Der Besen im System
gerne einen Blick darauf werfen lassen, aber sie sind ...
RICK: Ich bin es Leid. Sie wollen mir gar nicht helfen. Ich habe einen grausam kleinen Penis und leide deshalb unter einem Minderwertigkeitskomplex. Dafür brauche ich Ihre Hilfe. Ich will, dass Sie mir Lenores wahre Meinung sagen und, wenn Sie so wollen, ihre Geheimnisse verraten. Stattdessen erzählen Sie mir von Olaf Blentner. Helfen Sie mir mit meinem Penis, Jay. Tun Sie endlich mal etwas Nützliches und helfen Sie mir mit meinem Penis.
JAY: Penis, Penis, Penis. Ihren Penis kann ich nicht ändern. Sie sind nicht identisch mit Ihrem Penis. Ich interessiere mich für den Menschen Rick Vigorous.
RICK: Herrgott nochmal.
JAY: Ist das denn alles wirklich so schlimm? Sie haben Lenore, und Lenore ist eine schöne, kluge, witzige, größtenteils glückliche junge Frau mit allenfalls ein paar kleinen, wenngleich recht interessanten Problemchen. Und das Beste: Lenore liebt sie.
RICK: Aber ich kann sie nicht besitzen. Es geht nicht. Wird nie gehen.
JAY: Einsam und allein im Vorzimmer zum großen Haus der Liebe, et cetera, et cetera...
RICK: Herrgott nochmal.
JAY: Rick, hören Sie mir zu. Sie können jetzt durchdrehen, wenn Sie wollen, und was Sie mit Sicherheit auch tun werden, aber nach Blentner – und ich glaube fest daran – ist die Membran tatsächlich der Schlüssel zu allem. Sie sollten wirklich auf einen Durchbruch in puncto Membran hinarbeiten. Denn wenn Sie ehrlich sind: Wir beide riechen doch die Membran. Sie möchten Ihren Penis dazu verwenden, um das, was in Ihnen ist, in etwas anderes zu übertragen. Das heißt, Sie wollen die Trennung aufheben, aber bitte nur nach Ihren Spielregeln, und das funktioniert eben so nicht. Sie wollen die Membran behalten und sie gleichzeitig essen, um ein Bild zu verwenden. Ihrem Wunsch, Ihr Inneres nach außen zu kehren, entspricht genau die Angst, das Außen könne in Sie eindringen ... kurz und gut, der alte Reinlichkeitszwang.
RICK: So eine Scheiße. Starten Sie den Stuhl.
JAY: Denken Sie daran, ich bin Ihr Freund.
RICK: Und ich muss ganz dringend pinkeln.
JAY: Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber wir machen Fortschritte. Signifikante Fortschritte, meinen Sie nicht? Ich bestehe geradezu darauf, dass wir Fortschritte machen.
RICK: Reden Sie kein Blech.
JAY: Ich kann es riechen, überall.
RICK: Wissen Sie, mit wem Sie sich hervorragend verstehen würden? Mit Norman Bombardini.
JAY: Wie? Kennen Sie ihn etwa?
RICK: Du lieber Gott, ich hätte es wissen müssen. Lassen Sie mich hier raus.
JAY: Kommen Sie am Montag wieder. Und geben Sie Lenore etwas Geld, damit sie ebenfalls kommen kann.
RICK: Blödmann.
JAY: Ich bin immer für Sie da.
│i│
Lenore sah Mr. Bloemker durch das Fenster von Gilligan’s Isle, als sie nach der Arbeit daran vorbeikam. Sie war auf dem Weg zur Bushaltestelle, und Gilligan’s Isle befand sich unweit der Weight-Watchers-Filiale, die am Abend zuvor Norman Bombardinis Zorn auf sich gezogen hatte. In Lenores Handtasche steckte eine Nachricht von Mr. Bombardini mit einem schokoladigen Fingerabdruck. Die Nachricht hatte einer beinahe leeren Pralinenschachtel beigelegen, die an der Telefonzentrale von Frequent & Vigorous abgegeben worden war. Die Nachricht lautete: »Sei mein kleines Yin.«
Gilligan’s Isle war eine beliebte Bar. Das Interieur spielte mit Motiven der beliebten Sechziger-Serie Gilligans Insel und war kreisrund. Die Wände waren auf eine Art gestrichen, dass sich der Eindruck eines dunstigen Meereshorizonts ergab, der Fußboden glich in Farbe und Textur einem Strand. Überall standen Palmen, deren Blätter den Gast im Nacken kitzelten. Und vor der Bar wuchsen die Figuren sämtlicher Darsteller aus dem Boden: Skipper, die Howells, Ginger, praktisch die ganze Besetzung, originalgetreu bemalt und mit charakteristischem Gesichtsausdruck. Sie steckten etwa bis zur Brust im Boden, und ihre Köpfe, Arme, Schultern, ihre ausgestreckten, abgewinkelten Hände dienten als Tische. Hier und da griff auch eines ins andere: Mr. Howells Arm lag um Mrs. Howells Hüfte, Mary-Anns langes Haar berührte den Plastikunterarm von Mr. Howell, und der Daumen des Professors schwebte verboten tief über Gingers Ausschnitt. Die Bar selbst bestand aus jenem strohartigen Material, aus dem auch in der Serie die Hütten der Schiffbrüchigen gebaut waren. Und hinter der Theke stand ein mehr oder weniger geglückter Lookalike von Gilligan, der gehalten war, einmal pro Stunde einen eseligen
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