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Der bessere Mensch

Der bessere Mensch

Titel: Der bessere Mensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Haderer
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Geschwister Zufall und Schicksal kann einen auf den Thron des Wissens heben. Wohlan, tapferer und selbstloser Junker, nun ran an den Gral.
    Als er aus dem Bad ins Wohnzimmer ging, sah er den Regen die Dachfenster herabrinnen. Nichts mit dem Fahrrad. Und obwohl sein Dienstwagen noch vor der Tür stand, beschloss er, die U-Bahn zu nehmen. Der Straßenverkehr und seine üblichen Teilnehmer, zurzeit nichts für sein Gemüt. Den Weg von der Haustür zur U-Bahn legte er im Laufschritt zurück; für einen Regenschirm fühlte er sich noch nicht alt genug.
    „Essen Sie das noch?“, fragte er Bergmann, als er ins Büro kam und auf dem Schreibtisch seines Assistenten ein halbes Marzipancroissant liegen sah.
    „Eigentlich schon … haben Sie nicht gefrühstückt?“
    „Doch, aber offenbar zu wenig.“
    „Nehmen Sie’s“, meinte Bergmann seufzend und sah sein Croissant in Sekundenschnelle in Schäfers Mund verschwinden.
    „Köschtlich … wo gibt’s die?“, schmatzte Schäfer und ging zur Espressomaschine.
    „In der Bäckerei bei der U-Bahn … wie war Ihr Treffen mit dem Psychiater?“
    „Mit welchem … ach so … na ja … wenig ergiebig … die sind immer so theoretisch … bei Ihnen was Neues?“
    „Ja … Frau Born hat uns ganz wider Erwarten ihren Kalender geschickt … also die Tage, an denen sie am Semmering war …“
    „Und?“
    „Nichts ‚und‘ … bis jetzt habe ich nichts, womit ich die Daten in Zusammenhang bringen könnte … weder über die schwarze Limousine noch über irgendwelche Besuche …“
    „Wo sind die Bankauszüge?“
    „Hat Strasser …“, meinte Bergmann, und als er Schäfer zum Telefon greifen sah: „Brauchen Sie gar nicht probieren. Der ist bei der OMV …“
    „Was macht er da … Benzin schnüffeln?“
    „Born war vor seiner Zeit im Nationalrat dort beschäftigt …“
    „Wirklich? Ich habe die immer eher bei den Sozis gesehen …“
    „Sind sie auch … deswegen war Born dann auch schnell weg vom Fenster …“
    Das Telefon läutete. Plank war eben eingetroffen, der Mann, der in seiner Studentenzeit Borns Wagen mit Säure übergossen hatte; ob sie ihn in den Vernehmungsraum bringen sollten? Nein, ins Besprechungszimmer, bislang war er nur Auskunftgeber. Schäfer trank seinen Kaffee aus, nahm sich einen Notizblock und verließ das Büro.
    Wenn der was damit zu tun hat, befördere ich Schreyer zum Leutnant, dachte Schäfer, als er Plank sah. Ein gutmütig wirkender Mann in seinem Alter, weiches Gesicht, lichtes blondes Haar, runde Hornbrille, zerknitterter Leinenanzug … völlig außerhalb des Täterprofils – selbst wenn sie noch kein aussagekräftiges erstellt hatten. Er redete eine knappe Stunde mit dem Mann und ließ ihn wieder gehen. Sein Anschlag auf Borns Auto war nichts als eine zornige, überschießende Reaktion auf dessen damalige Wahlkampagne gewesen. Schäfer erinnerte sich: Die Nationalisten hatten damals Hunderte Anzeigen gegen Unbekannt eingebracht, weil ihre Wahlplakate regelmäßig zerstört worden waren. Was Wunder – Schäfer selbst hatte einmal nach einem Bier zu viel den Faserstift gezückt und Born einen Hitlerbart aufgemalt. Ein Auto mit Säure zu übergießen war zwar etwas gröber – aber nach über zehn Jahren nichts, das eine weitere Ermittlung gegen Plank rechtfertigte. Als Schäfer ihn fragte, ob er sich an irgendeinen Mitstreiter erinnerte, der zu solch einer Tat fähig wäre, verneinte Plank, ohne überhaupt nachgedacht zu haben. Schäfer konnte es ihm nicht verübeln. Vom damaligen Innenminister angestachelt, waren einige Polizisten zu jener Zeit nicht gerade sanft mit den linken Studenten umgegangen. Und jetzt einen von ihnen zur Zusammenarbeit mit ebenjenen zu überreden … keine Chance.
    Auf dem Weg zurück ins Büro traf Schäfer mit Strasser zusammen, der mit einem Stapel Unterlagen zu ihnen unterwegs war. Er hatte sich die Füße wund gelaufen und den Mund fusselig geredet, das sah Schäfer seinem stolzen Gesicht an. Erreicht hatte Strasser aber bestimmt so gut wie nichts – sonst hätte er bei erstbester Gelegenheit den Polizeipräsidenten angerufen und sich bei ihm wichtig gemacht; so weit kannte Schäfer den strebsamen Chefinspektor schon.
    „Und … Fall gelöst?“, fragte er ihn und schnalzte mit der Zunge.
    „Damit kann ich leider nicht aufwarten … aber ich habe eine Menge brauchbarer Informationen zusammengetragen.“
    „Na dann …“, antwortete Schäfer und hielt Strasser die Tür zum Büro auf.
    Eine halbe Stunde

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