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Der Bestatter: Thriller (Christian Beyer-Reihe)

Der Bestatter: Thriller (Christian Beyer-Reihe)

Titel: Der Bestatter: Thriller (Christian Beyer-Reihe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Heib
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von Alkoholikern oft selbst
alkoholabhängig wurden. Oder Töchter, deren Mütter geschlagen wurden, zu
Männern tendierten, die auch sie schlagen würden.
    Anna spürte erst jetzt, wie übel ihr war. Magensäure stieg nach oben
und brannte in ihrer Speiseröhre. Ihre Gedanken waren genauso fahrig wie ihre
Hände. Vermutlich zu viel Kaffee. Sie mußte etwas essen. Und in Ruhe
nachdenken, was sie jetzt tun sollte. Mit Pete reden. Sie mußte erfahren, was
die Signatur des Bestatters war. Das verräterische Detail, das die Polizei
nicht an die Presse gegeben hatte. Pete kannte es. Aber sie durfte auf keinen
Fall ihre Schweigepflicht verletzen. Sie mußte es irgendwie aus ihm
herauskriegen. Ruhig, ganz ruhig. Aber was, wenn sie recht hatte mit ihrer
Ahnung? Und der Bestatter schon zum nächsten Kind unterwegs war?
    Anna wählte Petes Nummer, doch sein Handy war abgeschaltet. Sie
entschloß sich, nicht auf die Mailbox zu sprechen, sondern es später noch
einmal zu versuchen. Als es plötzlich klingelte, fuhr Anna erschrocken aus
ihren Gedanken. Sie sah auf die Uhr, es war schon fast neun. Ein Patient konnte
das nicht mehr sein. Mit dem hoffnungsvollen Gedanken, Pete könne unvermutet
vor ihrer Praxistür stehen und ihr bei dem schrecklichen Dilemma helfen, das
sie umklammerte, öffnete sie die Tür.
    »Hallo«, sagte Christian verlegen.
    Anna blieb vor Überraschung der Mund offen stehen.
    »Ich war zufällig in der Gegend und sah Licht und da Sie kürzlich
gesagt haben, ich dürfe gerne mal zur Therapie kommen …« Christian ließ den
Satz unbeendet und lächelte schief. Beim Sprechen war ihm selbst aufgefallen,
wie dämlich seine Ausrede klang.
    Anna wandte sich um und sah durch den Flur ins Büro zu ihrem
Schreibtisch, der voll war mit den Artikeln über den Bestatter. Irgendwie
fühlte sie sich ertappt und wollte Christian nicht hereinbitten. Er würde sie
sofort ausquetschen wie eine Zitrone. Sie aber fand, sie sollte, wenn überhaupt,
zuerst mit Pete reden.
    »Worum geht es denn?« fragte sie.
    Christian fühlte sich extrem unwohl in seiner Haut, wie ein
dämlicher Schuljunge, der in der Pause auf der Toilette von höhnischen
Mitschülern beim Onanieren vor einem Foto der Schulschönheit erwischt worden
ist, er fühlte sich elend, entlarvt, entblößt. »Ach, vergessen Sie’s. War ’ne
bescheuerte Idee. Ist ja auch schon viel zu spät. Ich geh dann mal lieber …«
    Anna nahm ihre Jacke von der Garderobe und hielt Christian etwas
verkrampft am Ärmel fest: »Nicht so schnell, Herr Kommissar. Eine Sitzung will
ich jetzt nicht mehr machen. Aber ich könnte Ihnen vielleicht einen
freundschaftlichen Rat geben. Wenn Sie mich zum Essen einladen.«
    Christian lächelte verlegen. Wie außerordentlich nett von ihr, so
souverän zu übersehen, daß er quasi mit heruntergelassener Hose vor ihr stand,
dachte er erleichtert: »Sehr gerne. Was halten Sie vom Luxor?«
    Anna nickte: »Gutes Essen, extrem zuvorkommende Kellnerinnen.«
    Als Anna bei der hübschen Bedienung, die mit Pete gevögelt
hatte, ihr Menü bestellte, fragte diese frech, ob sie diesmal auch wirklich
etwas essen wolle.
    »Heute überlasse ich Ihnen garantiert nicht den Nachtisch«, gab Anna
zurück.
    Die Grinsen der Kellnerin erlosch, und sie nahm ohne weiteren
Kommentar Christians Bestellung auf. Christian hatte dem Geplänkel überrascht
gelauscht und vermutete wieder einmal, wie schon so oft in seinem Leben, sein
völliges Unvermögen, der Unterhaltung irgendeinen Sinn beizumessen, könne nur
daran liegen, daß er einfach nichts von Frauen verstand.
    Anna erging es ähnlich, sie verstand sich selbst nicht mehr. Was tat
sie hier eigentlich? Eine halbe Stunde nachdem ihr der begründete Verdacht
gekommen war, ihr neuer Patient könnte ein Mörder sein, ging sie mit dem Chef
ihrer momentanen Affäre aus, zufällig auch noch der ermittelnde Beamte, sie
hockten beide recht angespannt in den Startlöchern zu einem Flirt und zu wer
weiß was noch, und dann stritt sie sich auch noch mit einer Kellnerin um das
Revier. Das war Chaos, das war unwürdig – das war männlich!
    Doch vielleicht konnte sie jetzt die Gelegenheit nutzen, etwas mehr
über den Bestatter zu erfahren. Um Dante als Mörder auszuschließen und in aller
Ruhe mit der Therapie und ihrem Leben weitermachen zu können. Offen reden
wollte sie mit Christian nicht darüber, die Anhaltspunkte, die sie hatte, waren
viel zu vage, um ihre berufliche Schweigepflicht zu brechen und sich
möglicherweise ein

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