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Der bessere Mensch

Der bessere Mensch

Titel: Der bessere Mensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Haderer
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würde er seinen Scheitel richten. Phantomschmerzen?
    „Vielleicht … aber sie wissen auch, dass sie schneller sind … keine Sorge, Herr Inspektor … was zu trinken? Mineral, Kaffee, Cognac?“
    „Einen Kaffe nehme ich gerne.“ Schäfer setzte sich vorsichtig in den Sessel vor Musils Schreibtisch.
    Entgegen Schäfers Erwartung drückte sein Gastgeber auf keinen versteckten Knopf und befahl per Gegensprechanlage die Getränke; er stand auf, ging zu einer hölzernen Wandverkleidung, griff an die Seitenleiste und ließ so eine verspiegelte Hausbar erscheinen, zu der auch eine Kaffeemaschine gehörte.
    „Sehr schick“, meinte Schäfer, ohne eine Antwort zu erhalten.
    „Also, worum geht’s?“, wollte Musil wissen, nachdem er den Kaffee abgestellt hatte.
    „Hermann Born …“
    „Der ist tot.“
    „Danke für die Aufklärung … darf ich jetzt den suchen, der ihn umgebracht hat?“
    „Ich wüsste nicht, was ich damit zu tun haben soll …“
    „War er Kunde bei Ihnen?“
    „Herr Inspektor …“
    „Major.“
    „Na schön … Herr Major, Diskretion ist mein Kapital, wo käme ich da hin, wenn ich so einfach meine Kunden preisgäbe …“
    „Jetzt ist es Nachmittag, ich bin allein hier“, wurde Schäfer plötzlich ungehalten. „Wie schaut es aus, wenn ich am späten Abend mit zehn lauten Kollegen in Uniform hier auftauche?“
    Musil schaute Schäfer erstaunt an, schrieb dann etwas auf einen Notizzettel und reichte ihn über den Schreibtisch.
    „Die Nummer meines Anwalts. Soll ich Sie noch zur Tür bringen oder …“
    „Ich finde selbst hinaus“, antwortete Schäfer, erhob sich aus seinem Stuhl und überlegte, ob er Musil die Hand reichen sollte.
    „Bis demnächst“, sagte er und verließ das Büro.
    Im Aufzug verfluchte er sich selbst. Wie konnte er nur so dumm sein und den Mann so vor den Kopf stoßen? Diese dämliche Achtzigerjahre-Nummer vom noch gutmütigen Polizisten, der aber auch genauso gut mit einer Truppe wikingerhafter Elitebullen anrücken konnte. Musil war Profi, ein Geschäftsmann, gegen den er nichts in der Hand hatte … kein Verdacht, kein einziges Indiz … was war in ihn gefahren … er hätte einen Gefallen von ihm gebraucht … stattdessen sorgte er dafür, dass er ohne die Einwilligung des Staatsanwalts keinen Fuß mehr in Musils Etablissement setzen konnte. Was jetzt? Musste er eben Leitner darauf ansetzen. Es gibt allerdings auch noch einen anderen Weg, dachte Schäfer und hielt das nächste freie Taxi an.
    Bergmann war nicht im Büro. Schäfer setzte sich an den Schreibtisch, fuhr den Computer hoch und starrte missmutig auf den Desktop, bis sich sein neuer Bildschirmschoner aktivierte: ein Korallenriff, in dem sich Anemonenfische, Skalare, Papageienfische und anderes Meeresgetier tummelten. Isabelle hatte ihm den Bildschirmschoner vor zwei Tagen per E-Mail geschickt und Schäfer genoss es, sich in dem virtuellen Aquarium zu verlieren. Diesmal konnte es ihn nicht beruhigen. Er war deprimiert, sauer auf sich selbst. So euphorisch ihn Arbeitserfolge und angenehme Erlebnisse zurzeit stimmten, so unverhältnismäßig war die Niedergeschlagenheit, mit der er auf unerwünschte Ereignisse reagierte. Wofür nahm er denn diese Medikamente? Der Vergleich mit der Badewanne fiel ihm ein. Hatte er sich zu wohl gefühlt und im Übermut das halbe Wasser über den Rand verspritzt? Vielleicht sollte er einfach den Zufluss verstärken. Er holte eine kleine Plastikdose aus der Hosentasche und entnahm ihr eine Tablette, die er in zwei Teile brach. Dreißig Milligramm statt zwanzig … was konnte das schon anrichten.
    Nachdem er weitere zehn Minuten auf den Bildschirmschoner gestarrt und mit sich gehadert hatte, ob er zur Trafik gegenüber gehen sollte, nahm er das interne Telefonverzeichnis von Bergmanns Schreibtisch und suchte sich die Nummer eines Kollegen heraus, der im Dezernat zur Bekämpfung der organisierten Kriminalität arbeitete. Ob sie sich um sechs Uhr kurz treffen könnten, er bräuchte unter Umständen einen Gefallen. Nachdem sie sich in einem Gastgarten nahe der Freyung verabredet hatten, rief Schäfer zuerst Kovacs und dann Schreyer an. Irgendwas Neues? Hatten sie versucht, das Handy zu orten, von dem Born angerufen worden war? Und Schreyer solle ihm bitte nochmals die Nummer schicken.
    Kurz vor sechs verließ Schäfer das Büro, spazierte zur Freyung und setzte sich in den Gastgarten des vereinbarten Restaurants. Sein Kollege Martinek erschien mit zehn Minuten Verspätung und

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