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Der Bestatter: Thriller (Christian Beyer-Reihe)

Der Bestatter: Thriller (Christian Beyer-Reihe)

Titel: Der Bestatter: Thriller (Christian Beyer-Reihe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Heib
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weil ihm jemand eine
zertrümmerte Colaflasche rektal eingeführt hatte, ließ sich selbst mit
distanzierten wissenschaftlichen Ausdrücken nicht bemänteln. Yvonne schluchzte
auf, schlug die Hände vors Gesicht und rannte hinaus. Die Wohnungstür, die
gleich darauf zuschlug, knallte wie ein tödlicher Schuß in der Stille, die sich
im Besprechungszimmer ausgebreitet hatte. Daniel stand auf, kreidebleich, und
meinte leise, er werde mal nach Yvonne sehen. Die Tür fiel ein zweitesmal ins
Schloß, diesmal leise. Eberhard hatte Tränen der Wut in den Augen, er verschränkte
die Arme vor dem Brustkorb und ballte dabei die Fäuste, bis seine Fingerknöchel
ganz weiß wurden. Volker goß sich bemüht unbeeindruckt ein Glas Wasser ein,
wobei seine Hand allerdings verdächtig zitterte. Und Christians Erschütterung
spiegelte sich gespenstisch in seinen Gesichtszügen. Die Kontraste der in
seinem Gesicht nicht zueinander passenden Einzelteile verstärkten sich, als
würde ein Polaroid langsam entwickelt, sie verschoben sich wie
Kontinentalplatten, deren minimalste Bewegung zu einem Aufruhr ohnegleichen an
der Erdoberfläche führte, mit verheerenden Folgen. Christian sah alt aus und
irgendwie verzerrt, jegliches Gleichgewicht, jegliche Harmonie war, während
Karen gesprochen hatte, aus seiner Miene verschwunden. Er atmete tief durch,
erhob sich und schaute aus dem Fenster, um Zeit zu gewinnen und seine
verkantete Kruste zu glätten. Gegenüber auf einer Bank vor dem Eingang zur S-Bahnstation
saß Yvonne in dem seit Stunden niedergehenden leichten Nieselregen, einem
Kompromißangebot der Natur nach dem nächtlichen Sommergewitter. Sie wurde von
heftigen Weinkrämpfen geschüttelt. Daniel setzte sich zu ihr, zog sein Hemd
aus, unter dem er wie immer noch ein Shirt trug, legte es ihr schützend um die
Schultern, obwohl sie trotzdem naß werden würde, und nahm sie fest in seine
Arme. Offensichtlich redete er beruhigend auf sie ein, während er ein großes
sauberes Stofftaschentuch aus seiner Jeans zog und Yvonne damit sorgsam die
Tränen trocknete, die ihr unaufhörlich über die Wangen rannen. Der Anblick rührte
Christian, und unverhofft durchströmte ihn eine friedliche Ruhe, ganz so, als
ob Daniel mit seiner liebevollen Geste das Gleichgewicht zwischen Gut und Böse
wiederhergestellt hätte.
    Pete räusperte sich und ergriff als erster das Wort: »Das war nicht
der Bestatter. Deswegen wird uns die DNA vom Sperma auch nichts nützen.«
    »Vielleicht hat er die Kontrolle verloren«, gab Eberhard zu
bedenken, der seine Fäuste nur langsam wieder lockerte.
    Pete schüttelte den Kopf: »Unser Mörder ist nicht wütend. Er ist
nicht sadistisch.«
    »Das Opfer paßt aber perfekt in die Reihe«, gab Volker zu bedenken,
»daß es keinen Zusammenhang gibt, ist unwahrscheinlich. Perlmann war in
Eindhoven. Joe war bei Perlmann. Früher schon mal hat er einen Auftrag in
Eindhoven erledigt. Detering war vor ein paar Tagen in Düsseldorf und könnte
auch nach Eindhoven gefahren sein.«
    Pete widersprach weiter: »Perlmann war nicht der Bestatter. Joe ist
nicht der Bestatter. Vielleicht Detering. Aber laut Flugplan hat er am
siebenundzwanzigsten Düsseldorf verlassen. Da hat das Kind laut Sektionsbericht
noch gelebt. Es stimmt zwar, daß das Opfer chronologisch in unsere Reihe paßt.
Aber der Mord an sich nicht. Der Bestatter hat einen bestimmten Modus operandi.
Unter anderem Erdrosseln und Abdecken der Würgemale. Undoing. Bestimmt nicht,
einem Kind den Darm mit einer Scherbe aufzuschlitzen. Die Leiche in Eindhoven
wurde in einen Abwasserkanal geworfen, eingewickelt in einer Plastikplane. Wie
unliebsamer Müll. Der Bestatter hingegen arbeitet seit dem ersten uns bekannten
Mord an der Verfeinerung seines Bestattungsrituals. Und zwar stilvoll.«
    Christian nickte nachdenklich: »Der Typ, der diesen Jungen gekillt
hat, war vielleicht ein pädophiler Kunde, der ausgeflippt ist. Und er selbst
oder die Anbieter des Kindes haben das Opfer entsorgt.«
    Pete erhob sich und ging auf und ab. »So sehe ich das auch. Aber mal
zurück zum Modus: Normalerweise bezeichnen wir als Tatort den Ort, wo das Opfer
getötet wurde. Oft wird die Leiche dann zur Tatverschleierung an einem anderen
Ort hinterlegt. Dem Fundort. Ich behaupte in diesem Fall, daß der Ort, an dem
wir die Leiche auffinden, der Tatort ist, obwohl der Tötungsvorgang nicht dort
stattgefunden hat.«
    »Unserem Mörder geht es um die Bestattung«, stimmte Christian zu.
»Ich glaube inzwischen

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