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Der bessere Mensch

Der bessere Mensch

Titel: Der bessere Mensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Haderer
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dünnes blaues Aderngeflecht, das dunkle Haar war an den Seiten dünn, aber gleichmäßig, während es aus der Schädeldecke wuchs wie zähe Grasbüschel auf einem kargen Boden, am Scheitel und über den Ohren waren dicke Narben zu erkennen, die den Schädel musterten wie die Nähte eines Baseballs.
    „Bring ihn zum See … er muss weg.“ Gerngross trat auf Kastor zu und fasste ihn am Hinterkopf, was weniger wie eine zärtliche Geste als ein Druck auf eine bestimmte Taste wirkte. Doch Kastor rührte sich nicht, sah Schäfer an, jetzt erkannte dieser auch die schwarze Beretta in seiner rechten Hand, die Kastor nun langsam hob.
    „Nicht hier, du Idiot!“, rief Gerngross wütend und wollte ihm in den Arm fallen, der oben blieb wie eine eiserne Schranke. Kastor trat einen Schritt zurück, richtete die Waffe auf ihre Stirn, bamm, zeitgleich mit dem Schuss zuckte ihr Kopf wie nach einem Stromschlag, mittendurch, aus dem Hinterkopf spritzte ihr Blut auf Schäfers Gesicht, dann brach sie wie ein erlegtes Wild in sich zusammen und schlug zu Schäfers Füßen auf dem Boden auf. Kastor sah teilnahmslos auf die tote Gerngross und kratzte sich mit der Pistole an der Schläfe. Und jetzt? Schäfer?
    22:15
    „Es liegt auf deutschem Staatsgebiet“, Bergmann sah zu Kovacs hin, „das ist schlecht.“
    „Wieso?“
    „Weil wir da keinen Zugriff haben … ich kann höchstens die Kollegen bitten, eine Streife vorbeizuschicken … mehr als einen österreichischen Polizisten, der seine Anrufe nicht annimmt, haben wir nicht … bis sie uns da ein Einsatzkommando genehmigen … Scheiße … ich rufe jetzt Kamp an.“
    22:21
    „Was hat er gesagt?“
    „Ich zitiere: Da scheißen wir einen Haufen so groß wie den Untersberg drauf. Er ruft Schranz an und einen Bekannten bei den Deutschen … die GSG und die Cobra stehen sofort Gewehr bei Fuß … “
    „Hoffentlich“, erwiderte Kovacs, sah, wie Bergmann erneut eine Kurzwahltaste drückte und kurz darauf wieder auflegte. Sie drückte das Gaspedal durch.
    22:23
    Als Kastor das Telefon in Schäfers Hosentasche brummen hörte, erwachte er aus seiner Erstarrung.
    „Ich muss Gernot anrufen“, sagte er mit müder, rauer Stimme, bewegte sich auf Schäfer zu und nahm dessen Handy heraus. „Er weiß, was ich tun soll.“
    Während Kastor aus Schäfers Blickfeld verschwand, versuchte dieser, sich aus dem Stuhl zu erheben. Es gelang ihm, seine Gesäßbacken nach vorne zu schieben, dann fiel er seitlich vom Stuhl, sein Körper kippte zur Seite und schlug mit der Schläfe auf den Parkettboden. Er sah seine Waffe; wenig später Kastor, der vor ihm stehen blieb und ihn dann mit einer Leichtigkeit zurück in den Stuhl hob, als wäre Schäfer ein Kleinkind.
    „Gernot ist gleich da“, sagte Kastor und setzte sich Schäfer gegenüber auf einen Hocker.
    Wunderbar, dachte Schäfer, ich kann es kaum erwarten, den Doktor zu sehen. Was war denn mit Bergmann los, verflucht? Er hatte ihm doch die Adresse gegeben … jetzt war doch der Zeitpunkt, zu dem er mit einem Sonderkommando das Haus stürmen, Kastor überwältigen und ihm selbst eine Zigarette in den Mund stecken sollte … Beeerg-maaa-nnnn, summte es in seinem Kopf, kom heer, duu aaalder Gaadenzweerch … hm, wenn niemand eine Waffe auf ihn richtete, war diese Droge eigentlich gar nicht so übel.
    22:40
    Kovacs stieg auf die Bremse, hundertzwanzig war zu viel für diese enge Abfahrt. Noch achtzehn Kilometer bis zur Grenze.
    „Was machen wir dann?“
    „Wir fahren in die Lavenzagasse 18“, erwiderte Bergmann, der seine Waffe bereits im Schoß hielt.
    „Und dann?“
    „Weiß ich nicht. Wenn sein Auto da ist, läuten wir an … sonst müssen wir auf die Deutschen warten …“
    „Wer wohnt in dem Haus?“
    „Anke Gerngross … Fachärztin für Neurologie in der Klinik in Großgmain …“
    „Das kann gut oder schlecht sein …“
    „Darauf lasse ich es nicht ankommen“, erwiderte Bergmann und überprüfte abermals den Schlitten seiner Dienstwaffe.
    22:55
    Er hörte hektische Schritte, hob seinen Kopf und öffnete die Augen. Doktor Hofer.
    „Ho… Ho… Ho… Hofer“, lallte Schäfer und kam sich vor wie ein besoffener Weihnachtsmann.
    „Mein Gott, Simon, was ist hier passiert?“, fragte Hofer geschockt, stellte seine schwarze Ärztetasche auf den Boden, ging neben Gerngross’ Leiche in die Knie und hielt seine Daumen an ihre Halsschlagader. Dann stand er auf und sah sich Schäfer an.
    „War nicht anders möglich“, sagte Kastor

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