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Der Besen im System

Titel: Der Besen im System Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Foster Wallace
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Scarsdale. Du hast gesagt, du liebst mich.«
    »Richtig, aber diese Zustandsbeschreibung bedarf einer Ergänzung. Ich glaube, was ich damit wirklich sagen wollte, ist, dass ich gern mit dir bumse. Das ist leider schon alles. Und leider glaube ich mittlerweile sogar, dass ich nicht einmal mehr gern mit dir bumse.«
    »...«
    »... meinen Rasierer...«
    »Warum, darf ich nicht?«
    »...«
    »Und wieso?«
    »Keine Ahnung. Darüber muss ich noch nachdenken. Es ist einfach nicht mehr schön. Nicht persönlich gemeint. Bloß nicht mehr schön.«
    »Nicht mehr schön? Was soll das heißen, nicht mehr schön?«
    »Sieh dir nur dein Bein an, dann weißt du es.«
    »Was stimmt nicht mit meinem Bein? Ich bin erst siebenundzwanzig, ich habe schöne Beine. Das weiß ich zufällig genau.«
    »Hör mal, das ist auch so etwas, was mich wahnsinnig macht: wenn du einfach nicht zuhörst, was ich sage, Melinda-Sue. Ich habe nie gesagt, deine Beine wären nicht schön. Ich habe nur gesagt: Sieh dir dein gottverdammtes Bein an.«
    »..«
    »Ich vermisse nur jegliche Schönheit. An deinem Bein zum Beispiel. Okay, es ist glatt und straff und ästhetisch und alles. Es sieht gut aus und fühlt sich gut an und riecht gut. Und es ist immer gut rasiert. So gesehen also nichts dagegen einzuwenden: Es ist schön, wie gemeißelt und die ganze Scheiße. Aber trotzdem ist es nur ein Bein. Für mich ist es mittlerweile nichts weiter als ein Scheißbein. Es könnte auch mein Bein sein – wenn ich es rasieren würde.«
    »Und wo ist da der Unterschied?«
    »Oh, der Unterschied ist erheblich, mein Schatz. Aber dazu müsstest du deine kleinen grauen Zellen aktivieren.«
    »Hör auf, das ist kindisch. Was hat das mit mir zu tun? Du willst mir nur wehtun.«
    »Aber keineswegs. Ich will mich verpissen, mehr nicht. Nicht mehr und nicht weniger.«
    »Und was soll ich dann machen?«
    »Komisch, aber darüber habe noch nie nachgedacht. Okay, überlegen wir mal, auch auf die Gefahr hin, dass ich ausfallend werde. Du hast deine Arbeit, das ist schon mal was. Du hast deine Stimme. Übrigens, deine Stimme, ich muss es mal sagen: Vierzig Mal am Tag dringt diese Stimme an mein Ohr, und es gibt kein Entrinnen. Nicht einmal im Auto. Warum habe ich eigentlich immer das Gefühl, selbst die Luft, die ich atme, sei schon einmal geatmet worden. Und verbraucht. Von dir.«
    »...«
    »Glaubst du, die Heulerei könnte mich umstimmen? Vergiss es. Ich fühle mich nicht schlecht, wenn ich so etwas sage. Ich will nur weg.«
    »Du bist betrunken.«
    »Aber nur ein bisschen. Mach dir keine Hoffnungen. Ansonsten bin ich nur ehrlich, Ma’am. Schluss mit Bumsen, Schluss mit Liebe.«
    »...«
    »Zieh den Bademantel aus.«
    »...«
    »Ich sagte, zieh ihn aus.«
    »Au! Was machst du da...?«
    »Danke. Keine Angst, Ma’am, die alltägliche Vergewaltigung bleibt dir heute erspart. Und guck mal, rutscht auch. Bietet uns die einzigartige Chance, den Tatsachen ins Auge zu blicken.«
    »Die Vorhänge sind offen.«
    »Okay, Fazit. Willst du mein Fazit hören? Du hast nicht mehr genügend Löcher, und ich habe nicht mehr genügend Sachen, die ich dort hineinstecken könnte. Gott, was habe ich nicht alles ... meinen Schwanz, meine Finger, meine Zunge, meine Zehen ...«
    »Hör auf.«
    »... meine Haare, meine Nase. Und nicht zu vergessen meine Brieftasche. Meine Autoschlüssel. Und so weiter und so weiter. Keine Ahnung, was ich jetzt noch ... Nicht die geringste Scheißidee. Und deine Heulerei kotzt mich an. Darf ich dich deshalb bitten, die Heulerei einzustellen, das bringt nicht das Allergeringste, es nervt nur.«
    »...«
    »Echt, es nervt.«
    »Daddy...«
    »Genau. Daddy. Sind wir wieder beim Thema. Wenn du meine Meinung hören willst: Geh zu Daddy. Hilf ihm dabei, den verfickten Rasen zu vögeln. Ist ohnehin das Beste für dich.«
    »Ich hasse dich.«
    »Kein Problem. Dann lass mich in Ruhe.«
    »Aber ich liebe dich. Bitte. Hier ... siehst du, du doch auch.«
    »Ich glaube, hier verwechselst du was. Was du hier siehst, ist nichts weiter als meine perverse Lust an deinem Elend. Nur der Reflex eines gelangweilten alten Kriegers der Liebe. Mit Schönheit hat das nichts zu tun. Und wenn wir es jetzt täten, wären wir nicht besser als die Tiere im verdammten Scheißwald.«
    »...«
    »Interessiert es dich, wie viele Frauen ich in unserer Ehe gevögelt habe?«
    »...«
    »Ich habe dutzende Frauen gevögelt.«
    »...«
    »Seit ich hoch und heilig geschworen habe, dich zu lieben und zu ehren

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