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Der bessere Mensch

Der bessere Mensch

Titel: Der bessere Mensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Haderer
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der Verfasser dieses Buchs und seine Kollegen sind mit ziemlicher Sicherheit in ein Schwerverbrechen verwickelt … je weniger Menschen momentan davon wissen, desto besser …“
    „Gegenstand laufender Ermittlungen“, dozierte der Psychiater, der solche Phrasen zu lieben schien.
    „So kann man es sagen, ja.“
    Den Weg zu seiner Pension nahm er zu Fuß. Der Himmel legte eine Pause ein, ganz erschöpft schienen die schwarzgrauen Wolken allerdings noch nicht zu sein. Doch Schäfer brauchte die sauerstoffreiche, regenfeuchte Luft, um seinen Kopf zu klären. Das Gespräch mit dem Psychiater hatte seine Theorie zumindest nicht entkräftet. Doch was brachte ihm das? Er war nicht die Ethikkommission, zudem waren die meisten von Bienenfelds und Hofers strafrechtlich relevanten Taten wahrscheinlich schon verjährt, er suchte einen Mörder. Ein Tropfen traf seine Stirn, er beschleunigte seinen Schritt. Telefon. Unbekannter Teilnehmer.
    „Hallo?“
    „Herr Müller …?“, eine leise Frauenstimme, die er nicht zuordnen konnte.
    „N… ja, genau, mit wem spreche ich bitte?“, bemühte sich Schäfer, ruhig zu bleiben. Der Regen wurde stärker. Doch wenn er zu laufen anfing, würde er womöglich etwas Wichtiges überhören.
    „Ich bin die, die Sie neulich in Großgmain gesucht haben …“
    „Ähm … ja“, Schäfer überlegte, wie er sich nun verhalten sollte, „vielleicht sollten wir uns irgendwo treffen … mein Erinnerungsvermögen …“
    „Das wollte ich vorschlagen, ja.“
    „Gut, und wann?“ Der Himmel brach auf, Schäfer deckte sein Handy mit beiden Händen ab und sah sich nach einem Unterstand um.
    „Können Sie heute Abend?“
    „Sicher …“, er flüchtete mit anderen Passanten in eine Schaufensterpassage.
    „Warten Sie um acht am Parkplatz vor der Klinik auf mich?“
    „Gerne, Frau …“
    „Sonja … also bis dann.“
    Eingeengt zwischen den anderen Schutzsuchenden schwankte Schäfer zwischen Euphorie und Unsicherheit. Der Köder war geschluckt worden, sehr gut. Doch er wusste nicht, von wem. Das Prasseln des Regens, der Donner, das Gemurmel der Menschen um ihn herum, die fast flüsternde Stimme … er glaubte, sie auf dem Klinikgelände gehört zu haben … sicher war er nicht.
    Später in seinem Zimmer: In zwei Handtücher gewickelt saß er auf dem Bett, starrte in den Raum … sechs Uhr dreizehn … sechs Uhr zwanzig … sechs Uhr achtundzwanzig … mach dich nicht verrückt, ermahnte er sich, nahm seinen Laptop und protokollierte das Gespräch mit dem Psychiater.
    Sieben Uhr drei. Er zog sich an, stellte sich ans Fenster und rief Bergmann an.
    „Bergmann … die Schlinge zieht sich zu!“
    „Was heißt das?“, fragte Bergmann besorgt.
    „Jemand hat den Köder geschluckt … in einer Stunde treffe ich mich mit einer Frau, die offenbar etwas weiß …“
    „Aber Sie gehen da nicht allein hin?“
    „Vorerst schon … soll ich mit der Wega auftauchen? Ich habe mich bisher nicht als Polizist zu erkennen gegeben, ich benutze einen falschen Namen …“
    „Oh mein Gott … wo ist das Treffen?“
    „Ich hole sie am Parkplatz vor der Klinik in Großgmain ab … dann sehen wir weiter. Ich gebe Ihnen auf jeden Fall Bescheid.“
    „Von wegen … ich schnappe mir Kovacs und löse alle Radarfallen zwischen hier und Salzburg aus!“
    „Oha, Bergmann, so ungestüm … na gut, wie Sie meinen. Aber machen Sie nichts, ohne mich vorher zu informieren, verstanden?“
    „Natürlich … und wenn Sie erschossen irgendwo im Graben liegen, werde ich mit Ihrem Geist Kontakt aufnehmen.“
    „Ganz schön witzig heute, Kollege … na gut, ich muss los … wir sehen uns später.“
    „Passen Sie auf!“
    Schäfer schnallte die Waffe um und zog eine Regenjacke über. Er verließ die Pension und rannte zu seinem Wagen. Startete den Motor und drehte das Radio auf. Irgendwo musste es doch einen Sender mit guter Musik geben. Eine Oper … na ja, besser als das andere Zeugs. Er parkte aus und fuhr los. Fidelio, wenn er sich nicht täuschte. Na, wenn das kein gutes Zeichen war.

34.
    19:48
    Regen schlierte über die Windschutzscheibe, verwischte die Außenwelt. Über das Lenkrad gebeugt, in der Hand einen Notizblock, bemühte sich Schäfer, die Nummernschilder der Fahrzeuge zu lesen, die an der Steinmauer parkten, von der das Klinikareal umgeben war. Zwölf Autos. Viel zu wenig für das gesamte Klinikpersonal und allfällige Besucher. Wahrscheinlich gab es eine Tiefgarage oder einen Parkplatz auf der anderen Seite.

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