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Der bessere Mensch

Der bessere Mensch

Titel: Der bessere Mensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Haderer
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…“
    „Ich weiß … aber ich habe so ein Gefühl, dass sich bald etwas tut … und Sie halten sich bitte in Bereitschaft, um jederzeit hierherkommen zu können, falls es brenzlig wird …“
    „Ein Gefühl … oje … das sagt mir nichts Gutes … warum bitten Sie nicht die Salzburger um Unterstützung?“
    „Genau, den Schranz, diese Bergdohle … der ist mit dem Hofer auf Servus, wie geht’s, Gernot! … außerdem ein respektloser Arsch …“
    „So, so … respektlos …“
    „Werden Sie nicht frech, Bergmann, sonst stehen Sie zur Strafe einen Tag lang im Zwergelgarten …“
    Schäfer setzte sich auf die kühle Steinbank, schüttelte den Kopf und lachte. Sein Plan war es gewesen, hier im Freien die Fragmente zusammenzusetzen, in Ruhe zu überlegen, ob seine Fantasien irgendeine rationale Grundlage besaßen. Und dann ruft Bergmann an. Kitzelt Schäfers überfressenes Gehirn wie die Pfauenfeder einst die Rachen der antiken römischen Dekadenz, auf dass es in einem Schwall alles herauskotze. Und mit einem Mal klang es logisch, der rationale Katalysator Bergmann hatte die gasförmigen Gebilde, als die seine Gedanken bislang existiert hatten, in einen festen Aggregatzustand gebracht, geholfen, sie zu erden und in Worte zu fassen. Wie wild tippte Schäfer nun in seinen Laptop, damit das alles sich nicht wieder auflöste. Bienenfeld, Hofer, Gerngross … wer noch? … Die Geschichte begann Gestalt anzunehmen, endlich … auch wenn die Vorstellung, dass die beiden Ärzte in irgendeinem Keller der Klinik Experimente am Gehirn lebender Menschen vorgenommen hatten, ihm immer noch schwerfiel. Schließlich war er Hofer begegnet, der war kein Frankenstein … doch die Seele, die Seele, dieses weite, zerklüftete Land.
    Von Westen her begannen sich schwere Wolken in seine Richtung zu schleppen, Schäfer beendete seine Arbeit. Im Zwergelgarten von einem Blitz erschlagen zu werden, hatte zwar zweifelsohne Stil, aber da gab es doch noch ein paar Dinge, die er erleben wollte. In der Judengasse setzte er sich in ein Kaffeehaus, das im ersten Stock lag und einen guten Blick über die Passanten ermöglichte. Die Kellnerin brachte ihm die bestellte Leberknödelsuppe und ein Mineralwasser. Er aß die Hälfte, nahm sein Telefon aus dem Jackett und rief Bruckner an.
    „Servus … Ja, eh gut … Sag: Kannst du mir einen Gefallen tun, der dir wahrscheinlich auf die Nerven geht? … Es geht um den Türken … Ich wollte dich schon vor zwei Tagen anrufen, aber dann ist immer wieder was dazwischengekommen … Ich weiß, das habe ich gelesen, aber irgendwas stört mich da noch … Schau dir doch bitte die Bilder noch einmal genau an, ob da alles zusammenstimmt … vor allem das Stichmuster, sprich bitte auch noch einmal mit Koller darüber … Ja, genau, könnte doch sein, oder? … Außerdem geht mir ihr Freund nicht aus dem Kopf … Nein, das glaube ich auf keinen Fall … aber ich denke, dass er uns etwas verheimlicht, dass sie ihm vielleicht davon erzählt hat … Nein, aber ich denke, dass wir ihn bald haben … Mach ich, mach ich … Danke, servus.“
    Er legte das Telefon beiseite und widmete sich wieder seiner Suppe. Natürlich könnte er sich der Sache mit dem Türken und seiner toten Tochter auch selber annehmen. Irgendwann später, wenn er wieder in Wien wäre. Aber wenn sich dann wirklich herausstellte, dass der Mann unschuldig war? Dann wäre Schäfer der Streber; der Besserwisser, der ohne Absprache mit den Kollegen ermittelte, um gut dazustehen. So hatte er zwar ebenfalls Bruckners Kompetenzen in Frage gestellt – aber doch so, dass dieser selbst die Dinge in die Hand nehmen konnte.
    Ein erster Bote des nahenden Gewitters ritt donnernd über den Himmel. Schäfer rief die Kellnerin und bezahlte. Einen Platzregen konnte er abwarten – aber wenn es länger dauerte, war das nicht der Ort, an dem er sich lange aufhalten wollte, zumal er seinen Fünf-Uhr-Termin nicht versäumen wollte. Als er über den Mozartplatz ging, schlugen die ersten dicken Tropfen auf den warmen Asphalt wie Geschosse. Schnell ein Taxi. Als er die Wagentür öffnete, brach der Himmel auf.

33.
    Er drückte auf den Klingelknopf, was gleichzeitig den Türöffner auslöste. Im Hausgang roch es wie in einer Kirche. Schäfer stieg die Treppen in den zweiten Stock hinauf, sah die angelehnte Tür mit dem Namensschild des Psychiaters und trat ein.
    „Was zu trinken?“, fragte der Mann, nachdem er Schäfer begrüßt und in sein Arbeitszimmer gebeten

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