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Der bessere Mensch

Der bessere Mensch

Titel: Der bessere Mensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Haderer
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unser Mann war … bis jetzt hat er seine Opfer zuerst beobachtet, ist unbemerkt eingedrungen, hat sie umgebracht … und jetzt bricht er ein, durchwühlt die Wohnung, lässt sich von einem Nachbar erwischen … was wollte er dort?“
    „Das sollten Sie eigentlich besser wissen, oder?“ Für einen Moment war Schäfer irritiert vom scharfen Tonfall des Oberstleutnants. Natürlich, es war unangenehm, dass der Irre mit der Säureflasche plötzlich in dessen Revier aufzutauchen schien, noch dazu in der Festspielzeit, aber Schranz tat gerade so, als hätte Schäfer ihn mitgebracht. Dich lasse ich zappeln, respektloser Gebirgsjäger!
    „Gut“, bemühte er sich um einen autoritären Ton, „wenn er Hofer hätte töten wollen, hätte er es getan … aber er hat im Gegenteil gewartet, bis der aus der Wohnung war … also hat er dort etwas gesucht … etwas, das ihn verrät, etwas, das ihm für die Auswahl seiner künftigen Opfer wichtig ist …“
    „Künftige Opfer? … Die darf es nicht geben, hier schon gar nicht“, erwiderte Schranz wütend, „ich habe heute Morgen mit Walter … mit Oberst Kamp telefoniert … eure Verdachtsmomente sind so dünn wie Kasernensuppe, eine Festnahme kann ich mir wahrscheinlich vom Christkind wünschen … ich weiß ja nicht, wie ihr in Wien arbeitet, jedenfalls … Oberst Kamp hat mir versichert, dass ich mich diesbezüglich auf Sie verlassen kann …“
    „Auf mich?“ Schäfer schaute Schranz fragend an. „Das hat er gesagt?“
    „Na, weshalb hat er Sie denn hierher beordert, wenn nicht, um diesen Irren zu fassen? Ist mir da irgendetwas entgangen?“
    „Nein … geben Sie mir das Protokoll, setzen Sie den Personenschutz für Hofer fort … ich nehme an, dass all Ihre Beamten das Phantombild haben und die Augen aufmachen …“
    „Darauf können Sie Gift nehmen.“
    „Schön … Sie hören im Lauf des Tages von mir … oder von Oberst Kamp.“ Schäfer stand auf und reichte Schranz die Hand, die dieser unwillig drückte. Ist mein alter Kamerad schon so senil, dass er mir solche Kanaillen schickt, las Schäfer in den Augen des Oberstleutnants. Egal, bald würde er mit diesem Haufen ohnehin nichts mehr zu tun haben, da war er sich beim Hinausgehen sicherer denn zuvor. Kamp, dieser Arsch, setzte ihn zuerst ins Abseits – da wohnt doch Ihr Bruder, machen Sie sich ein paar schöne Tage, tralala – und kaum steigen ihm die Salzburger auf die Füße, zieht er den Schwanz ein und meint, der Major Schäfer wird’s schon richten.
    Nach seinem Besuch in der Polizeidirektion fuhr er zu seiner Pension, wo er duschte, frische Kleidung anzog und mit einem nassen Handtuch den Bergstaub von seinen Schuhen wischte. Stachelsau und Gänsegeier, er hätte oben auf dem Predigtstuhl bleiben sollen, Kamp eine Nachricht schicken, leckt mich alle am Arsch, das Handy abdrehen und ein paar Tage von abgelaufener Bohnensuppe leben. Er holte seine Waffe unter der Matratze hervor, steckte sie ins Holster und schlich sich aus dem Haus. Durch die Altstadt ging er zur Kaipromenade, überquerte die Salzach und war ein paar Minuten später im Mirabellgarten. Massen an Touristen, die wenigen Sitzbänke im Schatten bereits besetzt. Er querte den Park, bis er beim Zwergelgarten angelangt war – einer kleinen, von einer niedrigen Mauer umgebenen Fläche, in der korpulente Steingnome standen. Hier, verborgen hinter den Bäumen, waren alle Bänke frei. Bevor Schäfer sich setzte, drehte er eine Runde und sah sich die Zwerge an. Dann das Informationsschild: … auf fast allen europäischen Fürstenhöfen wurden in der Barockzeit bedauernswerte, verwachsene Menschen zur Belustigung gehalten, die jedoch ob ihrer Treue und Loyalität hoch geschätzt wurden. Schäfer nahm sein Handy aus der Jacketttasche, machte ein Foto der Inschrift und schickte es Bergmann. Eine Minute später der Anruf.
    „Wie soll ich das verstehen? Als Kompliment oder Vorwurf?“
    „Wie Sie wollen … wie steht’s denn mit Ihrer Treue und Loyalität?“
    „Keine Ahnung, worauf Sie hinauswollen … wie geht’s Ihnen?“
    „Richtig gut … ich bummle durch die Gegend, besuche Mozarts wichtigste Wirkstätten, war schon im Traklhaus … ein kultureller Traum, dieses Salzburg …“
    „Ach ja …“
    „Bergmann!“, schrie Schäfer ins Telefon, „die zucken alle aus hier … beim Hofer ist eingebrochen worden … unser Mann treibt sich inzwischen hier herum … niemand weiß, was los ist, und Kamp, die Sau, hängt mir plötzlich das Ganze um

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