, Vlad, du Pfähler. Die Sünden der Väter. Mir wird nichts mangeln.«
    »Jesus wird nichts mangeln.«
    »So ist es brav.«
    »Mich interessiert vielmehr, was denn mit Rick so läuft, triebmäßig«, rief Candy aus ihrem Zimmer. »Ich meine, ihr seid jetzt schon Monate zusammen, und wenn er wirklich so Klasse ist, wie du sagst ... und bitte mit allen anatomischen Details. Sonst zwingst du mich zu eigenen Ermittlungen.«
    »Hmmm, na ja...« Lenore zog frische Socken an.
    »Nee, ist nur ein Witz. Trotzdem, es bleibt ja unter uns. Und wenn man darüber reden kann, ist das Gefühl sogar intensiver. Ich meine das Gefühl für ihn. Wenn man jede Kleinigkeit, jedes Muttermal beschreiben kann. Man fühlt sich ihm noch näher.« Candy kam ins Zimmer, sie trug ein blassviolettes Baumwollkleid, das gerade die eine Nummer zu klein war, um ihre ohnehin nicht gerade schmalen Hüften zur Geltung zu bringen, und das lange Zeit Lenore gehört hatte. Sie kniete sich in den Schatten vor dem Fenster und legte Mascara auf, den Blick unverwandt auf das schwarze untere Rechteck des ansonsten hellen Fensters gerichtet. Draußen setzten die Grillen ein.
    »Wenn er mich zum Orgasmus bringt. Was für mich persönlich das Beste ist«, sagte Vlad der Pfähler. »Wo bleibt diese Schlafhase?«
    »Oh, entschuldige.«
    »Sag mal, kannst du mich zu Rick fahren? Mein Wagen steht noch in der Firma.« Lenore band sich die Schuhe zu und kämmte durch ihr nach innen fallendes Haar. »Ich glaube, Vlad der Pfähler hat erst einmal genug Futter. Er soll jetzt nicht so viel fressen.«
    »Klar, mach ich. Aber willst du nicht mal die Pflanze gießen?«
    »Es ist ein Experiment.«
    »Die Sünden der Federn!«, lärmte Vlad der Pfähler. »Wer hat das Buch?«
    »Welches Buch?«, fragte Lenore.
    »Also ich habe es nicht. Hör mal, ich komme zu spät. Sollen wir?«
    »Ja. Gute Nacht, Vlad der Pfähler.«
    »Liebe hat keine Bedeutung. Schon das Wort Liebe bedeutet mir nichts.«
    »Vielleicht sollten wir mit ihm ins Fernsehen, zu Leute hautnah .«
    »Vögeln hautnah.«
    »Danke nochmals für das Kleid. Ich kann dir aber nicht versprechen, dass es heil bleibt.«
    »Manche Leute erleben in der Hochzeitsnacht nicht so viel wie ihr bei eurer Trennung.«
    »Frauen brauchen Raum, brauchen Raum.«
│c│
    »Hast du dir nie überlegt, dass es mich stören könnte, dass du mir nie sagst, dass du mich liebst?«
    »Vielleicht, ab und zu.«
    »Das brauchst du aber nicht. Ich weiß, ganz tief im Innern liebst du mich. Ganz tief im Innern weiß ich das. Und ich liebe dich, leidenschaftlich, ganz und gar. Glaubst du mir das?«
    »Ja.«
    »Und du liebst mich auch?«
    »...«
    »Kein Problem, ich weiß, du liebst mich. Mach dir keine Gedanken.«
    »...«
    »Und danke, dass du mir das mir deiner Urgroßmutter erzählt hast. Und entschuldige, dass ich dich damit beim Abendessen so genervt habe. Und entschuldige auch für Norman.«
    »Nein, ich wollte es dir ja sagen. Nur wusste ich nicht genau, wie oder was. Ich meine, Fakten kann man wiedergeben, bestimmte Sachen kann man benennen. Nur das waren keine normalen Sachen, sondern ein seltsames Konglomerat aus Indizien.«
    »Auch dann. Machst du dir Sorgen, dass auch das Buch weg ist?«
    »...«
    »Das Buch wird langsam zum Problem, Lenore. Ich würde sogar sagen, das Buch ist dein Problem. Hat nicht auch Jay gesagt, dass du etwas darin siehst, was eigentlich nur aus dir selber kommen kann? Dass dein Leben in dir selber ist, nicht in irgendeinem leblosen Gegenstand, den diese alte Schachtel in ihrem Nachthemd mit sich herumträgt?«
    »Woher weiß du denn, was Jay gesagt hat?«
    »Ich weiß nur, was ich an seiner Stelle gesagt hätte.«
    »...«
    »Es ist in Ordnung, wenn du dir um sie Sorgen machst, Aber du wirst sehen, sie ist bald wieder da, braun gebrannt, und dein Vater wird es wie immer nicht für nötig halten, dir irgendeine Erklärung zu geben. Das ist alles.«
    »Du füllst mich aus, Rick, weißt du das? Du pflügst mich durch.«
    »Wie bitte?«
    »Du pflügst mich durch, Rick. Wenn wir, du weißt schon... was wir gerade gemacht haben.«
    »Ich fülle dich aus?«
    »Ja.«
    »Danke schön.«
    »Eine Geschichte, bitte.«
    »Eine Geschichte?«
    »Bitte. Hast du heute eine hereinbekommen?«
    »Oh, ja.«
    »Gut.«
    »Aber ich habe heute auch mit meinem Tagebuch angefangen. Nichts Großes natürlich. Nur ein

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