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Der Besen im System

Titel: Der Besen im System Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Foster Wallace
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und die ganze Scheiße, habe ich dich Hunderte von Malen betrogen. Und vielleicht erinnerst du dich an die Zeit im letzten Jahr, als wir nicht mehr miteinander geschlafen haben. Das war nur, weil ich es für eine andere aufsparen wollte. Vielleicht hilft dir das ja, mit der Tatsache klarzukommen, dass ich mich jetzt auf unbestimmte Zeit in den Urlaub verabschiede.«
    »O Gott!«
    »Hier, nimm ein Kleenex.«
    »...«
    »Aber glaub ja nicht, ich wüsste nicht, dass du nicht auch in der Gegend rumgebumst hast. Zum Beispiel mit diesem Gluskoter. Der einzige Grund, warum ich ihm nicht die Schnauze poliert habe, war der, dass es mir einfach zu langweilig war. Also spar dir das Theater, du bist nicht besser als ich, du hast nur nicht diese Klasse.«
    »Wie kannst du nur so gemein zu mir sein?«
    »Weil du mich langweilst, deshalb. Und wenn sich ein Mann langweilt, wird er zum Tier. Okay, ich bin ein Tier, na und? Ich habe die Schnauze voll von dieser Scheiße, von deiner Arbeit, meiner Arbeit. Ich habe keine Lust mehr, mich um anderer Leute Steuern zu kümmern oder mir jeden Tag anzuhören, wie Daddy seinen Scheißrasen düngt. Ich muss hier raus. Wenn man Tiere einsperrt, werden sie ungemütlich. Also, Melinda, ich sage das nur vorsorglich.«
    »Ich begreife das nicht. Was ist nur in dich gefahren?«
    »Keine Sorge, du bestimmt nicht.«
    »Dann lassen wir uns also scheiden?«
    »Gott, sogar meine Klamotten riechen nach dir.«
    »Selbst dein ganzer Hass wird nicht dazu führen, dass ich mich auch hasse.«
    »...«
    »O Gott.«
    »... die Autoschlüssel...«
    »...«
    »Nur ein letztes Glas im Stehen, dann bin ich weg. Like a desert breeze
    »Du bist widerlich.«
    »Sag mal, haben wir schon wieder kein Eis mehr? Ich werd ja nicht mehr. Frisst du das Zeug, oder was? Wozu mache ich immer das Eisfach voll, wenn du es nachher einfach wieder herausnimmst. Kannst es ruhig zugeben.«
    »Wenn du gehen willst, dann geh.«
    »Nur noch einen kurzen Drink, wenn du erlaubst. Ein letztes Glas im Stehen.«
    »Warte. Geh nicht.«
    »Sag bitte.«
    »Bitte.«
    »Pech. Reingefallen.«
    »Du bist betrunken.«
    »...«
    »Wo willst du denn hin?«
    »Ich denke, ich fahre erst mal nach Hause.«
    »Wie, den ganzen Weg nach Texas? Jetzt?«
    »Quatsch. Du bist wirklich unheimlich dämlich, weißt du das? Ich sagte, ich fahre, verdammt nochmal, nach Hause. Nach Hause.«
    »Ich liebe dich.«
    »Dann kann ich dir leider nicht helfen.«
    »Und du liebst mich auch.«
    »Du erstaunst mich immer wieder, ehrlich. Sag mal, wovon reden wir eigentlich die ganze Zeit? Aber du ... echt, Melinda-Sue, absolut unbegreiflich. Doch, ich ziehe den Hut. Das Problem ist nur, ich habe ihn nebenan liegen gelassen. Und, hey, entweder du gehst vom Fenster weg oder du ziehst dir etwas an.«
    »...«
    »Nicht schon vorher alles verraten.«
│b│
    Ein heller Tag Anfang September, alles trocken, die Sonne hängt sehr konkret am Himmel, die Wärme kommt eindeutig von dort, denn der Tag selbst hat, sogar am Mittag, einen kalten Kern. Um dieselbe Zeit steht ein Privatjet auf dem Runway 1 des Flughafens von Cleveland Heights, die Nase nach Westen, um später in der Luft nach Osten abzudrehen, auf den Rumpf gemalt ein rotes lachendes Baby. Männer mit Ohrenschutz und orangefarbenen Plastikflaggen, an denen der Wind reißt, der dort viel Platz hat, ziehen die eisernen Prismen vor den Rädern weg. Die Luft hinter den Triebwerken ist heiß, die grünen Felder dahinter schmelzen. Die Triebwerke fauchen durch den heißen Wind wie Schneidbrenner, Kerosin schimmert in der Luft. Die Männer winken langsam mit den orangefarbenen Flaggen. Die Sonne blitzt auf der schrägen Scheibe des Cockpits, hinter dem nur Sonnenbrillen und erhobene Daumen sichtbar werden. Einer der Flaggentypen trägt den Kopfhörer eines Walkmans statt eines Ohrenschutzes und jongliert mit seiner Flagge.
│c│
    »Es blubbert in meinen Ohren.«
    »Das ist der Motor, direkt vor dem Fenster.«
    »Nein, der Motor ist ein schrilles, nervenzerfetzendes Heulen. Bei mir aber blubbert es.«
    »...«
    »Ich ahne es, die Ohren tun mir jetzt den ganzen Flug über weh. Die Druckunterschiede tun meinen Ohren nicht gut. Schmerzen sind das. Diese Schmerzen sind die Hölle.«
    »Rick, in meiner Handtasche sind etwa fünfzig Päckchen Kaugummi. Einfach in den Mund stecken. Kauen. Die Spucke dann schlucken. Hilft erstklassig gegen Ohrenschmerzen, wir haben doch schon darüber gesprochen.«
    »Okay, gib mir eins. Und mach das Papierchen

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