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Der Bestatter: Thriller (Christian Beyer-Reihe)

Der Bestatter: Thriller (Christian Beyer-Reihe)

Titel: Der Bestatter: Thriller (Christian Beyer-Reihe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Heib
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läuft besser als das mit den
Häusern. Und es ist steuerfrei. Bald soll das Musterhaus einen Anbau bekommen,
das will die Mutter. Mit einem Pool drin. Kinder spielen gerne im Pool. Man
kann mit Kindern schön spielen im Pool. Der Vater ist ein guter Investor. Aber
von den Nachbarn hat noch keiner einen Pool. Der Vater will nicht auffallen.
Vielleicht läßt er das mit dem Pool lieber. Die Filme aus der Kammer im Keller
mit den Lederpflöcken und den Holzkreuzen und dem anderen Spielzeug bringen
sowieso mehr ein als Planschereien im Pool. Mit dem Geld hat der Vater jede
Menge schöne Sachen gekauft. Für sich und für seine Frau. Damit die endlich mit
dem Beten aufhört und wieder wie früher wird. Und für den Jungen. Spielzeug,
wie es andere Jungen auch haben. Einen Bagger. Im Garten hat er einen
Sandkasten gebaut. Damit der Junge nicht zum Spielplatz zu den anderen Kindern
geht. Und mit ihnen redet. Obwohl der Junge da gar nicht hinwill. Er will auch
nicht in den Sandkasten im Garten. Er will ja nicht mal reden. Jetzt sitzt er
im Sandkasten, denn die Mutter hat ihn hinausgeschickt. Weil er so blaß ist. Er
sitzt im Sandkasten und stopft sich Sand in den Mund. Bis der Mund ganz voll
ist. Es fällt ihm schwer, nur durch die Nase zu atmen. Er stopft sich Sand in
die Nase. Rechts und links ins Nasenloch. Jetzt bekommt er gar keine Luft mehr.
Wenn er in seinem Zimmer oder im Keller von ganz allein die Luft anhält, dann
macht er irgendwann den Mund auf und atmet weiter, weil ihn irgendwas dazu
zwingt. Es geht nicht anders. Vielleicht geht es ja mit Sand. Aber es tut weh.
Sehr weh. Seine Augen werden größer und größer. Dann spuckt der Körper den Sand
aus. Der Junge rotzt und röchelt und heult.

Freitag, 1. Juli
    Am nächsten Morgen überschlugen sich die Ereignisse. Um
Viertel nach neun rief van Klerk aus Amsterdam an. Keines der ermordeten Kinder
war in Holland als vermißt gemeldet. Völlige Fehlanzeige, wie schon die Suche
über Interpol hatte vermuten lassen. Aber bei Eindhoven war in der Frühe die
Leiche eines etwa sechsjährigen Jungen gefunden worden. Weder die
Auffindesituation noch die Todesursache ließen auf den Bestatter schließen,
doch das Kind war mißbraucht worden und bislang noch nicht identifiziert. Van
Klerk hatte seine Kollegen in Eindhoven darum gebeten, Christian die
Sektionsbefunde zu mailen. Kurz darauf kam ein Anruf vom Polizeipräsidenten.
Christian wurde zu einem sofortigen Gespräch bei der Staatsanwaltschaft
bestellt. Er nahm sich vor, bei dieser Gelegenheit Oberstaatsanwalt Waller
davon zu überzeugen, Karl Detering unter polizeiliche Beobachtung zu stellen.
Die Chancen standen zwar schlecht, aber er wollte es wenigstens versuchen.
    Christian hatte keine Vorstellung davon, wie schlecht die Chancen
standen. Kaum war er in Wallers schickem Büro am Sievekingplatz angelangt,
knallte dieser ihm die Tageszeitung vor die Nase. Auf der ersten Seite prangte
ein Foto von Christian und seinen Jungs im Restaurant an der Alster. Unter dem
Bild stand: »Während der Bestatter ein Kind nach dem anderen tötet, verlustiert
sich die hochbezahlte Spezialistentruppe unter Oberkommissar Christian Beyer
beim mittäglichen Bierchen.«
    »Das Foto haben die anonym zugeschickt bekommen. Von einem besorgten
Bürger! Ich bin auch besorgt. Sehr besorgt«, fuhr Waller ihn an, »können Sie
mir das erklären?«
    Christian konnte: »Das sind meine Jungs und ich in der Mittagspause.
Wir trinken Bier.«
    Etwa eine Stunde später kam Christian zurück in die
Bruchbude, die sie Einsatzzentrale nannten. Er betrat das stickige Zimmer, in
dem Eberhard, Volker und Daniel zusammengepfercht saßen. Daniel sah nur kurz
auf und hackte weiter auf der Tastatur herum.
    »Und?« wollte Eberhard wissen. »Bekommen wir die Observierung?«
    Christian warf die Zeitung auf den Tisch, die er unterwegs am Kiosk
besorgt hatte: »Waller fand, daß wir besonders hübsch getroffen sind. Er war so
begeistert, daß ihn ein Antrag auf polizeiliche Beobachtung Deterings vollkommen
aus der Bahn geworfen hätte. Also hab ich’s gelassen. Aus lauter Rücksicht. Wo
ist Pitt?«
    »Der flirtet in seinem Zimmer mit Karen. Sie hat den
Obduktionsbericht aus Eindhoven.«
    »Dann alles in den Besprechungsraum, aber zackig«, befahl Christian
und ging schneidig voraus. Es dauerte nur zwei Minuten, bis alle dort
versammelt waren.
    Karen faßte die Sektionsergebnisse gewohnt sachlich zusammen, doch
das unvorstellbare Grauen, daß ein Kind verblutet war,

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