Der bessere Mensch
Bruder und klopfte sich mit dem Handballen an die Stirn. „Ich muss mit Mama reden, wir müssen dich entmündigen …“
„Sei nicht so melodramatisch. Ich war schon kurz davor aufzugeben … verstehst du … und dann hat mir Frau Bienenfeld diese Idee gegeben …“
„Ja … mit dem thailändischen Markt … großartig … und jetzt wartest du, bis der kleine Junge antanzt mit eurem Täter auf dem Rücken …“
„Kein Junge, eine Frau! … In dieser Geschichte muss es eine Frau geben, die … “
„Wieso?“
„Oh Gott … sagen wir einfach Intuition dazu … das ist das, was ich von Mama geerbt habe, während du den technoiden Stursinn unseres Vaters hast …“
„Das ist ja nicht dein Ernst! Nur weil ich deinen Wahnsinn da nicht unterstützen will, heißt das …“
„Okay, ganz ruhig“, Schäfer hielt seinem Bruder die offenen Handflächen entgegen, „und hör mir bitte kurz zu: Wer kümmert sich um die Patienten, wer pflegt überall die Langzeitfälle, wer putzt ihnen die Ärsche, tauscht die Infusionsflaschen aus …“
„Frauen … in den meisten Fällen …“
„Eben: Frauen … unser Täter ist angeschossen worden, ohne professionelle Hilfe verreckt er … und überall in diesem Fall tummeln sich Mediziner … außerdem: das Narkosemittel, mit dem Born betäubt worden ist … kriegt man das vielleicht im Supermarkt?“
„Nein … aber auf dem Chatuchak bestimmt …“, erwiderte Schäfers Bruder gereizt.
„Egal … wann kommt dein Bekannter eigentlich?“
„Um acht“, antwortete Jakob und seufzte. „Ich … ach, vergiss es“, er setzte sich neben seinen Bruder und nahm sich ebenfalls ein Buch vor. „Und was soll dieses Gekritzel deiner Meinung nach beweisen?“
„Das kann ich dir noch nicht sagen … ist noch sehr spekulativ … wirst du da schlau draus?“
„Nein … das sind wahrscheinlich Kürzel … aber auf Englisch … amygd., das könnte für Amygdala stehen, Mandelkern …“
„Ein Rezept?“
„Trottel … die Amygdala ist ein Bereich im Gehirn, der für die Verarbeitung und Weitergabe von Emotionen zuständig ist … dors. thal., wahrscheinlich der dorsomediale Thalamus … also ich werde da nicht schlau draus …“
„Das könnte auch der Grund sein, warum wir so anstehen“, meinte Schäfer und legte das Buch weg. „Wenn ich danebenliege, überschreibe ich dir mein Erbe und du kriegst das Haus in Kitzbühel, okay?“
„Du bist ein Arschloch … unsere Eltern leben noch, wenn ich dich erinnern darf!“
Kurz nach acht läutete Jakobs Bekannter an, ein Psychiater und Gerichtsgutachter, den Jakob auf Drängen seines Bruders bewegen hatte können, noch am selben Abend zu kommen. Während Jakob in die Küche ging und eine Jause zubereitete, nahm der Psychiater auf der Terrasse Platz, holte eine Lesebrille aus der Brusttasche seines Jacketts und schlug das erste Buch auf.
Angespannt folgte Schäfer den Reaktionen des Psychiaters, die hauptsächlich aus unverständlichem Grummeln und ungläubigem Kopfschütteln bestanden. Nach einer knappen halben Stunde hielt Schäfer es nicht mehr aus und ging in die Küche, wo sein Bruder den Rest einer gebratenen Ente aufschnitt.
„Ah … leichte Sommerküche …“
„Wenn ich dir keine ordentliche Unterlage verschaffe, wirst du nur wieder peinlich“, meinte Jakob angestrengt und gab seinem Bruder ein Messer in die Hand. „Da, schneid den Paprika auf.“
Gemeinsam begannen sie dann, den Tisch zu decken, und verlegten den Psychiater, der ganz in Bienenfelds Aufzeichnungen aufzugehen schien, mitsamt den Büchern in einen Liegestuhl. Schließlich schenkte Jakob den Wein ein und rief seinen Bekannten an den Tisch zurück.
„Und? Was sagen Sie?“, fragte Schäfer, noch bevor er den ersten Bissen genommen hatte.
„Pff … also auf ein paar Seiten geht es meiner Meinung nach um Tierversuche, Ratten oder Affen … dann gibt es wiederum ein paar eindeutige Zuordnungen zum menschlichen Gehirn …“
„Also für Vorschüler: Was steht da drin?“
„Eine hypothetische Versuchsanordnung … ein Verfahren zur Rekonstruktion zerstörter Zellen im Bereich zwischen Amygdala, Hypothalamus und Neocortex … Implantation von Gliazellen … irgendeine Droge, die die Produktion fötaler Stammzellen und damit eine adulte Neurogenese anregen soll …“
„Kapierst du, was er sagt?“, wandte sich Schäfer an seinen Bruder.
„In etwa … aber das hilft mir auch nicht weiter …“
„Was soll ich euch sagen“, der Psychiater
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