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Der Besen im System

Titel: Der Besen im System Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Foster Wallace
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sie einen unbeteiligten Dritten hinzuzogen, dessen ganzes Leben nur einer Sache gewidmet war: ihnen bei diesem inneren Wachsen zu helfen und sie auf diese Weise in die Lage zu versetzen, sich sowohl als Individuen als auch als Familienmitglieder zu verstehen und so zu einer ganzheitlicheren und glücklicheren individuellen Entfaltung zu kommen.«
    An dieser Stelle setzte das unsichtbare Orchester ein, und in dem Wohnzimmer in Cleveland Heights wurde getanzt, mit allerlei Aufeinanderzugehen, Sicheinlassen und Bezogensein eines Familienmitglieds auf das andere, während das Publikum im Takt mitklatschte. Die Vorführung wäre noch schöner gewesen, hätte sich Alvin etwas mehr eingebracht, statt immer wieder zum Sofa zu rennen, um durch die Sehschlitze seiner Maske auf seine Notizen mit dem Spasova-Interview zu schauen.
    Der Tanz ging zu Ende. Lenore blickte zur Uhr auf dem Kaminsims. Spatula, nicht ganz trocken, aber glücklich, trat vor.
    »Und nach vielen, vielen Versuchen ...«, kicherte sie, »entdeckten die Snapiards das Einfachste von der Welt. Sie entdeckten, dass ihre Individialität nicht auf der Familie beruhen konnte , weil keiner von ihnen die ganze Familie war.« Und die Spaniards gingen hing und traten auf die Masken mit der Aufschrift »Familienmitglied«. »Ihre Individualität beruhte auch nicht auf Dingen, denn sie waren keine Dinge.« Und alle taten so, als träten sie auf die Dinge, die ihnen gehörten, aber nicht wirklich, vor allem Alvin nicht auf seine Spiro-Agnew-Uhr. »Sie fanden schließlich heraus, dass ihre Individualität ausschließlich in ihnen selbst lag ...« Spatula lächelte ganz reizend in den Großbildschirm, während ein Murmeln durchs Publikum ging. »... denn ihre Individualität, das waren sie selbst. So entdeckten sie die einfachste Sache der Welt.« Alvin, Clarice, Stoney und Spatula, sie alle nahmen ihre jeweilige Alvin-, Clarice-, Stoney- und Spatula-Maske ab und starrten tief in die leeren Augenhöhlen in ihrem Gesicht. Durch eine Augenhöhle sagte Spatula zum Fernseher: »Ende.« Das Fernseh-Publikum erhob sich wie ein Mann. Standing Ovations.
│h│
    »Dumm di dumm di dumm du dumm.«
    »...«
    »La di da di da di da.«
    »Jesus soll nichts mangeln.«
    »...«
    »Jesus soll nichts mangeln.
    »Was?«
    »Was hast du gesagt?«
    »Was um alles in der Welt?«
    »Der Herr ist mein Abendmahl. Jesus soll nichts mangeln.«
    »Ach du liebe Güte.«
    »Du füllst mich aus.«
    »Ein Wunder.«
    »Geliebte, leg dein schlafend Haupt.«
    »Gütiger.«
    »Menschlich in Verräterarm.«
    »Der Vogel ist von Gott berührt.«
    »Der Vogel ist von Gott berührt.«
    »Ja.«
    »Ich muss tun, was für mich persönlich das Beste ist.«
    »Herr, ich danke dir. Ich danke dir, dass du dieses Haus berührt hast. Oral, ja. Ich durfte ein Wunder erwarten.«
    »Die Sünden der Väter.«
    » Wilbur und Charlotte . Genau wie in Wilbur und Charlotte .«
    »So etwa, so groß wie bei einem Kamel.«
    »Soll ich dich berühren?«
    »Frauen brauchen Raum zur Entfaltung.«
    »Au! Der ist ja bissig.«
    »Clint. Clint. Clint. Genau wie in Wilbur und Charlotte .«
    »O Martin Tissaw. Warum bist du jetzt nicht da?«
    »Wir könnten ihn zu Leute hautnah bringen.«
    »Was?«
    »Vielleicht könnten wir ihn in Leute hautnah auftreten lassen.«
    »Heißt Du mich solches tun, Gott? Soll ich diesen Vogel nehmen, dieses Tier, auf dass die Menschen durch Leute hautnah deine Stimme vernehmen?«
    »Zorn und Ärger sind natürliche Reaktionen.«
    »Um den Menschen Deine Botschaft von Zorn und Liebe zu bringen?«
    »Menschlich in Verräterarm.«
    »So will ich tun. Weib, erhebe dich von den Knien!«
    »Weib, erhebe dich von den Knien.«
    »Geh hin und tu, wie dir geheißen.«
    »Zu Leute hautnah? «
    »Ja, zu Leute hautnah . Mit diesem ekelhaften Spiegel und allem Drum und Dran. Aber erst muss ich Martin anrufen.«
    » Vögeln hautnah . Aber ich warne dich, vielleicht zerrupfen sie ihn. Noch ein Pfefferminz?«
    »Abstauben bringt gar nichts.«
    »Und was ist mit Vlad dem Pfähler?«
    »So nennt man mich.«
    »Dann besorg’s mir.«
    »Besorgt soll es dir werden. Wir gehen gemeinsam, aber erst muss ich noch Leute hautnah anrufen.«
    »Auf Wiedersehen.«
    »Herr, ich danke dir.«

│11│   1990
│a│
    »Ich glaube, ich seile mich ab.«
    »Was heißt das?«
    »Es heißt, dass ich hier verschwinde.«
    »Verschwinden aus was?«
    »Hör mal, wie viel Zeit haben wir noch, Melinda-Sue?«
    »Du hast gesagt, es gefällt dir in

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