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Der bessere Mensch

Der bessere Mensch

Titel: Der bessere Mensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Haderer
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verdammt sind, müssen Sie nicht gleich alle anderen der Untätigkeit bezichtigen.“
    „Entschuldigung … langsam fällt mir hier wirklich die Decke auf den Kopf …“
    „Wie lange müssen Sie noch bleiben?“
    „Wenn alles so bleibt, bis Sonntag … dann soll ich noch eine Woche zu Hause bleiben, aber …“
    „Aber da können Sie ja genauso gut im Büro sitzen und Papierkram erledigen … jaja … mir Vorhaltungen machen von wegen Schonen und selbst …“
    Der Schweiß brannte Schäfer in den Augen, als er die leichte Steigung vom Gürtel zu seinem Wohnhaus in Ottakring hinauffuhr. Einkaufen musste er auch noch. Auf halbem Weg blieb er bei einem Supermarkt stehen und deckte sich für das Abendessen und das Frühstück ein – mehr wollte er bei diesen Temperaturen auf keinen Fall nach Hause transportieren.
    Kurz nach acht, als Schäfer bereits wie ein alter Hund vor dem Fernseher lag, bekam er einen Anruf von einer Dienststelle im fünften Bezirk.
    „Herr Major, Entschuldigen Sie bitte die späte Störung … aber Sie bearbeiten doch den Fall Schöps …“
    „Unter anderem“, erwiderte Schäfer schroff, dem wirklich nicht daran gelegen war, noch einmal das Haus verlassen zu müssen.
    „Hier ist nämlich ein junger Mann, der sich selbst anzeigen möchte … er gibt an, Manfred Schöps in seinem LKW erschossen zu haben … eigentlich wollte er einen anderen umbringen … der ist ziemlich aufgelöst und ich werde nicht schlau aus ihm … “
    „Bringen Sie ihn in die Josefstadt … ich bin in zwanzig Minuten dort … und passen Sie auf, dass er sich nichts antut …“
    Das ist kein Zufall, dass der sich jetzt meldet, murmelte Schäfer mürrisch, während er sich anzog, das war die Kovacs, diese renitente Kröte. Dann wird aus ihrem lauschigen Sommerabend aber auch nichts, brummte er, als er die Straße nach seinem Wagen absuchte, hoffentlich hat sie gerade ein Soufflé im Rohr und einen feurigen Liebhaber in der Wohnung. Er stieg ins Auto und nahm sein Handy.
    „Kovacs“, schrie er, „was haben Sie im Fall Schöps unternommen?“
    „Ähm … nicht viel“, erwiderte sie kleinlaut.
    „Aha, dachte ich’s mir doch. Sie packen sich jetzt zusammen und kommen sofort in die Justizanstalt in der Josefstadt.“
    „Ich bin eh noch in der Arbeit …“
    „Mir egal … in zehn Minuten sind Sie gestellt.“
    Es war nicht Kovacs, die Schäfer gelassener stimmte, sondern der Mann, der im Vernehmungsraum auf sie wartete. Johannes Pilz, achtundzwanzig Jahre alt, Grafiker in einer Druckerei, ehemaliger Verlobter der jungen Frau, die sich vier Wochen zuvor das Leben genommen hatte. Weil sie vergewaltigt worden war?
    „Ich wollte das nicht … bestimmt nicht“, schluchzte Pilz, als sie sich ihm gegenübersetzten. „Ich habe gedacht … ich war mir sicher …“
    „Dass es Stangl war?“, fragte Kovacs geradeheraus, worauf ihr Schäfer mit einem Blick zu verstehen gab, dass sie ab jetzt den Mund zu halten hätte und er die Vernehmung weiterführte.
    „Ja … er hat … sie war doch so … was hätte ich denn …“
    „Herr Pilz“, meinte Schäfer ruhig, „wir werden Sie jetzt einem Arzt übergeben … der gibt Ihnen ein Beruhigungsmittel, dann schlafen Sie und morgen reden wir weiter … ist das in Ordnung für Sie?“
    Pilz nickte mit dem Kopf, soweit es seine Weinkrämpfe zuließen.
    „Es ist gut, dass Sie gekommen sind … ich kann verstehen, warum Sie das getan haben … und dass Sie jetzt die Verantwortung dafür übernehmen, ist ein sehr mutiger Schritt …“
    Pilz nickte weiter wie eine mechanische Figur und legte dann den Kopf zwischen die Arme auf die Tischplatte.
    „Kommen Sie“, wandte sich Schäfer an Kovacs, legte dem jungen Mann kurz die Hand auf dessen Unterarm und verließ den Vernehmungsraum. Er trug dem wachhabenden Beamten auf, jemanden vom psychosozialen Dienst zu holen und Pilz bis dahin nicht aus den Augen zu lassen.
    Auf der Straße standen sie nebeneinander, schwiegen, bis Schäfer das Wort ergriff.
    „Haben Sie eine Zigarette?“
    „Leider … ich rauche nicht“, antwortete sie, sichtlich erleichtert, dass er mit ihr sprach.
    „Schön … dann trinken wir jetzt was in dem Lokal da drüben.“
    Kovacs folgte ihm über die Straße wie ein Ministrant dem Bischof mit dem Weihrauchkessel. Doch Schäfer war die Lust auf eine Standpauke ohnehin vergangen, sein Zorn loderte nur mehr auf schwacher Flamme, die mit einem großen Bier bald restlos gelöscht sein würde.
    „Also“,

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