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Der Bestatter: Thriller (Christian Beyer-Reihe)

Der Bestatter: Thriller (Christian Beyer-Reihe)

Titel: Der Bestatter: Thriller (Christian Beyer-Reihe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Heib
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den Himmel, der Wind pfiff lautstark ums Haus
und peitschte dicke Regentropfen knallend gegen die Fensterscheiben. Blitze
zuckten über das violette Firmament, es donnerte fast gleichzeitig. In
Sekundenschnelle entwickelte sich ein apokalyptisches Unwetter über der Stadt.
Das fast gewalttätige Wetter paßte gut zu Christians Stimmung. Plötzlich
verspürte er doch Lust, nach draußen zu gehen, und beschloß, im R&B
ein Steak zu essen. Die Vorstellung, daß der Regen seinen vor Ungeduld
brennenden Körper kühlen und er klamme Nässe auf der Haut spüren würde, statt
sich in düsteren, fiebrigen Kopfgeburten zu verlieren, gefiel ihm noch mehr als
die Aussicht auf ein Steak.
    Als er seine Stammkneipe betrat, war wie immer am
Sonntagabend nicht viel los. Deshalb fiel ihm Anna sofort auf, die auf der Bank
mit dem Rücken zum Fenster saß. Kaum war ihm ins Bewußtsein gedrungen, daß er
mit freudigem Erschrecken auf sie reagierte, verspürte er auch schon
Enttäuschung. Auf dem Tisch standen zwei Getränke, sie war nicht allein. Doch
für einen Rückzug war es zu spät. Anna hatte ihn schon entdeckt und winkte ihn
entschlossen heran: »Hallo, Sie sind ja klatschnaß. Wollen Sie sich nicht zu
uns setzen? Pete kommt gleich wieder; wir feiern seine neue Wohnung.«
    Christian blieb unbeholfen vor ihr stehen: »Ich will nicht stören.«
    »Das tun Sie nicht.« Anna sah ihm ernst in die Augen: »Im Gegenteil,
ich würde mich sehr freuen, wenn Sie uns Gesellschaft leisten.«
    Christian zögerte noch, als Pete von der Toilette zurückkam und
seinen Chef überrascht begrüßte. Auch Pete forderte Christian unmißverständlich
zum Bleiben auf. Also gab Christian nach, hängte seine triefende Jacke über einen
Stuhl am leeren Nebentisch und bestellte sich ein Bier. Der Höflichkeit halber
fragte er Pete nach der Wohnung. Anna jedoch brach das wenig ergiebige
Umzugsthema schnell ab, indem sie Christian provokant direkt nach den
Ermittlungen fragte: »Pete will mir nichts über den Bestatter erzählen. Können
Sie mir also sagen, was ich davon habe, einen Polizisten zu kennen? Mit Ihnen
sind es jetzt sogar schon zwei!«
    Christian lächelte: »Die meisten Frauen sind sich einig, daß sie
absolut nichts davon haben, einen Polizisten zu kennen. Außer einsamen
Wochenenden, schlechter Laune und üblen Geschichten.«
    »Wie Sie sehen«, sagte Anna, »sitzen wir am Wochenende gemeinsam
hier, und was schlechte Laune und üble Geschichten betrifft – hatten Sie mal
was mit einer Psychologin?«
    Pete schaltete sich lautstark protestierend ein: »Sag mal, baggerst
du meinen Chef an? Wo ich neben dir sitze?«
    Anna legte ihm die Hand auf den Unterarm und zwinkerte ihm zu: »Ich
versuche doch nur, mich bei ihm einzuschmeicheln, damit er mir was über den
Bestatter erzählt.«
    »Wieso interessiert Sie das so?« wollte Christian wissen.
    Pete lachte: »Erstens ist sie eine Frau, also neugierig. Zweitens
ist sie Psychologin. Und drittens hält sie Vorträge über Frauen, die sich in
Mörder verlieben.«
    Christian hatte, während Pete sprach, seinen Blick keine Sekunde von
Anna gelöst. Sie hielt ihm stand.
    »Haben Sie denn Erklärungen für dieses Phänomen?« fragte er.
    Anna nickte: »Es gibt einige.«
    »Warum interessiert Sie ausgerechnet dieses Thema?« bohrte Christian
weiter.
    »Ich will wissen, wie weit Frauen ihre angestammte Opferrolle
treiben können. Und ich will verstehen, warum.«
    »Warum?«
    Anna begriff im Gegensatz zu Pete sofort, was Christian wissen
wollte. Aber Pete begriff immerhin, daß zwischen Anna und Christian etwas
stattfand, was ihn ausgrenzte. Leicht beleidigt erhob er sich, um an der Bar
noch zwei Bier für Anna und sich zu ordern.
    Anna und Christian sahen sich schweigend an. Kurz bevor Pete zum
Tisch zurückkam, sagte Anna leise: »Meine Mutter läßt sich von meinem Vater
schlagen. Seit ich denken kann. Darum.«
    Als Pete sich wieder hinsetzte und mit einem flotten Spruch
Fröhlichkeit zu verbreiten suchte, stieg Anna darauf ein. Und Christian
verstand, daß Pete nichts von Annas Mutter wußte. Anna teilte nun ein Geheimnis
mit ihm.
    Christian trank schweigend sein Bier aus und verabschiedete sich.
Pete war es offensichtlich recht, Anna jedoch schien seinen Aufbruch ein wenig
zu bedauern. Oder hoffte er das nur? Als er wieder im Regen unterwegs war, fiel
ihm auf, daß er nichts gegessen hatte.

Im Musterhaus werden Geschäfte gemacht. Mal werden Häuser
verkauft, mal Kinder. Das Geschäft mit den Kindern

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