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Der bessere Mensch

Der bessere Mensch

Titel: Der bessere Mensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Haderer
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gutes Zeichen interpretierte und sich umso mehr anstrengte, ihr Ego zu ködern. Wenn ihm nur dieser ganze Quargel einfiele, mit dem ihn der Psychiater überfordert hatte. Adrenalin, Adrenalin, er führte seine Hand langsam an den Oberschenkel und krallte sich mit aller ihm verbliebenen Kraft ins eigene Fleisch.
    „Parallel zur … chirurgischen Behandlung … da haben Sie mit Verhaltens… Medikamenten begonnen …“
    „Ja … und? Inwiefern interessiert Sie das … ich glaube nicht, dass Sie eine Ahnung von den Dimensionen haben, die unsere Arbeit in den letzten zehn Jahren angenommen hat.“
    „Ja, nein … aber … mit dem Bösen … ich als Polizist … mein Interesse … Menschen bessern …“ Er biss sich auf die Zunge, schmeckte das Blut, er sah eine Chance.
    Sie legte die Hand mit der Waffe auf ihren Oberschenkel.
    „Die Wiederherstellung … dass die Verbindung vom limbischen System zum Cortex … die bisher eingeschränkten Hemmmechanismen wieder weitgehend intakt …“, Schäfer hatte keine Ahnung, ob das Gesagte irgendeinen Sinn ergab, „also, das ist ja … aber ist das … ich meine … in Verbindung mit einer Therapie … diese Gefühle, zu verstehen, was einen bewegt, und wie man damit umgeht … das neu erkennen und einordnen können … genial …“
    „Für einen Polizisten scheinen Sie sich ganz gut auszukennen, Herr … wie heißen Sie denn nun wirklich?“
    „Schäfer, Johannes Schäfer …“
    „Ach, das sind Sie? Ich habe etwas über Sie in der Zeitung gelesen, letztes Jahr im Winter, oder? Diese verrückte Geschichte mit den Kartenmördern?“
    „Genau … mein magnus opum …“
    „Opus magnum, meinen Sie.“
    „Wie … ach so … ja … da sind mir wohl die Fälle durcheinander …“
    Sie lachte. Yes yes yes, bald hatte er sie so weit. Aber wie lange konnte er sich noch aufrecht halten? Und was hatte sie ihm da gespritzt, war das vielleicht … genau das Zeugs, das Born gespritzt worden war?
    „Dieses … Medikament, das … sterbe ich?“
    „Nein, davon nicht … vorausgesetzt, Ihre Herzleistung ist nicht beeinträchtigt“, meinte sie erheitert, „das ist nur ein Relaxans … im meinem Wohnzimmer kann ich keine Leichen brauchen.“
    Schäfer verließ mit einem Schlag jeder Mut. Die Frau war eine Psychopathin. Sie würde ihn töten. Verkrampft hielt er seinen Harn zurück. Bergmann, Bergmann, ich heirate dich und vermache dir das Haus in Kitzbühel, das ich eigentlich meinem Bruder versprochen habe, bitte, bitte, komm zur Tür herein und knall die Schlampe ab.
    „Ich habe Ihre Adresse meinen Kollegen …“
    „Gewiss … Sie sind seit einer Stunde bei mir, auch wenn Ihnen das noch nicht so lange vorkommt, das liegt an dem Medikament … das ist doch etwas lang für einen Alarmeinsatz der Polizei, nicht? Also …“
    „Wer? Wer hat Born und Mladic getötet?“ Zumindest das wollte Schäfer noch wissen.
    „Wer?“, sie wirkte verstört, „ich dachte, das wüssten Sie längst?“
    „…“
    „Na, Simon, wer sonst …“
    „Simon?“
    „Ja, so hat Max ihn neu getauft … wissen Sie, dass seine Schwester Simona geheißen hat? Die Gernots Vater zu Tode gequält hat? … Max … er hatte eine Imagination, die Jahrzehnte in die Zukunft reichte … aber er ist alt geworden … ein sentimentaler Zauderer … bekommt plötzlich Skrupel … sein Tod war das Beste, was uns passieren konnte …“
    „Simon?“, wiederholte Schäfer stur, um sein Leben zu verlängern.
    „Na, Sie kennen ihn wahrscheinlich nur unter Paul.“
    22:02
    Schäfer nahm eine Bewegung im Raum hinter ihr war, eine Gestalt huschte ins Zimmer, plötzlich stand er hinter ihr.
    „Paul! Kastor!“, Schäfer lachte hysterisch auf. „Kastor, Drecksau, Mörderschwein, du siehst beschissen aus!“ Jetzt kamen ihm die Tränen, was für ein beschissenes Ende er hier nahm, zweimal hatte der ihn entkommen lassen und dann begab er sich freiwillig zu ihm. Ach Schäfer, du überhebliches Arschloch, das ist die Rechnung, diese Möglichkeit hatte er nicht bedacht, weder er noch sonst wer. Wie auch? Kamp hatte ihn tot gesehen, er war doch eingeäschert worden. Schalk, ging es Schäfer durch den Kopf, der Gerichtsmediziner, er musste ihnen geholfen haben. Und dann? Erschöpft sah er auf, in Kastors bleiches Gesicht, das scheinbar ein Lächeln formen wollte. Jaja, alte Bekannte, freut mich auch, dich zu sehen, Paulchen. Wie ein Insekt, dachte Schäfer, über Stirn und Schläfen zog sich wie unter die Haut tätowiert ein

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