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Der bessere Mensch

Der bessere Mensch

Titel: Der bessere Mensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Haderer
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Schäfer sah sich die Fotos genauer an. Tatsächlich: Ein paar dunkle Haare klemmten in einer Metallleiste, die an der Oberkante der blockförmigen Anrichte angeschraubt war. Die schwarzen Fasern lagen in der Spüle. Schäfer legte die Dokumente auf den Schreibtisch, lehnte sich zurück und versuchte sich den ungefähren Ablauf vorzustellen: Der Täter beobachtet Mladic über einen unbestimmten Zeitraum. Dann dringt er in die Wohnung ein oder wird selbst eingelassen – Einbruchspuren hatten sie noch keine gefunden. 17:30 Uhr: Spätestens jetzt hat er Mladic erschossen. Warum zieht er dann nicht sofort sein Säureding durch und verschwindet? Nein, er wartet … setzt sich auf den Boden, nachdem er Mladic getötet hat, lehnt sich an die Anrichte … vielleicht hatte ihn die Tat so mitgenommen, vielleicht hatte ihn Mladic sogar verletzt, sodass er sich hinsetzen und erholen musste? Blutspuren hatten sie bislang allerdings keine gefunden. Bitte, bitte, findet was, sagte Schäfer und richtete seinen Blick an die Decke, als das Telefon läutete. Ein Beamter von der Spurensicherung.
    „Erlöse mich von meinen Qualen!“
    „Die gute oder die schlechte zuerst?“, wollte sein Kollege wissen.
    „Nur gute, bemüh dich!“
    „Also: Das Projektil aus Mladics Herz wurde aus einer Waffe abgefeuert, mit der unbekannte Täter im Oktober 1992 eine Tankstelle überfallen haben. Geschossen haben sie damals allerdings nur auf den Kaffeeautomaten, um den Tankwart einzuschüchtern …“
    „Ist das jetzt die gute oder die schlechte Nachricht?“
    „Die gute … schlecht ist nämlich, dass Mladic damals einer der Hauptverdächtigen war. Wir haben es ihm nur nie beweisen können …“
    „Also könnte Mladic mit seiner eigenen Waffe erschossen worden sein, die ihm der Mörder entwendet hat“, schloss Schäfer. „Mich wundert allerdings, dass Mladic sie behalten hat, normalerweise entsorgt man so ein Beweismittel so schnell wie möglich … taucht die Waffe nach diesem Überfall noch einmal irgendwo auf?“
    „Nein. Vielleicht hat er sie ein paar Jahre irgendwo versteckt gehabt, in Belgrad oder was weiß ich …“
    „Und dann ist er nostalgisch geworden und hat sie wieder geholt … nein, so dumm war Mladic auch wieder nicht … war es eine besondere Waffe? Irgendeine Gravur, Elfenbeingriff …“
    „Nein. Schwarze Beretta, neun Millimeter … aber du hast sie doch selber gesehen, oder?“
    „Stimmt“, erinnerte sich Schäfer wieder daran, dass sie über die Waffe sprachen, die vor zwei Tagen auf seine Stirn gerichtet gewesen war. „Na gut … wann kommen die Ergebnisse der DNS -Untersuchung?“
    „Frühestens morgen … die sind zurzeit etwas unterbesetzt …“
    „Unterbesetzt“, murrte Schäfer, „uns läuft ein Mörder davon und die liegen irgendwo am Meer …“
    „Jeder braucht einmal Urlaub …“
    „Stimmt … danke dir für die schnelle Arbeit.“
    Nachdem er ein paarmal von einem Ende des Büros zum anderen gegangen war, ließ er Schreyer kommen. Er solle sich die Akte über besagten Raubüberfall vornehmen. Alle Verhöre, alle Zeugenaussagen, vielleicht gab es sogar ein Video einer Überwachungskamera. Außerdem solle er die Waffe noch einmal in allen verfügbaren Datenbanken suchen: Viclas, Europol, was immer ihm einfiele. Vielleicht fände sich ja ein Hinweis, den die Forensiker in der kurzen Zeit, die ihnen zur Verfügung gestanden hatte, übersehen hatten.
    „Geht es noch, oder stehst du kurz vor dem Zusammenbruch?“, fragte Schäfer, bevor er Schreyer entließ.
    „Alles bestens, alles wieder gut“, antwortete dieser, worauf Schäfer ihn mit einem Lächeln hinausschickte.
    Er sah auf die Uhr, drehte den Computer ab, packte in aller Eile die Ermittlungsakten in eine Papiertasche und verließ im Laufschritt das Gebäude. Halb acht … wenn er Pech hatte, würden sie ihn gar nicht mehr hineinlassen … er musste ihm doch erzählen, was es Neues gab, er konnte Bergmann doch nicht ohne Gutenachtgeschichte lassen!
    „Servus“, begrüßte er seinen Assistenten schwer schnaufend und wischte sich mit einem Papiertuch, das auf Bergmanns Beistelltisch lag, den Schweiß aus dem Gesicht.
    „Hallo … ist es heiß draußen?“
    „Sie wissen ja: Die Hitze der Stadt ist im Sommer brutal, wie es bei Fendrich heißt …“
    „Was haben Sie da mitgebracht?“ Bergmann deutete auf den Ordner, den Schäfer auf dem Nachtkästchen abgelegt hatte.
    „Die Ermittlungsakte … ich habe gedacht, Sie könnten sie auf

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